Im Sommer gibt es auf der DAX-Anzeigetafel bestimmt noch ein kleines Ständchen von der Deutschen Börse AG. Schließlich feiert GFT Technologies in diesem Jahr sein 25jähriges IPO-Jubiläum. Konkret debütierte das auf Software und Digitalisierungslösungen für Banken und Versicherungen spezialisierte Unternehmen am 28. Juni 1999 am Neuen Markt, dem ehemaligen Wachstumssegment in Frankfurt. Fürchterlich viele der damaligen Technologiehoffnungen haben leider nicht den Durchbruch geschafft Die erfolgreichsten und heute noch börsennotierten Neuer Markt-Unternehmen von damals sind aber echte Schwergewichte geworden: Aixtron, Atoss Software, Bechtle, Cancom, CTS Eventim, MorphopSys, Mensch und Maschine, Nemetschek, Qiagen, Pfeiffer Vacuum und auch United Internet (1&1) sind die wohl bekanntesten Namen.
Einen Platz auf dem Sonnendeck hat aber auch die Aktie von GFT Technologies verdient, selbst wenn das All-Time-High vom Februar 2000 mit mehr als 90 Euro außer Reichweite ist. Trotzdem: GFT bringt es heute auf einen Börsenwert von immerhin knapp 790 Mio. Euro, ist im SDAX notiert und genießt in Investorenkreisen einen prima Ruf. Daran ändert auch nichts, dass die frisch veröffentlichten Jahreszahlen 2023 und insbesondere auch der Ausblick für 2024 manchen Investor auf dem falschen Fuß erwischt haben. Das wiederum liegt daran, dass die Anfang Februar 2024 finalisierte kolumbianische Großübernahme Sophos Solutions nicht nur positiv Richtung Wachstum abstrahlt, sondern das Zahlenwerk der Stuttgarter in Form von Abschreibungen und Integrationsaufwendungen zunächst einmal auch belastet. Auf immerhin 9,5 Mio. Euro taxiert GFT die akquisitionsbedingten Effekte.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 418,81 | 412,83 | 428,98 | 444,85 | 566,19 | 730,14 | 801,74 | |
EBITDA1,2 | 32,32 | 37,52 | 44,89 | 39,70 | 60,75 | 86,04 | 89,76 | |
EBITDA-Marge3 | 7,72 | 9,09 | 10,46 | 8,92 | 10,73 | 11,78 | 11,20 | |
EBIT1,4 | 19,80 | 24,80 | 21,33 | 16,33 | 40,92 | 65,55 | 68,40 | |
EBIT-Marge5 | 4,73 | 6,01 | 4,97 | 3,67 | 7,23 | 8,98 | 8,53 | |
Jahresüberschuss1 | 17,81 | 19,98 | 13,66 | 9,94 | 29,89 | 46,25 | 48,36 | |
Netto-Marge6 | 4,25 | 4,84 | 3,18 | 2,23 | 5,28 | 6,33 | 6,03 | |
Cashflow1,7 | 23,70 | 44,83 | 36,18 | 60,25 | 52,99 | 57,49 | 40,44 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,68 | 0,76 | 0,52 | 0,38 | 1,14 | 1,76 | 1,84 | |
Dividende8 | 0,30 | 0,30 | 0,20 | 0,20 | 0,35 | 0,45 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Das ist sicherlich nicht wenig und hätte beim Closing des Deals möglicherweise schon deutlich thematisiert werden können. Andererseits sind Kaufpreisallokationen (PPA) normal bei Akquisitionen dieser Größenordnung – der Kaufpreis basiert auf einer Firmenbewertung von rund 95 Mio. Dollar – und sollten die Börsianer nicht wirklich überraschen. Zudem liegt der Erwerb auch erst einige Wochen zurück, so dass GFT alles andere als gebummelt hat bei der Quantifizierung der Effekte. Insgesamt rechnet die noch bis Jahresende 2024 als CEO tätige Marika Lulay für das laufende Jahr mit Erlösen von rund 920 Mio. Euro sowie einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von etwa 85 Mio. Euro. Zum Vergleich: Für 2023 zeigen die Stuttgarter Umsätze von 801,74 Mio. Euro sowie ein bereinigtes EBIT von 73,33 Mio. Euro, was in beiden Fällen allerdings am unteren Ende der avisierten Spannen liegt. Das berichtete EBIT kam derweil von 65,55 auf 68,40 Mio. Euro voran. Das Ergebnis je Aktie kletterte im Gleichlauf dazu um 4,5 Prozent auf 1,84 Euro.
„Neue Entwicklungen, vor allem im Bereich KI, beschleunigen den Trend weiter. Wir haben uns auch hier in einer Führungsrolle etabliert, das bestätigen zahlreiche Analystenreports aus dem vergangenen Jahr. Diese Positionierung, ebenso wie unsere weiter verstärkte globale Präsenz durch die Akquisition von Sophos Solutions in Lateinamerika, werden unser Wachstum auch 2024 weiter antreiben“, sagt Marika Lulay. Interessant für Privatanleger: Zur Hauptversammlung am 20. Juni 2024 – also wenige Tage vor dem Börsenjubiläum – steht eine um 5 Cent auf 0,50 Euro erhöhte Dividende je Aktie auf der Agenda. Bezogen auf den aktuellen Kurs bringt es der Titel damit auf eine Rendite von knapp 1,7 Prozent.
Das reicht zwar nicht für eine Platzierung in den Rendite-Charts, für eine Gesellschaft wie GFT ist die Dividende aber durchaus vernünftig. Dabei schütten die Schwaben seit 2008 kontinuierlich Dividenden aus – sind also ein verlässlicher Zahler. Insgesamt sollten Investoren den 10-Prozent-Kursdämpfer im Zuge der Zahlenvorlage nicht überbewerten. Das große Bild bleibt nach Einschätzung von boersengefluester.de intakt – siehe auch unseren Beitrag HIER. Die bisherigen Kursziele der Analysten liegen im Mittel ohnehin recht deutlich über der aktuellen Notiz. Das Jubiläumsjahr sollte für die GFT-Aktie also eher positiv verlaufen.
Foto: Shutterstock
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