Das Rennen endete in einem ziemlichen Crash – und zwar für beide Seiten: Dabei lagen die Aktienkurse von Guillemot und Endor an der Startlinie Anfang Januar 2023 nicht nur optisch ungefähr auf Augenhöhe, sondern bewegten sich damals auch in Sachen Börsenwert mit 184 Mio. Euro (Guillemot) bzw. 197 Mio. Euro (Endor) relativ dicht beieinander. Zu der Zeit hatte boersengefluester.de noch die Hoffnung, dass sich die Konsolidierungsphase für die Anbieter von PC-Rennspiel-Equipment wie Lenkräder oder auch Pedalsysteme nach dem Corona-induzierten Absatzboom dem Ende neigt und die Aktiencharts wieder Richtung Norden drehen. Das Gegenteil ist eingetroffen. Beide Aktien haben seit Jahresbeginn um deutlich mehr als 50 Prozent an Wert verloren, wobei es die in Landshut ansässige Endor AG – operativ präsent mit der Marke Fanatec – sogar noch heftiger erwischt hat als die französische Guillemot, die bei Gamern durch ihre Hauptmarke Thrustmaster bekannt ist.
Nun drücken im laufenden Jahr nicht nur die meist schlechter werdenden Geschäftszahlen der Unternehmen auf die Börsenkurse, die Nervosität kommt quasi von allen Seiten. Und zu allem Überfluss erwischt es in dieser Gemengelage die Aktien von eher kleineren Unternehmen auch noch am stärksten. Trotzdem gibt es nach Auffassung von boersengefluester.de durchaus Lichtblicke, die vom Kapitalmarkt gegenwärtig noch ausgeblendet werden. So hat Guillemot im dritten Quartal 2023 Umsätze von immerhin 35,4 Mio. Euro erzielt und damit die Lücke gegenüber dem entsprechenden Vorjahreswert schon sehr viel kleiner gestaltet, als es in Q1 und Q2 des laufenden Jahres jeweils der Fall war.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 80,45 | 81,22 | 60,88 | 120,62 | 176,76 | 188,05 | 119,13 | |
EBITDA1,2 | 9,10 | 10,02 | 0,83 | 26,70 | 37,88 | 40,05 | 9,31 | |
EBITDA-Marge3 | 11,31 | 12,34 | 1,36 | 22,14 | 21,43 | 21,30 | 7,82 | |
EBIT1,4 | 5,95 | 6,89 | -2,59 | 23,08 | 33,00 | 34,24 | 2,52 | |
EBIT-Marge5 | 7,40 | 8,48 | -4,25 | 19,13 | 18,67 | 18,21 | 2,12 | |
Jahresüberschuss1 | 17,54 | 12,15 | -6,41 | 29,78 | 13,71 | 20,35 | 0,96 | |
Netto-Marge6 | 21,80 | 14,96 | -10,53 | 24,69 | 7,76 | 10,82 | 0,81 | |
Cashflow1,7 | 9,66 | -3,42 | 5,16 | 31,98 | 32,66 | 32,80 | 5,55 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,15 | 0,80 | -0,42 | 1,95 | 0,89 | 1,34 | 0,06 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,13 | 0,00 | 0,25 | 0,25 | 0,25 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Entsprechend bestätigt der Vorstand auch die jüngste Prognose für das Gesamtjahr mit Erlösen in einer Bandbreite zwischen 120 und 140 Mio. Euro. „Der Verkauf von Produkten der Gruppe an Endverbraucher über eine Reihe von Großkunden nimmt derzeit zu, insbesondere in den Vereinigten Staaten, was auf eine Verbesserung der Geschäftsdynamik bis zum Jahresende hindeutet“, betonen die Franzosen. Tatsächlich braucht Guillemot im Abschlussviertel 2023 Umsätze zwischen 37 und 56 Mio. Euro, um den Ausblick einzulösen. Zumindest das untere Drittel des Korridors sollte nach Auffassung von boersengefluester.de gut erreichbar sein. So gab es zuletzt wichtige Produkteinführungen, die den Absatz ankurbeln sollten. Mit Blick auf das Ergebnis ist für 2023 derweil nicht sonderlich viel zu erwarten, das Management spricht nur davon, dass überhaupt ein positives Betriebsergebnis anfällt. Zur Einordnung: Per Ende Juni 2023 stand ein EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von minus 3,9 Mio. Euro in den Büchern. Das Q3-Update beinhaltet leider nur Umsatzzahlen.
Zum Glück haben sich die aus historischen Gründen weiter im Firmendepot befindlichen 443.874 Aktien des Spieleentwicklers Ubisoft Entertainment zuletzt einigermaßen stabil gehalten, selbst wenn der Mittelfrist-Chart auch hier ein Trauerspiel ist. Aktuell ist das Paket rund 11,7 Mio. Euro wert, was knapp 14 Prozent des gesamten Börsenwerts von Guillemot entspricht. Der eigentliche Treiber für die künftige Performance des Aktienkurses ist aber der Ausblick für 2024. Immerhin bekräftigt das Unternehmen die bisherigen Aussagen, wonach im kommenden mit einer Rückkehr zu einem „signifikanten Wachstum“ zu rechnen sei. Die Analysten halten demnach für 2024 ein EBIT von rund 10 Mio. Euro für möglich. Verglichen mit den Boomjahren 2020 bis 2022 ist das zwar noch immer eher wenig, dafür steht der Aktienkurs aber auch nicht mehr bei 15 Euro, sondern bei knapp 6 Euro.
So wird Guillemot mit deutlich weniger als dem Zehnfachen des für 2024 zu erwartenden Betriebsergebnis an der Börse bewertet und kommt dabei sogar auf einen Discount zum Buchwert. Wer den Titel im Depot hat, sollte also engagiert bleiben. Die Chancen auf eine nachhaltige Kurserholung stehen für unseren Geschmack durchaus gut. Und ja: Auch bei Endor sollten allmählich alle schlechten Nachrichten im Kurs eingepreist sein, wenngleich die Gesellschaft einen bilanziell deutlich heißeren Reifen fährt als die weiter recht solide aufgestellte Guillemot Corporation.
Foto: Thrustmaster
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