Zunächst war gar nicht mal klar, ob die Hawesko Holding unter den Corona-Beschränkungen nun überwiegend leiden oder vielleicht doch sogar eher profitieren würde. Immerhin gehören sowohl die leidgeprüften Gastronomen also auch private Haushalte zu den Kunden des Weinhändlers – bekannt für Shops wie Jacques‘, Hawesko, Vinos oder WirWinzer. Am Ende fällt die Bilanz aber doch mehr als eindeutig aus: Nachdem bereits das Zahlenwerk der Hamburger für 2020 einen Schub noch oben bekommen hatte, sieht die Bilanz für 2021 sogar nochmals deutlich eindrucksvoller aus und bewegt sich auf historischen Bestmarken. Bei einem Erlösplus von knapp 10 Prozent auf 680,53 Mio. Euro kam das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um gut ein Viertel auf 53,08 Mio. Euro voran. Zur Hauptversammlung am 14. Juni 2022 kommt eine Dividende von insgesamt 2,50 Euro je Aktie – davon sind 0,60 Euro ein Bonus für die gute Geschäftsentwicklung – auf die Tagesordnung. Damit bringt es die Hawesko-Aktie auf eine Dividendenrendite von 4,6 Prozent und wird ihrem langjährigen Ruf als attraktiver Dividendenzahler einmal mehr als gerecht.
Doch natürlich schaut die Börse nicht nur auf die Ausschüttung, gerade der E-Commerce-Sektor steht am Kapitalmarkt seit einiger Zeit heftig unter Druck und korrigiert ziemlich gnadenlos die vorangegangenen Kursanstiege während des Corona-Hypes. Gemessen an dem, was mit Aktien wie Westwing, Delivery Hero, home24 oder auch Zalando passiert ist, hält sich der Anteilschein vom Hawesko freilich überaus wacker. Kein Wunder: Das grundsätzliche Geschäftsmodell von Hawesko ist seit Jahren eingeschwungen und auch unterm Strich profitabel – davon sind andere Firmen weit entfert.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 506,99 | 524,30 | 556,01 | 620,27 | 680,53 | 671,48 | 660,28 | |
EBITDA1,2 | 38,57 | 36,24 | 50,63 | 65,57 | 75,21 | 61,82 | 56,07 | |
EBITDA-Marge3 | 7,61 | 6,91 | 9,11 | 10,57 | 11,05 | 9,21 | 8,49 | |
EBIT1,4 | 30,42 | 27,70 | 29,15 | 42,15 | 53,08 | 39,08 | 24,17 | |
EBIT-Marge5 | 6,00 | 5,28 | 5,24 | 6,80 | 7,80 | 5,82 | 3,66 | |
Jahresüberschuss1 | 19,17 | 22,90 | 16,25 | 24,19 | 34,25 | 26,16 | 8,76 | |
Netto-Marge6 | 3,78 | 4,37 | 2,92 | 3,90 | 5,03 | 3,90 | 1,33 | |
Cashflow1,7 | 13,79 | 26,08 | 33,60 | 81,03 | 49,00 | 36,76 | 27,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,06 | 2,45 | 1,76 | 2,65 | 3,74 | 2,85 | 0,90 | |
Dividende8 | 1,30 | 1,30 | 1,75 | 2,00 | 2,50 | 1,90 | 1,30 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Dennoch müssen sich die Anleger für 2022 erst einmal auf niedrigere Zahlen einstellen. „Klar ist: Das Ende der auf den Lockdown zurückzuführenden Sonderkonjunktur wird die Nachfrage nach Wein sowohl im E-Commerce als auch im Retail deutlich dämpfen sowie den Umsatz und das Ergebnis im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 reduzieren“, sagt Hawesko-CEO Thorsten Hermelink im Vorwort des kürzlich vorgelegten Geschäftsberichts. Demnach kalkuliert Hermelink für 2022 im „Grundszenario“ mit einem Erlösminus bis hin zu 6 Prozent sowie einer EBIT-Marge zwischen 6 und 7 Prozent. Im Mittel könnte das auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von gut 42 Mio. Euro hinauslaufen – nach 53 Mio. Euro im Jahr zuvor.
Eine Größenordnung, mit der sich die Investoren sehr gut arrangieren können, zumal sie auch noch etwa dem starken Niveau von 2020 entspricht und Hawesko weiter kräftig investiert. Zum weiteren Vergleich: Das Vor-Corona-Niveau liegt bei ungefähr knapp 30 Mio. Euro EBIT. So gesehen ist der aktuelle Börsenwert von knapp 490 Mio. Euro jetzt nicht gerade ein Schnäppchen, lässt aber eben doch noch Raum nach oben. Die jüngsten Kursziele der Analysten reichen jedenfalls bis oberhalb von 60 Euro. Nicht zu viel versprechen sollte sich Investoren hingegen von den demnächst anstehenden Zahlen zum Auftaktquartal 2022. Im weiteren Jahresverlauf ist dann aber mit Besserung zu rechnen. Wobei es sich bei Hawesko ohnehin um einem Hochplateau-Pfad handelt.
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