Thomas Hutchinson, IR-Chef der Hawesko Holding, hat einen ganz trockenen Humor. Mit Blick auf die Kombination aus Fußballweltmeisterschaft und die erst vor wenigen Tagen stattgefundene Hauptversammlung (HV) des Weinhändlers sagt er: „Nach der Dividende ist vor der Dividende.“ Im Grunde sagt das schon eine ganze Menge aus. Die Hawesko-Aktie ist ein klassisches Langfristinvestment und nicht fürs Zocker. Und angesichts des vergleichsweise gut prognostizierbaren operativen Geschäfts, kündigte Hutchinson auf der Kapitalmarktkonferenz von Egbert Prior schon jetzt eine mindestens stabile Dividende für die HV im kommenden Jahr an. Bezogen auf den aktuellen Kurs von 53 Euro entspricht das einer Rendite von rund 2,5 Prozent. Das ist noch immer recht ordentlich, wenngleich der von boersengefluester.de berechnete Zehn-Jahres-Durchschnittswert mit 3,9 Prozent um einiges höher liegt. Das liegt zum einen daran, dass die Dividendenpolitik seit dem Eigentümerwechsel 2015 ganz moderat gedämpft wurde. Markanter ist jedoch die Tatsache, dass sich der Aktienkurs der Hawesko Holding – trotz immer wieder längerer Seitwärtsphasen – per saldo sehr schön nach oben entwickelt.
Die Zahlen zum ersten Quartal 2018 bezeichnet Hutchinson derweil als „ein bisschen langweilig“. „Aber solche Quartale gibt es eben auch“, wie der IR-Manager nachschiebt. Tatsächlich kletterte der Umsatz um 2,3 Prozent auf 112,2 Mio. Euro, während der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 2,0 Prozent auf 5,0 Mio. Euro vorankam. Komplett langweilig geht es dann bei Hawesko aber doch nicht zu. Immerhin bestätigten die Hamburger nun, dass sie in Verhandlungen über den Mehrheitserwerb von WEIN & CO einsteigen. Bei dem Unternehmen handelt es sich um eine bereits vor 25 Jahren gegründete Fachhandelskette aus Österreich mit einem Umsatz von immerhin mehr als 53 Mio. Euro. Zum Vergleich: Die Hawesko Holding erlöste auf Konzernebene 2017 rund 507 Mio. Euro. Noch ist zwar offen, ob es diesmal zu einer Einigung kommt – Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss gab es dem Vernehmen nach bereits zum Jahreswechsel 2017/18. Letztlich passt die Wiederaufnahme der Verhandlungen aber gut ins Bild, wonach Hawesko beim Wachstumstempo wieder einen Gang heraufschalten will. Dabei adressiert das Unternehmen sämtliche Absatzkanäle: von Online bis Ladengeschäft, von Privatkunde bis Gastronomie.
Schlagzeilen hatte Hawesko zuletzt mit den Übernahmen von WeinArt sowie der auf deutsche Weine spezialisierten Plattform WirWinzer gemacht. Die Prognose für 2018 sieht derzeit einen auf die Anteilseigner der Hawesko Holding entfallenden Konzerngewinn zwischen 19 und 20 Mio. Euro vor – nach 18,5 Mio. Euro im Jahr zuvor. Dem steht zurzeit eine Marktkapitalisierung von 476 Mio. Euro entgegen. Ein Schnäppchen ist die Hawesko-Aktie also nicht, aber Qualität hat nunmal ihren Preis. Übrigens: Laut IR-Chef Thomas Hutchinson hat die Umsetzung der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) bei Hawesko zu keinen übermäßig großen Belastungen geführt – trotz der regelmäßig direkten Ansprache von mehr als drei Millionen Kunden.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 506,99 | 524,30 | 556,01 | 620,27 | 680,53 | 671,48 | 660,28 | |
EBITDA1,2 | 38,57 | 36,24 | 50,63 | 65,57 | 75,21 | 61,82 | 56,07 | |
EBITDA-Marge3 | 7,61 | 6,91 | 9,11 | 10,57 | 11,05 | 9,21 | 8,49 | |
EBIT1,4 | 30,42 | 27,70 | 29,15 | 42,15 | 53,08 | 39,08 | 24,17 | |
EBIT-Marge5 | 6,00 | 5,28 | 5,24 | 6,80 | 7,80 | 5,82 | 3,66 | |
Jahresüberschuss1 | 19,17 | 22,90 | 16,25 | 24,19 | 34,25 | 26,16 | 8,76 | |
Netto-Marge6 | 3,78 | 4,37 | 2,92 | 3,90 | 5,03 | 3,90 | 1,33 | |
Cashflow1,7 | 13,79 | 26,08 | 33,60 | 81,03 | 49,00 | 36,76 | 27,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,06 | 2,45 | 1,76 | 2,65 | 3,74 | 2,85 | 0,90 | |
Dividende8 | 1,30 | 1,30 | 1,75 | 2,00 | 2,50 | 1,90 | 1,30 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
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