Vergnügungsteuerpflichtig waren die Geschäftszahlen von HanseYachts seit dem Absturz nach der Finanzkrise 2008 allesamt nicht. Doch die Börse hatte bereits Anfang 2016 ein feines Gespür dafür, dass sich bei dem Bootsbauer aus Greifswald vieles in die richtige Richtung bewegt – auch Dank der Unterstützung des seit Sommer 2011 engagierten Großaktionärs Aurelius Equity Opportunities. Mit dem jetzt vorgelegten Geschäftsbericht für 2016/17 (30. Juni) setzt HanseYachts erstmals ein Ausrufezeichen auf Jahressicht und weist mit einem Überschuss von 3,16 Mio. Euro auch unter dem Strich einen ansehnlichen Gewinn aus. Gleichwohl liegt das Ergebnis einen Tick unter den bereits Mitte Juli avisierten 3,40 Mio. Euro. In genau dieser Höhe bewegt sich freilich der Gewinn vor Steuern für 2016/17. Sieht ganz so aus, als ob der latente Steueraufwand von knapp 250.000 Euro in der Planung unberücksichtigt geblieben war. Als EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) weist HanseYachts 10,96 Mio. Euro aus, womit die Gesellschaft sogar die 10,85 Mio. Euro aus dem Geschäftsjahr 2007/08 leicht toppt. Allerdings hatten die Vorpommeraner Rückenwind in Form einer Zuschreibung von 2,24 Mio. Euro auf die wiedererstarkte Bootsmarke Fjord.
Dieser Sondereffekt ist auch der wesentliche Grund dafür, dass HanseYachts im laufenden Jahr per saldo wieder zurückfallen wird. Dabei rechnet Finanzvorstand Sven Göbel für 2017/18 mit „einer moderaten Fortsetzung des Umsatzwachstums“ und einem – bereinigt um die Fjord-Zuschreibung – „moderaten Anstieg“ des EBITDA. Darüber hinaus kündigt die Gesellschaft weitere Investitionen für das geplante Wachstum an und prüft den „Ausbau weiterer Finanzierungsmöglichkeiten“. Konkret umfasst das auch die Umfinanzierung der mit immerhin 8,0 Prozent verzinsten 13 Millionen-Euro- Anleihe 2014/19. Hintergrund: Seit dem 3. Juni 2017 kann HanseYachts den Bond mit einer Frist von 30 bis 90 Tagen ganz oder teilweise vorzeitig zurückzahlen. Stattliche Erwartungen setzt das Management auch an den im Mai 2017 von Aurelius erworbenen Katamaranhersteller Privilège Marine. Dabei sind die Verträge so gestrickt, dass HanseYachts im direkten Besitz der Markenrechte an Privilège ist – und schon auf diesem Weg von steigenden Absatzzahlen profitiert. Darüber hinaus laufen zurzeit viele Aktivitäten, um aus dem an der Atlantikküste beheimateten Unternehmen nicht nur einen Hersteller toller Produkte zu machen, sondern auch einen rentablen Bootsbauer zu formen.
Summa summarum ist also viel in Bewegung bei HanseYachts. Bewertungstechnisch sollte der Small Cap dabei noch längst nicht an seine Grenzen gestoßen sein. Beim gegenwärtigen Kurs von 7,60 Euro beträgt die Marktkapitalisierung 84,3 Mio. Euro, was – zumindest mit Blick auf den korrespondierenden Umsatz – nicht sonderlich teuer ist. Internationale Wettbewerber wie Beneteau werden mit einem Umsatzmultiple von fast genau 1,0 gehandelt. Allerdings sind die Franzosen nicht nur deutlich größer, sondern mit einer EBITDA-Marge von zuletzt knapp zehn Prozent auch profitabler. Nun: Zunächst einmal gilt es für HanseYachts wieder das saisonal typisch schwache Auftaktviertel einigermaßen schadlos zu überstehen – oder wie es CFO Göbel zuletzt auf einem Investorentreffen ausdrückte: „Das erste Quartal ist immer total furchtbar. Dann hat man drei Quartale Zeit, dagegen anzurudern.“
Für Trader ist die im General Standard gelistete Aktie also nichts. Auf Sicht von zwölf Monaten sollte sich ein Investment jedoch weiterhin lohnen. Und als übergeordnete Spekulation bleibt erhalten, wann Aurelius den Exit bei HanseYachts sucht. Schließlich sind die Beteiligungen von Aurelius nicht auf die Ewigkeit ausgelegt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 140,27 | 146,69 | 128,39 | 120,75 | 132,38 | 164,00 | 184,90 | |
EBITDA1,2 | 5,01 | 8,40 | 3,81 | -2,33 | -6,15 | -4,50 | 11,00 | |
EBITDA-Marge3 | 3,57 | 5,73 | 2,97 | -1,93 | -4,65 | -2,74 | 5,95 | |
EBIT1,4 | -0,64 | 3,18 | -14,37 | -8,15 | -11,63 | -10,10 | 4,00 | |
EBIT-Marge5 | -0,46 | 2,17 | -11,19 | -6,75 | -8,79 | -6,16 | 2,16 | |
Jahresüberschuss1 | -2,28 | 2,36 | -15,86 | -8,99 | -20,72 | -12,70 | 1,80 | |
Netto-Marge6 | -1,63 | 1,61 | -12,35 | -7,45 | -15,65 | -7,74 | 0,97 | |
Cashflow1,7 | 1,09 | 2,20 | 2,37 | 8,69 | -0,85 | -4,60 | 7,50 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,21 | 0,21 | -1,32 | -0,64 | -1,32 | -0,67 | 0,09 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Foto: HanseYachts AG