Keine Frage: Für die Spekulation um eine Neuordnung der Beteiligungsverhältnisse bei dem Spielepublisher Ubisoft zwischen der chinesischen Tencent Holding und der Gründerfamilie Guillemot hätte der Kapitalmarkt gern eine radikalere Lösung gesehen, als den Anfang September vereinbarten indirekten Deal mit der Guillemot Brothers Ltd, durch den sich der Anteil der Chinesen an Ubisoft auf nun erst einmal festgezurrte 9,99 Prozent erhöht hat. Letztlich bleiben die französischen Familiengesellschafter damit auch künftig die bestimmenden Eigentümer. Dabei ist es beinahe untergegangen, dass bei dem Deal – den sich Tencent immerhin 200 Mio. Euro hat kosten lassen – jede Ubisoft-Aktie mit 80 Euro bewertet wurde. Zum Vergleich: An der Börse wird der Anteilschein von Ubisoft zurzeit für weniger als 30 Euro gehandelt. Auch am französischen Kapitalmarkt geht es also wenig zimperlich zur Sache momentan.
Darunter leidet naturgermäß auch die Aktie von Guillemot, denn der Abieter von Gaming-Lenkrädern (Marke: Thrustmaster), Joysticks und auch DJ-Zubehör (Marke: Hercules) hat aus historischen Gründen 443.874 Ubisoft-Anteilscheine mit einem Gegenwert von zurzeit 12,7 Mio. Euro in der Bilanz stehen. Zuzüglich der liquiden Mittel von zum Halbjahr knapp 35,5 Mio. Euro ist die aktuelle Marktkapitalisierung von Guillemot damit zu deutlich mehr als einem Viertel durch Netto-Cash und Ubisoft-Aktien unterlegt. Noch einmal zur Verdeutlichung: Den liquiden Mitteln stehen gerade einmal 6,5 Mio. Euro an Kreditverbindlichkeiten gegenüber. Wenn an der Börse momentan also die Angst vor weiter steigenden Zinsen umgeht: Guillemot hat mit Sicherheit kein Kredit- und Zinsproblem.
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Einzig die Marktbewertung der Ubisoft-Anteile wirkt sich regelmäßig im Zahlenwerk von Guillemot aus. Nachdem es hier zum Halbjahr 2022 erstmals seit langer Zeit keine wesentlichen Effekte gab, wird die jüngste Kursschwäche der Ubsisoft-Aktie (wenn es bei dem jüngsten Rückgang bleibt) im nächsten Geschäftsbericht wieder belastend auf das Finanzergebnis wirken. Dabei sollte der eigentliche Blick der Anleger auf die operative Performance des Gaming-Equipment-Anbieters gerichtet sein – hier läuft es nämlich weiterhin super gut. Zum Halbjahr kamen die Erlöse um gut 39 Prozent auf 98,14 Mio. Euro voran. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) machte einen Satz von 13,29 auf 25,01 Mio. Euro. Entsprechend konservativ sieht nun auch die bisherige Prognose für das Gesamtjahr mit Umsätzen von mehr als 200 Mio. Euro sowie einem EBIT von über 30 Mio. Euro aus.
Dabei erwähnt der Vorstand diese (zuletzt Ende Juli geäußerte) Vorschau im Halbjahresbericht gar nicht mehr explizit, betont aber, dass die Gruppe das versprochene Wachstum für Umsatz und EBIT liefern wird. Und auch 2023 dürfte für Guillemot dynamisch verlaufen, da im kommenden Jahr viele Videospiele veröffentlicht werden und der Verkauf neuer Produkte entsprechend anzieht. Per saldo bleibt es also dabei: Wer nach einer günstigen Alternative zu der heimischen Endor-Aktie sucht, ist bei Guillemot genau richtig. Immerhin wird der Titel auf cashbereinigter Basis mit weniger als dem Vierfachen des für 2022 von boersengefluester.de erwarteten EBITDA gehandelt. Die Tatsache, dass die Ubisoft-Aktien nun doch im Depot von Guillemot bleiben ist, ist zwar eher ein Makel und sorgt für zusätzliche Schwankungen im Netto-Ergebnis. Andererseits kann dieser Hebel – mit Blick auf den zuletzt angesetzten Bewertungspreis von 80 Euro je Aktie – ja auch mal nach oben wirken.
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Foto: Guillemot
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