Die Aktie des Schokoladenherstellers Halloren (WKN: A0LR5T) gehört zu den wenigen börsennotierten Erfolgsgeschichten aus den neuen Bundesländern. Angetrieben durch zahlreiche Zukäufe kletterte der Umsatz seit 1997 um rund 800 Prozent auf zuletzt 90 Mio. Euro. An der Börse hat das Unternehmen mittlerweile einen Wert von 40 Mio. Euro. Die Dividendenrendite beträgt 2,9 Prozent. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist mit knapp 18 zwar bereits relativ hoch. Branchenkenner sehen in Halloren mittelfristig dennoch einen Übernahmekandidaten.
Boersengefluester.de sprach mit Halloren-Finanzvorstand Andreas Stuhl über die weiteren Expansionspläne, die Entwicklung der Rohstoffpreise, die kürzlich emittierte Anleihe und die Kursfantasie in der Aktie. Stuhl ist seit Anfang November 2006 Finanzvorstand der Halloren Schokoladenfabrik. Der Diplom-Kaufmann verfügt über 20 Jahre Industrieerfahrung, darunter vorwiegend in der Lebensmittelindustrie mit Geschäftsführer- und Vorstandsfunktionen.
Halloren hat in den vergangenen Jahren kräftig zugekauft. Dabei haben Sie sowohl ins Massengeschäft investiert als auch in hochwertige Produkte. Auf den ersten Blick ist diese Strategie nicht unbedingt einleuchtend.
Andreas Stuhl: Wir haben vor einigen Jahren durchaus überlegt, Halloren im Premiumbereich zu positionieren und beispielsweise Lindt das Leben ein wenig schwerer zu machen. Wir haben aber sehr schnell gemerkt, dass wir dort gegen Windmühlen kämpfen. Das ist im Markenbereich wenig chancenreich. Zudem begann damals auch die Finanzkrise, und nicht nur in Deutschland ging die Konsumneigung zurück. Plötzlich gab es den Effekt, dass der Premiummarkt an Boden verlor, während die preisgünstigeren Artikel sogar zugelegten. Daher kam der Entschluss, dass wir eine Mehr-Produkt-Strategie fahren.
Zwischen Premium- und Handelsmarken gibt es noch ein Mittelsegment. Wie sind Sie hier positioniert?
Stuhl: Grundsätzlich agieren wir in einem gesättigten Markt. Wachsen kann man nur, wenn man besser als der Wettbewerb ist. Zudem kommen die Marken aus dem mittleren Segment stärker unter Druck. Unser Ziel ist es daher, sich so gut es geht von der Mitte zu entfernen mit Premiummarken wie Weibler Confiserie zu punkten. Andererseits haben wir festgestellt, dass sich mit der Massenherstellung, wie bei der Delitzscher Schokoladenfabrik, durchaus Geld verdienen lässt, wenngleich die Margen hier natürlich deutlich enger sind. Dennoch sichert das Industriegeschäft eine sehr schöne Auslastung. Wir orientieren uns also nach oben und nach unten.
Ende 2011 haben Sie das holländische Unternehmen Steenland Chocolate erworben. Das Unternehmen stellt Schokoladenmünzen her. Wie groß ist die Lust der Leute Lust auf essbare Euro-Taler?
Stuhl: Der gezahlte Kaufpreis scheint sich sehr gut zu amortisieren. Steenland erlöste 2012 rund 16 Mio. Euro und hat ein hervorragendes Ergebnis geliefert. Wichtig für uns: 95 Prozent der Steenland-Erlöse stammen aus dem Export – in erster Linie aus den USA und aus Asien. Damit haben wir unseren Auslandsanteil auf eine ganz andere Basis gestellt. So betrug unsere Exportquote 2012 bereits 40 Prozent, nachdem sie 2011 noch bei rund einem Viertel lag. Unser nächstes Ziel ist es, im Konzern auf eine Exportquote von 45 Prozent zu kommen.
Dicht vor einem harten Widerstand
Trotz eines Erlösanstiegs um 32 Prozent auf knapp 90 Mio. Euro ging der Jahresüberschuss 2012 von 2,6 Mio. auf 2,1 Mio. Euro zurück. Was war der Grund?
Stuhl: Hier hat der Fiskus zugeschlagen. Vor Abzug von Steuern legte unser Gewinn im Vorjahr nämlich um gut zwölf Prozent auf 3,2 Mio. Euro zu. Nachdem wir 2011 noch Verlustvorträge und ein paar sonstige steuerlichen Optimierungen nutzen konnten, hat sich unsere Steuerquote zuletzt aber deutlich erhöht – auf etwa 35 Prozent. Das liegt natürlich auch an dem verbesserten Geschäftsergebnis.
Ein Teil des Gewinns war aber von einmaliger Natur.
Stuhl: Wir haben Maschinen und Anlagen verkauft und sie anschließend zurückgeleast. Das hat uns einen außerordentlichen Ertrag von rund 1,6 Mio. Euro gebracht.
Wie sieht es für 2013 aus? Werden Sie es trotz dieses Basiseffekts schaffen, den Gewinn vor Steuern zu steigern?
Stuhl: Wir haben uns für 2013 ein Umsatzplus von sechs Prozent auf 95 Mio. Euro vorgenommen und wollen ein Ergebnis vor Steuern von rund 3 Mio. Euro erzielen. Die Rechnung steht und fällt jedoch mit der Entwicklung der Rohstoffpreise.
