Noch vor wenigen Wochen hätten wir es für eine clevere Idee gehalten, sich wieder näher mit der Aktie von HanseYachts zu beschäftigen. Die Überlegung: Ähnlich wie Campingfahrzeuge von Anbietern wie Knaus Tabbert zurzeit einen Corona-bedingten Nachfrageschub erfahren, müssten doch auch Segel- und Motorboote Rückenwind bekommen. Schon allein weil die Alternative Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff durch COVID-19 überproportional an Attraktivität verloren hat. Auf einen Schlag zunichte gemacht wurde diese Investmentüberlegung kürzlich aber durch die überraschende Sonderabschreibung von 11,65 Mio. Euro auf den erst mit Beginn des Geschäftsjahrs 2019/20 (30. Juni) in den Konsolidierungskreis von HanseYachts überführten französischen Katamaranhersteller Privilège Marine. Die Folge war ein derart tiefer Schnitt ins Eigenkapital, so dass eine Verlustanzeige – sozusagen eine dunkelgelbe Karte – erfolgen musste.
Zwingend damit verbunden ist eine Hauptversammlung, auf der ein Refinanzierungskonzept auf die Schiene gebracht werden soll. Konkret beträgt das Eigenkapital von HanseYachts nur noch 7,11 Mio. Euro – entsprechend 0,58 Euro je Aktie. Gefragt ist in dieser brenzligen Situation einmal mehr Großaktionär Aurelius Equity Opportunities, dem 76,77 Prozent an dem Bootsbauer zuzurechnen sind. Eine pikante Situation, weil Aurelius die Beteiligung an HanseYachts für ihre Verhältnisse schon viel zu lange hält und eigentlich nach einer eleganten Exit-Variante schielte. Nun haben die Grünwalder zumindest signalisiert, dass sie Ansprüche aus Darlehen an HanseYachts im Nennwert von rund 12 Mio. Euro gegen neue Aktien der Greifswalder tauschen würden. Details zu dem geplanten „Debt-Equity-Swap“ gibt es zwar noch nicht. Im Zuge der Transaktion würde der Anteil von Aurelius allerdings auf weit über 80 Prozent steigen. Um die alten Mehrheitsverhältnisse wieder herzustellen, gäbe es eine zusätzliche Barkapitalerhöhung, bei der Aurelius auf sein Bezugsrecht verzichten würde.
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Eine ähnliche Transaktion gab es bereits im Sommer 2019 – damals zur Umsetzung des Kaufs von Privilège Marine aus dem Portfolio von Aurelius. Nun: Zurzeit dürfte es nochmals schwieriger werden als 2019, Aktionäre von HanseYachts für eine frische Kapitalzufuhr zu begeistern. Und damals wurde die begleitende Barkapitalerhöhung zu gerade einmal 43,5 Prozent ausgeschöpft. In diesem Fall würde das bedeuten, dass der Streubesitz von HanseYachts wohl nachhaltig auf klar unter 20 Prozent rutschen würde. Die ohnehin schon nicht sonderlich liquide Aktie, würde damit nochmals marktenger. Bleibt die große Frage wie es börsentechnisch für die Jungs von der Ostsee weitergeht. Eine größere Platzierung der Aurelius-Stücke bei institutionellen Investoren sieht derzeit ebenso unwahrscheinlich aus, wie der Einstieg eines strategischen Investors oder eines Wettbewerbers. Operativ muss der Hanse-Vorstand nun dringend liefern und zeigen, dass die guten Orderzahlen aus dem ersten Quartal des neuen Geschäftsjahrs nicht nur auf Nachholeffekten aus dem Lockdown beruht. Aber ganz ehrlich: So richtig überzeugt hat uns die Videokonferenz zur Präsentation der Jahreszahlen nicht unbedingt. Engagiert bleiben daher nur echte Fans von HanseYachts.
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Foto: HanseYachts
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