Jahrelang konnten Anleger mit der Aktie von GFT Technologies so gut wie nichts verkehrt machen: Im Prinzip kannte die Notiz des IT-Dienstleisters mit Fokus auf Kunden aus der Finanzbranche nur den Weg nach oben. Kein Wunder, denn in kaum einem anderen Sektor sind die Herausforderungen durch die gesetzlichen Regulierungsvorgaben sowie die Digitalisierung der Geschäftsprozesse – Stichwort FinTech – so groß wie im Finanzbereich. Und trotzdem: 2016 steht der TecDAX-Titel heftig unter Druck und hat bislang um rund 40 Prozent an Wert eingebüßt. Auslöser der Kursschwäche war zunächst der allgemein sehr holprige Börsenstart ins laufende Jahr, der Trendaktien wie GFT Technologies überdurchschnittlich zusetzte. Hinzu kam, dass die Bewertung auf dem Kursgipfel mit einer Marktkapitalisierung von rund 815 Mio. Euro – bei einem für 2016 zu erwartenden Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 48,5 Mio. Euro – sehr ambitioniert war. Zudem haben die Stuttgarter im Zuge der regen Übernahmeaktivitäten erhebliche Finanzverbindlichkeiten aufgebaut.
Letztlich war es aber die BREXIT-Angst, die dem Titel am meisten zusetzte. Immerhin ist Großbritannien im Zuge des Mitte 2014 akquirierten IT-Beraters Rule Finance zu dem mit Abstand wichtigsten Markt für GFT Technologies aufgestiegen. Im vergangenen Jahr entfielen rund 43 Prozent der Konzernerlöse auf diese Region. Kein Wunder, dass die Entscheidung der Briten für einen Austritt aus der EU die Aktionäre von GFT scheu macht. Schließlich gelten die britischen Finanzhäuser als die großen Verlierer des Abstimmungsergebnisses. Inwiefern sich die Entscheidung der Briten tatsächlich negativ auf das Zahlenwerk des TecDAX-Unternehmens auswirken wird, lässt sich gegenwärtig indes kaum seriös einschätzen. Die Analysten von Warburg Research wollten das Thema in ihrer jüngsten Studie nicht zu hoch aufhängen und sprachen von einem „temporären negativen Effekt auf die Nachfrage“. Die Experten von Edison Research aus London verweisen zudem darauf, dass für GFT ohnehin das vierte Quartal am wichtigsten ist (die Studie von Edison können Sie HIER gratis herunterladen). Ein Szenario ist zudem, dass die britischen Banken durch den anstehenden EU-Austritt sogar noch stärker in eine möglichst leistungsfähige IT-Umgebung investieren müssen. Nun: Gegenwärtig finden solche Argumente wenig Gehör auf dem Kapitalmarkt und so zählt die GFT-Aktie zu den größten Verlierern der BREXIT-Entscheidung. Auch wenn im laufenden Jahr wohl mit keiner großen Ergebnisdynamik zu rechnen ist: Für boersengefluester.de ist die Aktie zumindest eine Halten-Position. Nach den Berechnungen von Edison liegt der faire Wert bei gut 25 Euro pro Anteilschein – also um etwa ein Viertel nördlich der aktuellen Notiz.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 418,81 | 412,83 | 428,98 | 444,85 | 566,19 | 730,14 | 801,74 | |
EBITDA1,2 | 32,32 | 37,52 | 44,89 | 39,70 | 60,75 | 86,04 | 89,76 | |
EBITDA-Marge3 | 7,72 | 9,09 | 10,46 | 8,92 | 10,73 | 11,78 | 11,20 | |
EBIT1,4 | 19,80 | 24,80 | 21,33 | 16,33 | 40,92 | 65,55 | 68,40 | |
EBIT-Marge5 | 4,73 | 6,01 | 4,97 | 3,67 | 7,23 | 8,98 | 8,53 | |
Jahresüberschuss1 | 17,81 | 19,98 | 13,66 | 9,94 | 29,89 | 46,25 | 48,36 | |
Netto-Marge6 | 4,25 | 4,84 | 3,18 | 2,23 | 5,28 | 6,33 | 6,03 | |
Cashflow1,7 | 23,70 | 44,83 | 36,18 | 60,25 | 52,99 | 57,49 | 40,44 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,68 | 0,76 | 0,52 | 0,38 | 1,14 | 1,76 | 1,84 | |
Dividende8 | 0,30 | 0,30 | 0,20 | 0,20 | 0,35 | 0,45 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |