Normalerweise gibt boersengefluester.de keine Aktientipps. Kürzlich hat uns jedoch ein motivierter Nachwuchsanleger angesprochen, ob wir ihm nicht wenigstens ein paar Ideen für sein persönliches Anforderungsprofil an ein Investment liefern könnten. Gar nicht so einfach, denn die Mischung hat es – typisch Jugend – in sich: Am besten was mit Klimaschutz, gern auch mit ordentlicher Dividende, keinesfalls Rüstung oder andere moralisch eventuell zweifelhafte Geschäftsmodelle, nicht super spekulativ – aber trotzdem aussichtsreich – und abseits des Mainstreams um bekannte deutsche Aktien wie Volkswagen, Zalando, Siemens, Hello Fresh oder SAP. Gleich die erste Präsentation auf der von GBC organisierten ZKK Zürcher Kapitalmarkt Konferenz am 15. September 2022 bracht uns dann jetzt auf eine wie wir finden clevere Idee: Die Aktie von Gesco.
Immerhin hat die in Wuppertal ansässige Beteiligungsgesellschaft einige hochgradig spannende Gesellschaften im Portfolio, stand zuletzt für eine Dividendenrendite von knapp vier Prozent, ist gerade einmal für etwas mehr als den Buchwert zu haben und befindet sich darüber hinaus operativ in starker Verfassung. Kurzum: Viel besser könnte das Gesamtpaket gar nicht sein. „Wir sind der Überzeugung, dass der Markt zunehmend realisiert, wie gut Gesco aufgestellt ist“, sagt denn auch IR-Manager Peter Alex bei seinem Vortrag auf der ZKK.
Wer Gesco schon etwas länger kennt, weiß, dass aus dem Gesco-Portfolio zurzeit insbesondere die Setter-Gruppe aus Emmerich sowie SVT aus dem unweit von Wuppertal gelegenen Schwelm besonders knackige Storys zu bieten haben: Setter ist ein Hersteller von Papierstäbchen für Lollys oder auch Ohrenstäbchen, der als Weltmarktführer enorm vom Plastikverbot für genau solche Produkte profitiert. „Das ist ein fantastisches ESG-Thema für den Kapitalmarkt“, sagt Alex mit Blick auf die für Investoren immer wichtiger werdenden Vorgaben aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Im laufenden Jahr dürfte Setter auf einen Umsatz von 75 Mio. Euro zusteuern – nach gut 59 Mio. Euro im Vorjahr. 2024 soll bereits die Erlösmarke von 100 Mio. Euro geknackt werden, womit Setter bei Gesco in den Rang einer Ankerbeteiligung aufsteigen würden.
Nicht minder spannend ist der auf boersengefluester.de ebenfalls schon vorgestellte (HIER) Hersteller von Schiffsverladekränen SVT. Den Kick machen insbesondere die zurzeit stark von politischer Seite geförderten Verladevorrichtungen für Flüssiggas (LNG), um sich vom russischen Erdgas unabhängig zu machen. Auf die lange Sicht könnte SVT zudem durch die Positionierung im Bereich Verladearme für Wasserstoff ein weiterer Schub bevorstehen. Im vergangenen Jahr erzielt SVT etwas mehr als 50 Mio. Euro Umsatz und bewegt sich damit in der oberen Größenordnung für eine „normale“ Basisbeteiligung von Gesco.
Perfekt in den Zeitgeist passen aber auch die in der neuen Gesellschaft INEX-Solutions zusammengefassten Unternehmen Sommer & Strassburger (S&S) sowie der Edelstahl-Spezialist HUBL. Die 2018 von Gesco vollständig erworbene S&S stellt unter anderem Druckrohre für die Filtration – etwa von Biogas – her. Die wesentlichen Kunden kommen aus dem Pharmasektor, der Lebensmittel- und Chemie-Industrie oder sind im Bereich der Wassertechnik beheimatet. HUBL wiederum baut hochwertige Edelstahlverkleidungen, die unter anderem bei Geräten zur Herstellung von Wafern verbaut werden. In Börsenkreisen bekanntester Kunde hier: Süss Microtec.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 547,19 | 580,25 | 439,62 | 397,23 | 488,05 | 582,27 | 560,72 | |
EBITDA1,2 | 57,40 | 68,38 | 44,04 | 33,36 | 62,19 | 67,74 | 59,04 | |
EBITDA-Marge3 | 10,49 | 11,78 | 10,02 | 8,40 | 12,74 | 11,63 | 10,53 | |
EBIT1,4 | 33,79 | 42,10 | 23,47 | 16,69 | 44,57 | 49,43 | 35,84 | |
EBIT-Marge5 | 6,18 | 7,26 | 5,34 | 4,20 | 9,13 | 8,49 | 6,39 | |
Jahresüberschuss1 | 18,17 | 25,77 | 13,73 | -15,98 | 29,46 | 36,26 | 22,14 | |
Netto-Marge6 | 3,32 | 4,44 | 3,12 | -4,02 | 6,04 | 6,23 | 3,95 | |
Cashflow1,7 | 38,51 | 13,75 | 38,55 | 59,65 | 51,70 | 10,69 | 31,18 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,49 | 2,46 | 1,14 | -1,53 | 2,48 | 3,12 | 1,93 | |
Dividende8 | 0,60 | 0,90 | 0,23 | 0,00 | 0,98 | 1,00 | 0,40 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Auf Konzernebene rechnet der Gesco-Vorstand für 2022 mittlerweile damit, jeweils im oberen Bereich der avisierten Bandbreiten für Konzernumsatz (565 bis 585 Mio. Euro) sowie dem – in erster Linie um die Beteiligungen der Geschäftsführer an den von ihnen geleiteten Unternehmen (Anteile Dritter) – bereinigten Überschuss von 28,0 bis 30,5 Mio. Euro anzukommen. „Wir sind absolut im Plan, auch 2022 ein erneutes Rekordjahr hinzulegen“, sagt IR-Manager Peter Alex. Die Analysten trauen der Gesco-Aktie im Schnitt einen fairen Wert von 42 Euro zu – verglichen mit einer aktuellen Notiz von 24,40 Euro. Ausreichend Potenzial ist also auch von dieser Seite vorhanden. Wir werden unserem jungen boersengefluester.de-Fan auf jeden Fall vorschlagen, ob er sich nicht mal mit der Gesco-Aktie beschäftigen will.
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