Ausblick ermutigend, Rückblick durchwachsen: So in etwa lässt sich weiterhin die aktuelle Situation bei HanseYachts beschreiben. Da passt es ins Bild, dass der Hersteller von Segelbooten und Motoryachten bei der aktuellen Berichterstattung sehr viel zügiger unterwegs ist, als bei der Veröffentlichung des Zahlenwerks für das bereits am 30. Juni 2023 beendete Geschäftsjahr 2022/23. Nun liegen die Daten jedoch vor. Einzig der HV-Termin ist noch nicht terminiert. Demnach kommt das Unternehmen bei um 31 Prozent auf 173,66 Mio. Euro gestiegenen Umsatzerlösen auf ein EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von minus 5,15 Mio. Euro. Unterm Strich steht ein Fehlbetrag von minus 11,30 Mio. Euro – nach minus 20,72 Mio. Euro in der entsprechenden Vorjahresperiode. Das wiederum deckt sich mit den Prognosen von CEO Hanjo Runde.
Doch mit Blick auf die Finanzierungsseite und Kreditvereinbarungen zeigt sich deutlich, dass HanseYachts ohne das Entgegenkommen der Großaktionäre und die Neustrukturierung der Bankverbindlichkeiten ein ernsthaftes Problem gehabt hätte. Das Eigenkapital ist mit minus 10,76 Mio. Euro trotzt erfolgter Kapitalmaßnahmen weiter tiefrot. Entsprechend heißt es auch im Abschluss, dass der Vorstand die Entwicklung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage im Geschäftsjahr 2022/23 „als nicht zufriedenstellend“ bezeichnet. Den Fortbestand des Unternehmens hält HanseYachts auf Basis der neuen Finanzierungsstruktur jedoch für „sichergestellt“. Das ist ein ganz wichtiges Signal, zeigt jedoch, dass die Greifswalder trotz der zuletzt wieder sehr viel besseren Zahlen und super gut gefüllter Auftragsbücher noch immer ein riskantes Investment sind.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 140,27 | 146,69 | 128,39 | 120,75 | 132,38 | 164,00 | 184,90 | |
EBITDA1,2 | 5,01 | 8,40 | 3,81 | -2,33 | -6,15 | -4,50 | 11,00 | |
EBITDA-Marge3 | 3,57 | 5,73 | 2,97 | -1,93 | -4,65 | -2,74 | 5,95 | |
EBIT1,4 | -0,64 | 3,18 | -14,37 | -8,15 | -11,63 | -10,10 | 4,00 | |
EBIT-Marge5 | -0,46 | 2,17 | -11,19 | -6,75 | -8,79 | -6,16 | 2,16 | |
Jahresüberschuss1 | -2,28 | 2,36 | -15,86 | -8,99 | -20,72 | -12,70 | 1,80 | |
Netto-Marge6 | -1,63 | 1,61 | -12,35 | -7,45 | -15,65 | -7,74 | 0,97 | |
Cashflow1,7 | 1,09 | 2,20 | 2,37 | 8,69 | -0,85 | -4,60 | 7,50 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,21 | 0,21 | -1,32 | -0,64 | -1,32 | -0,67 | 0,09 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Für das laufende Jahr kalkuliert die Gesellschaft mit einem Umsatz zwischen 180 und 200 Mio. Euro sowie einem EBITDA im mittleren bis oberen einstelligen Millionen Euro-Bereich. Zum Halbjahr 2023/24 weist HanseYachts dabei bereits ein EBITDA von 7,1 Mio. Euro sowie Erlöse von 94,2 Mio. Euro aus. Das ist insofern beachtlich, weil die ersten beiden Quartale früher traditionell ziemlich schwach waren. Angesichts der optimierten Produktionsprozesse bei Bootsbau sowie der normalisierten Lieferketten – inklusive einer Vollauslastung – hat sich die Gesellschaft aber aus dem ehemals so ausgeprägten saisonalen Korsett befreit (siehe dazu auch unseren Bericht HIER).
Mittelfristiges Ziel von Vorstand Hanjo Runde bleiben 200 Mio. Euro Umsatz sowie ein EBITDA von mindestens 20 Mio. Euro. Das würde dann auch unterm Strich sehr deutliche Überschüsse mit einem klar einstelligen KGV implizieren. Unbegründet ist die vergleichsweise gute Performance der HanseYachts-Aktie also nicht. Ein Dauerthema bleibt jedoch das Exit-Szenario von Langzeit-Investor Aurelius, die Beteiligungsgesellschaft hält direkt und indirekt 79,4 Prozent der Anteile. Zweiter Ankeraktionär ist der Unternehmer Rainer Vesting über die Vesting Holding AG. Viel Raum für den Streubesitz bleibt zurzeit also nicht.
Foto: HanseYachts AG
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