Von dieser Seite müsste es doch aber ganz gut aussehen. Die Weltmarkpreise für Zucker und Kakao sind deutlich zurückgekommen.
Stuhl: Das stimmt zunächst. Allerdings kommt durch die EU-Zuckerordnung der Rückgang beim Zuckerpreis nicht vollständig bei uns an. Außerdem sind die Preise für andere Zutaten wie Mandeln, Haselnüsse, Milchprodukte und Alkohol zum Teil extrem angestiegen. Da wirken also mehrere Kräfte gegeneinander. Unterm Strich sollte es aus heutiger Sicht aber auf eine gewisse Entlastung hinauslaufen.
Anfang Dezember 2012 hat Halloren eine fünfjährige Anleihe mit einem 6,25 % Kupon im Volumen von bis zu 10 Mio. Euro aufgelegt. Das ist bereits die fünfte Bond-Emission von Halloren. Ist der 2012er-Anleihe (WKN: A1MLPX) mittlerweile voll platziert?
Stuhl: Ja. Ende Februar 2013 war die Anleihe voll gezeichnet. Ganz wichtig für uns: Wir haben auch diesen Bond ohne Einschaltung von Banken oder sonstigen Vermittlern am Markt untergebracht. Das hat uns rund 400.000 Euro an Provisionen gespart.
Es hieß, Sie wollten von dem Geld einen belgischen Pralinenhersteller kaufen. Eine Vollzugsmeldung gibt es da aber noch nicht. Wie ist der Stand der Dinge?
Stuhl: Hier haben sich die Ereignisse zuletzt überschlagen. Im Prinzip lagen die Verträge bereits unterschriftsreif vor. Dann war es aber so, dass sich die 2012er-Zahlen dieses Unternehmens deutlich besser dargestellt haben als gedacht. Dementsprechend forderte die Gesellschaft einen Nachschlag beim Kaufpreis. Den sind wir aber nicht bereit zu zahlen. Noch sind die Türen aber nicht zugeschlagen.
Zurzeit bringt es Halloren auf einen Börsenwert von knapp 40 Mio. Euro. Knapp 58 Prozent davon befinden sich im Streubesitz. Größter Aktionär mit 37,5 Prozent ist der Wirtschaftsprüfer Paul Morzynski aus Hannover. Was meinen Sie: Bleibt Halloren dauerhaft eine eigenständiges Unternehmen oder sind Sie nicht selbst ein Übernahmekandidat?
Stuhl: Gute Frage. Für einen Branchenriesen wie Lindt & Sprüngli wäre es kein Problem, ein Unternehmen wie Halloren zu übernehmen. Momentan sehen wir aber keine Anzeichen, ins Visier von Übernehmern geraten zu sein. So etwas kann sich aber natürlich ändern, zumal Halloren eine attraktive Marke ist.
Für eine bekanntes Unternehmen wie Halloren, wird die Aktie vergleichsweise wenig gehandelt. Woran liegt das?
Stuhl: Der Hauptgrund ist in meinen Augen, dass der tatsächliche Streubesitz wohl deutlich niedriger ist, als es die offizielle Angabe vermuten lässt. Ich tippe so auf etwa 20 Prozent Free Float. Wir haben viele treue Langfristanleger, insbesondere aus dem Kreis der Privatanleger. Für 2012 schütten wir erneut eine Dividende von 0,25 Euro pro Aktie aus. Daraus errechnet sich eine Rendite von immer noch 2,9 Prozent – trotz der ordentlichen Kursentwicklung.
Sie sind im wenig regulierten Marktsegment Entry Standard gelistet. Schreckt das womöglich Anleger ab?
Stuhl: Das glaube ich nicht. In den vergangenen sechs Monaten hat die Notiz ja außerdem um gut 30 Prozent an Wert gewonnen. Interesse scheint also grundsätzlich vorhanden zu sein.
Ist ein Segmentwechsel in den Geregelten Markt ein Thema für Halloren?
Stuhl: Lassen Sie es mich so formulieren. Mit unserer gegenwärtigen Eigenkapitalquote von 26 Prozent sind wir nicht wirklich zufrieden. Hier haben wir noch Potenzial. Ich kann mir also durchaus vorstellen, dass wir in absehbarer Zeit noch eine Kapitalerhöhung durchführen werden. Diese könnte zum Beispiel im Zusammenhang mit der Übernahme eines größeren Unternehmens stehen. Im Zuge dessen, wäre dann natürlich auch ein Segmentwechsel ein Thema für Halloren.
Andreas Stuhl ist seit Anfang November 2006 Finanzvorstand der Halloren Schokoladenfabrik mit Sitz in Halle/Saale. Von 2005 bis 2006 war er Geschäftsführer der Halloren Schokoladenfabrik GmbH. Am 11. Mai 2007 ging die Halloren AG an die Börse. Der Emissionspreis betrug 7 Euro. Vorstandsvorsitzender von Halloren ist Klaus Lellé. Der Diplom-Kaufmann Stuhl hat mehr als 20 Jahre Industrieerfahrung, vorwiegend im Lebensmittelsektor. Unter anderem war er Vorstand bei der Pauly Biskuit AG.