Lautes IR-Getöse, eine möglichst große Zahl an ad-hoc-Mitteilungen und die Teilnahme an gefühlt jeder Investorenveranstaltung sind nicht jedermanns Sache. Viele Firmen agieren lieber im Verborgenen. Das muss nicht unbedingt schlecht für Anleger sein. Boersengefluster.de stellt drei Werte vor, die kaum jemand auf dem Radar hat.
Anfang Mai feierte Simona (WKN: 723940) 23jähriges Börsenjubiläum. Wirklich angekommen ist die Firma aus dem etwa 80 Kilometer von Wiesbaden entfernten Kirn auf dem Parkett aber noch immer nicht. Die insgesamt 600.000 Stammaktien stehen für einen Grundkapital von 15 Mio. Euro. Erfahrene Börsianer merken sofort: Hier sind noch Spuren der 50-DM-Nennwert-Aktie vorhanden. Etwas antiquiert klingt auch der Hinweis im Investor-Relations-Bereich des Internetauftritts, wonach es sich bei dem Wertpapier um eine „Inlandsaktie“ handelt. Dabei verfügt der Hersteller von Kunststoffprodukten über eine piekfeine Homepage, die Aktionären alle wichtigen Informationen bietet. Da kann sich manch Softwarefirma eine Scheibe von abschneiden. Nur rund elf Prozent der Aktien befinden sich im freien Umlauf.
Zu den Anteilseignern zählen unter anderem die auch bei Biotest engagierte Kreissparkasse Biberach (15%) sowie die dem Drogisten Dirk Rossman zurechenbare Rossmann Beteiligungs GmbH (10,1%). Enttäuschend ist die Kursentwicklung: Per saldo kommt der Aktienkurs von Simona seit fast sechs Jahren nicht mehr recht vom Fleck. Am optisch vergleichsweise hohen Aktienkurs von 315 Euro kann es eigentlich nicht liegen. Auch die Bewertung ist akzeptabel. Der Kapitalisierung von 189 Mio. Euro steht ein für 2013 erwarteter Umsatz von 280 bis 290 Mio. Euro entgegen. Der Discount auf den Buchwert beträgt sieben Prozent – auch das ist eine faire Relation. Sorge bereitet Investoren die zurzeit unbefriedigende Geschäftsentwicklung. Nachdem das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) 2012 um 30 Prozent einknickte, verlief auch der Jahresstart 2013 holprig. Nun will der Vorstand investieren, um Wachstumsimpulse aus den Schwellenländern zu bekommen. Zur Hauptversammlung am 7. Juni wird Simona eine von 9,50 auf 7,50 Euro reduzierte Dividende vorschlagen, was, bezogen auf den aktuellen Kurs, einer Rendite von 2,4 Prozent gleichkommt. Im Nebenwertesektor gibt es zwar deutlich höhere Verzinsungen. Dafür hat die Simona-Aktie den Dividendenabschlag in den vergangenen vier Jahren stets wieder aufgeholt, so dass der Titel beinahe so etwas wie ein Anleihenersatz – mit freilich höheren Kursschwankungen – ist.
Längst aus dem Blickfeld der meisten heimischen Anleger verschwunden ist Vizrt (WKN: 926501). Das vor knapp 20 Jahren gegründete Unternehmen zählte – damals noch unter der Vorgängergesellschaft RT Set – gemeinsam mit Orad oder Advanced Vision Technology zu den israelischen Vertretern des Neuen Markts. Das ist längst Geschichte: Seit vielen Jahren hat der 3D-Softwarespezialist seinen Hauptsitz im norwegischen Bergen. Die Notiz im Frankfurter Börsensegment Prime Standard hat das Unternehmen 2009 aus Kostengründen gekappt, seitdem wird Vizrt in Deutschland nur noch im Freiverkehr gehandelt. Die Hauptnotiz läuft über Oslo. Für Anleger, die sich seit Neuer-Markt-Zeiten noch mit Vizrt beschäftigen, war der Börsenabschied aus Deutschland sicherlich keine gute Nachricht. Aber auch wirtschaftlich nicht lief nicht immer alles rund bei dem Mediendienstleister. Für 2012 musste Vizrt einen Umsatzrückgang von knapp drei Prozent auf 122 Mio. Dollar verkraften. Noch heftiger ging es beim Gewinn zur Sache. Unterm Strich sackte das Ergebnis um 70 Prozent auf 4,6 Mio. Dollar zusammen.
Doch es gibt auch positive Aspekte: Mittel- bis langfristig will das Unternehmen an das früher kommunizierte Wachstumsziel von 13 Prozent für die Erlöse zurückkehren. „Für 2013 rechnen wir allerdings erst noch mit einem Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich“, sagt Vorstandschef Martin Burkhalter. Hervorzuheben ist die saubere Bilanz von Vizrt. Die Eigenkapitalquote beträgt mehr als 75 Prozent. Bankschulden sind keine vorhanden. Die Nettocashposition beträgt umgerechnet gut 60 Mio. Euro und deckt den Börsenwert von 158 Mio. Euro zu 38 Prozent ab. Nachdem eine reguläre Dividende von umgerechnet knapp 0,09 Euro pro Aktie bereits Anfang Mai auf den Aktionärskonten eingegangen ist, steht demnächst eine Bonusauszahlung von umgerechnet 0,22 Euro pro Anteilschein an. Hier müssen aber noch gesetzliche Fristen abgewartet werden. Womöglich gelingt der Vizrt-Aktie ja doch noch ein Comeback – auch bei deutschen Anlegern.
Schon jetzt eine echte Kursrakete ist der Anteilschein von Bien-Zenker (WKN: 522810). Innerhalb der vergangenen zwölf Monate hat der Small Cap um rund 80 Prozent an Wert gewonnen. Rund 89 Prozent der Anteilscheine des Anbieters von Ein- und Zweifamilienhäusern befinden sich im Besitz der österreichischen ELK Fertighaus AG. Gerüchte über einen Börsenabschied von Bien-Zenker gibt es daher immer wieder. Ob ELK seit einiger Zeit weitere Stücke von Bien-Zenker aufsammelt ist schwer zu beurteilen, denn auch rein fundamental gibt es gute Gründe, dass sich Investoren mit dem Papier eindecken. Nach fünf Nullrunden in Folge schüttet die Firma aus Schlüchtern in der Nähe von Fulda für 2012 wieder eine Dividende aus. Die vorgeschlagenen 0,60 Euro entsprechen einer Rendite von immerhin 4,8 Prozent. Die Hauptversammlung findet am 5. Juli in Frankfurt statt. Nachdem die Erlöse bereits 2012 kräftig zugelegt hatten, rechnet der Vorstand für das laufende Jahr mit Umsätzen von rund 152 Mio. Euro und einem Gewinn nach Steuern im Bereich um gut 3 Mio. Euro. Das entspräche einem Ergebnis je Aktie von mindestens 1,25 Euro. Bezogen auf den aktuellen Aktienkurs von 12 Euro ergibt sich damit ein KGV von knapp zehn. Zu teuer ist die Bien-Aktie trotz der Kursrally also keinesfalls. Und dabei ist das Papier von der Nebenwerteszene noch gar nicht mal entdeckt worden.