Kursverlauf: erratisch. Aktie: offiziell delistet. Ertragssituation: defizitär. Dividenden: Fehlanzeige. Auf den ersten Blick liefert der Anteilschein der Halloren Schokoladenfabrik nun wahrlich keine besonders eingängige Investmentstory, zumal es das noch im Hamburger Freiverkehr notierte Unternehmen auf einen Börsenwert von lediglich knapp 24 Mio. Euro bringt. Vermutlich nur etwa ein Viertel davon sind dem Streubesitz zuzurechnen. An diese Art von Micro Cap muss man sich erst einmal herantrauen. Was spricht also für das Traditionsunternehmen, das insbesondere im Osten Deutschlands für seine Halloren Kugeln bekannt ist? Im Grunde reicht dafür ein Blick in den jetzt vorgelegten Geschäftsbericht 2020 – im Gegensatz zu einigen anderen delisteten Firmen veröffentlicht Halloren den Report immerhin noch frei zugänglich. Zwar war auch das vergangene Jahr geprägt von harten Preiskämpfen im Süßwarenbereich und hatte mit Corona noch eine besondere Herausforderung parat, so dass der Fehlbetrag von 766.000 Euro am Ende doch ein ordentliches Stück höher ausfiel als ursprünglich gedacht.
Umso besser gefällt boersengefluester.de indes der Blick in die Bilanz, die nach den Verkäufen von Töchtern in der Vergangenheit mittlerweile sehr robust daherkommt: Auf der Passivseite wurde die 2016er-Anleihe von gut 9 Mio. Euro vorzeitig komplett zurückgezahlt. Und an Bankkrediten stehen – bei liquiden Mitteln von fast 11 Mio. Euro – gerade einmal knapp 1 Mio. Euro zu Buche. Wie sich die aktuelle Liquiditätssituation darstellt, lässt sich freilich nur erahnen. Immerhin hat die Gesellschaft nach Bilanzstichtag das Gebäude und das Grundstück des Firmensitzes in Halle an der Saale gekauft. Angesichts der deutlich gekürzten Bilanzsumme hat sich die Eigenkapitalquote per Jahresende 2020 auf annähernd 89 Prozent erhöht. Der Buchwert je Aktie beträgt 5,60 Euro – bei einem Aktienkurs von zurzeit 4,00 Euro. Eine attraktive Relation, selbst wenn auch das laufende Jahr unterm Strich noch einmal für rote Zahlen sorgen dürfte.
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Bei aller Planungsunsicherheit: Für 2021 rechnet Finanzvorstand – und über das Vehikel Charlie Investors auch Haupteigentümer von Halloren – Darren Ehlert mit Erlösen zwischen 21 und 24 Mio. Euro sowie einem Betriebsergebnis zwischen minus 0,1 und plus 0,4 Mio. Euro. Direkt betroffen von möglichen neuen Corona-Schließungen sind in erster Linie die eigenen Verkaufsfilialen sowie das Halloren Schokoladenmuseum in Halle. Andererseits könnte mit einer cleveren E-Commerce-Strategie so mancher Zusatz-Euro erlöst werden. Insgesamt sieht die Lage also gar nicht so verkehrt aus. Eine Kaufen-Einschätzung möchte boersengefluester.de für die super enge Halloren-Aktie trotzdem nicht ausgeben. Darauf hinweisen, dass mit einem Delisting das Börsenleben noch längst nicht beendet ist, aber umso mehr. Unter normalen Umständen wäre der Aktienkurs der Gesellschaft aus Sachsen-Anhalt vermutlich sehr viel höher. In der jetzigen Situation schaut sich halt nur kaum noch jemand die Veröffentlichungen im Bundesanzeiger oder auf der Firmenwebseite an. Genau das kann aber auch eine Chance für erfahrene Spezialwerteanleger sein.
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Foto: Halloren Schokoladenfabrik AG
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