So farbenfroh und dynamisch das Cover des Geschäfts– und auch Halbjahresberichts von GFT Technologies auch rüberkommt, an der der Börse sorgt der Zahlen-Inhalt eher für Tristesse. Immerhin rutschte der Kurs der GFT Technologies-Aktie auf den tiefsten Stand seit Juni 2021 und hat seit dem Januar-Hoch bei knapp 34 Euro nun um fast 40 Prozent an Wert eingebüßt. Damit ist die Marktkapitalisierung des SDAX-Konzerns auf weniger als 550 Mio. Euro geschmolzen, womit GFT innerhalb des Smallcap-Index der Deutschen Börse AG nur noch zu den Leichtgewichten gehört. Immerhin haben rund 80 Prozent der SDAX-Unternehmen mittlerweile eine höhere Marktkapitalisierung als GFT. Selbst wenn der für das Indexgewicht maßgebliche im Streubesitz befindliche Anteil des Börsenwerts etwas vorteilhafter aussieht, insgesamt ist die Lage alles andere als schmeichelhaft. Und das wenige Wochen nach dem 25-jährigen Börsenjubiläum der Stuttgarter.
So sehen die Zahlen des IT-Dienstleisters und Softwareentwicklers mit Fokus auf Anwendungen in Banken und Versicherungen für das erste Halbjahr 2024 mit einem EBIT-Anstieg um 7,5 Prozent auf 32,17 Mio. Euro auf den ersten Blick noch vergleichsweise robust aus. Allerdings ist der Zuwachs durch die Auflösung von Rückstellungen für Lohnsteuerverbindlichkeiten von 11,23 Mio. Euro im Zuge des Urteils eines brasilianischen Finanzgerichts – mit einem Umsatzanteil von rund 15 Prozent ist Brasilien vor Deutschland das wichtigste Land für GFT – positiv beeinflusst. Andererseits gab es Belastungen aus Kaufpreisallokationen von 4,47 Mio. Euro sowie stattliche Sonderaufwendungen im Personalbereich, die auf die Profitabilität drücken.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 418,81 | 412,83 | 428,98 | 444,85 | 566,19 | 730,14 | 801,74 | |
EBITDA1,2 | 32,32 | 37,52 | 44,89 | 39,70 | 60,75 | 86,04 | 89,76 | |
EBITDA-Marge3 | 7,72 | 9,09 | 10,46 | 8,92 | 10,73 | 11,78 | 11,20 | |
EBIT1,4 | 19,80 | 24,80 | 21,33 | 16,33 | 40,92 | 65,55 | 68,40 | |
EBIT-Marge5 | 4,73 | 6,01 | 4,97 | 3,67 | 7,23 | 8,98 | 8,53 | |
Jahresüberschuss1 | 17,81 | 19,98 | 13,66 | 9,94 | 29,89 | 46,25 | 48,36 | |
Netto-Marge6 | 4,25 | 4,84 | 3,18 | 2,23 | 5,28 | 6,33 | 6,03 | |
Cashflow1,7 | 23,70 | 44,83 | 36,18 | 60,25 | 52,99 | 57,49 | 40,44 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,68 | 0,76 | 0,52 | 0,38 | 1,14 | 1,76 | 1,84 | |
Dividende8 | 0,30 | 0,30 | 0,20 | 0,20 | 0,35 | 0,45 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Da sich vor dem Hintergrund der Anfang des Jahres auf die Schiene gesetzten Übernahme von Sophos Solutions aus Kolumbien zudem die Zinsaufwendungen merklich erhöht haben, verharrte das Ergebnis vor Steuern im ersten Halbjahr bei 30,05 Mio. Euro. Insgesamt liegt die Entwicklung – trotz der auch für GFT geltenden allgemeinen Unsicherheiten bei der Auftragsvergabe – aber im Rahmen der Erwartungen, wie der Vorstand im Halbjahresbericht betont. „Unser Kerngeschäft ist gesund und unsere Produkte und Lösungen wachsen weiter”, sagt Co-CEO Marco Santos. Da sich die schwierigen Rahmenbedingungen im zweiten Halbjahr aber kaum komplett auflösen werden, reduziert Santos die Prognose für das Gesamtjahr 2024 vorsichtshalber ein wenig.
So rechnet Santos nun mit einem Umsatzplus von 12 Prozent auf 885 Mio. Euro – das sind drei Prozentpunkte weniger Wachstum als bislang avisiert. Das um Sondereffekte bereinigte EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) soll jetzt um 12 Prozent auf 82 Mio. Euro steigen. Die bisherige Messlatte lag bei 85 Mio. Euro. Bezogen auf den Gewinn vor Steuern liegt die neue Vorschau bei rund 70 Mio. Euro, das sind 2 Mio. Euro weniger als bislang kommuniziert. Insgesamt bewegt sich der Korrekturfaktor also in Grenzen, doch in nervösen Börsenphasen reichen auch solche Anpassungen, um einen Aktienkurs nochmals unter Druck zu setzen. Hinzu kommt, dass IT-Aktien am Kapitalmarkt ohnehin out sind – noch immer eine Spätfolge des Corona-Hypes von 2020/21 sowie dem Favoritenwechsel hin zu KI-Themen.
Zumindest der zweite Punkt ist nicht wirklich schlagend, da Unternehmen wie GFT diesbezüglich super viel zu bieten haben. Weit weniger gut gefallen boersengefluester.de derweil die signifikanten Verschiebungen in der Bilanz von GFT durch die Finanzierung der Sophos-Akquisition. So drehte die Netto-Liquidität von 4,39 Mio. Euro zum Jahresende 2023 in Netto-Finanzverbindlichkeiten von 108,31 Mio. Euro per Ende Juni 2024. Bleibt zu hoffen, dass der Cashflow in den kommenden Monaten tatsächlich an Dynamik gewinnt und deutlich ins positive Terrain dreht, so dass die Fremdkapitalzufuhr mit Bordmitteln wieder zurückgezahlt werden kann. Nun: Der Start ins zweite Halbjahr soll dem Vernehmen nach ganz ordentlich angelaufen sein. Entsprechend ist boersengefluester.de auch positiv gestimmt für die Aktie.
Foto: Unsplash+
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