Vielleicht war die Erwartungshaltung von uns auch ein wenig zu groß. Eine Neueinschätzung der wirtschaftlichen Perspektiven der Halloren Schokoladenfabrik war – gerade einmal drei Wochen nach der Bilanzvorlage – ja ohnehin nicht zu erwarten. Dennoch: Auf der DVFA Frühjahrskonferenz in Frankfurt, wo sich immerhin gut 50 Small-Cap-Unternehmen vor Investoren und Analysten präsentieren, hat Halloren-Finanzvorstand Andreas Stuhl mit seiner Präsentation vermutlich eine Gelegenheit verpasst, um neue Aktionäre zu gewinnen. Jedenfalls hatte boersengefluester.de nicht den Eindruck, dass der Funke so richtig übergesprungen ist. Halloren musste 2014 einen Gewinneinbruch von 91 Prozent auf nur noch 0,2 Mio. Euro hinnehmen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) knickte um knapp 51 Prozent auf 2,15 Mio. Euro ein. Wesentliche Belastung – neben dem Dauerthema gestiegener Preise für Einsatzstoffe wie Kakao, Mandeln und Nüsse – waren die Probleme bei dem Pralinenhersteller Bouchard. Dem Zukauf aus Belgien brach ein US-Einzelhändler als größter Kunde weg. Es entstand ein Betriebsverlust von fast 840.000 Euro bei Bouchard. Rund die Hälfte der Produktionskapazitäten bei Bouchard sind derzeit ungenutzt. Mit der US-Investorengruppe Charlie hat Halloren zwar einen neuen Partner, der die Expansion in den USA und Asien vorantreiben soll. Doch wirklich transparent sind die Beziehungen für Außenstehende nicht, zumal um die Identität Investoren bislang ein Geheimnis gemacht wird. Nachdem Charlie seinen Anteil an Halloren über zwei Kapitalerhöhungen auf mittlerweile 19 Prozent geschraubt hat, fragen sich Nebenwerteexperten, ob weitere Aufstockungen denkbar sind. Auf Nachfrage von boersengefluester.de wollte sich Finanzboss Stuhl dazu nicht äußern.
Der Anteil des Hannoveraner Unternehmers Paul Morzynski ist derweil durch die Verwässerung im Zuge der jüngsten Kapitalerhöhungen auf 24,47 Prozent geschmolzen. Die Entwicklung der Aktionärsstruktur gehört sicherlich zu den interessantesten Themenfeldern aus Investorensicht. Wichtig zu wissen: Die Hallenser sind nur im schwach regulierten Entry Standard gelistet. Abfindungsspekulationen sind damit nicht angesagt. Der Weg zu höheren Aktienkursen kann nur über eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage gelingen. Entscheidend ist, die freien Kapazitäten bei Bouchard so schnell wie möglich zu füllen. Immerhin betont Stuhl, dass die Maschinen der Belgier alle „top” sind. Das nährt zumindest die Hoffnung auf einen Turnaround. Auf Konzernebene wird 2015 jedoch maximal ein Übergangsjahr. „Nachhaltige Umsatzzuwächse sind erst ab wieder 2016 zu erwarten”, räumt Stuhl ein. Angesichts des heftigen Ergebniseinbruchs ist es beinahe eine Überraschung, dass die Hallenser ihre Dividende für 2014 bei 0,10 Euro belassen. Gemessen an früheren Niveaus – für 2011 und 2012 schüttete Halloren noch 0,25 Euro pro Anteilschein aus – ist die Gewinnbeteiligung jedoch spürbar geschrumpft. Wer den Titel im Depot hat, wird ihn vermutlich dort belassen. Für Neuengagements sehen wir gegenwärtig keine Notwendigkeit. Das Papier bleibt aber auf unserer Beobachtungsliste.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 107,76 | 57,01 | 27,26 | 23,78 | 22,90 | 21,63 | 21,71 | |
EBITDA1,2 | 15,63 | 4,60 | 0,03 | 0,12 | 0,90 | 0,04 | 1,18 | |
EBITDA-Marge3 | 14,50 | 8,07 | 0,11 | 0,50 | 3,93 | 0,18 | 5,44 | |
EBIT1,4 | 12,43 | 2,95 | -2,67 | -0,85 | -0,14 | -0,95 | 0,47 | |
EBIT-Marge5 | 11,53 | 5,17 | -9,80 | -3,57 | -0,61 | -4,39 | 2,17 | |
Jahresüberschuss1 | 11,21 | 2,37 | -2,98 | -0,77 | 0,03 | -0,85 | 0,68 | |
Netto-Marge6 | 10,40 | 4,16 | -10,93 | -3,24 | 0,13 | -3,93 | 3,13 | |
Cashflow1,7 | -0,91 | 2,33 | -0,02 | 0,20 | 1,05 | 0,15 | 1,40 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,90 | 0,40 | -0,50 | -0,13 | 0,01 | -0,14 | 0,11 | |
Dividende8 | 0,04 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
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