Vom HV-Beschluss bis zur Umsetzung dauerte es etwas mehr als vier Monate. Die eigentlichen Planungen haben aber bereits vor deutlich mehr als einem Jahr begonnen. Nun ist es soweit: Die Beteiligungsgesellschaft Gesco hat ihre Rechtsform von einer traditionellen AG (Aktiengesellschaft) in eine SE (Societas Europaea) gewechselt. „Wir wollen Gesco international wahrnehmbarer gestalten“, begründete CEO Ralph Rumberg den Schritt bei seiner Präsentation auf der MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz im November 2022. Für Aktionäre hat die Umwandlung in eine Europäischen Aktiengesellschaft unmittelbar keine Auswirkungen – etwa was die WKN oder die Dividendenausschüttung betrifft. Veränderungen ergeben sich eher aus organisatorischer Sicht mit Blick auf die Board-Struktur, Mitbestimmungsthemen oder eben was das Firmen-Image angeht.
So setzt sich das Portfolio von Gesco zwar noch immer aus deutschen Unternehmen zusammen, diese haben aber allesamt den Anspruch potenzieller Weltmarktführer zu werden oder zu sein. Boersengefluester.de hat die interessantesten Beteiligungen der Wuppertaler schon mehrfach vorgestellt (HIER). Vorstand Ralph Rumberg macht zudem keinen Hehl daraus, dass künftige Verstärkungen durchaus auch in den Benelux-Ländern, Italien oder Spanien ihre Heimat haben können. Für Gesco ist das definitiv eine bedeutsame Änderung in der Ausrichtung und boersengefluester.de ist gespannt, wo die Reise konkret hingeht. Rein operativ steht das Unternehmen aber schon jetzt prima da und hat in den vergangenen Quartalen regelmäßig starke Zahlen vorgelegt. Entsprechend gehört der Anteilschein auch mit zu den Favoriten von boersengefluester.de aus dem Sektor der Mittelstands-Holdings.
Zum Anlass genommen haben wir den Schritt von Gesco aber auch, um einen Blick in unsere Datenbank zu werfen, was die Verteilung der Rechtsformen von den zurzeit 635 von uns regelmäßig betrachteten Unternehmen angeht. Da die ganz überwiegende Zahl der Firmen aus Deutschland kommt, wundert es nicht, dass die AG mit 464 Unternehmen noch immer die mit Abstand populärste Rechtsform in der boersengefluester.de-Datenbank ist. Doch die SE holt kontinuierlich auf und hat – inklusive Gesco – nun bereits 102 Vertreter. Vor ziemlich genau einem Jahr hatten wir in unserer Coverage noch 477 AG und 92 SE. Seitdem haben sich unter anderem Hawesko, Cherry oder auch Patrizia von der AG Richtung SE neu aufgestellt. Innerhalb des DAX besitzen mittlerweile genau ein Viertel die Rechtsform einer Europäischen Aktiengesellschaft – darunter Schwergewichte wie Allianz, BASF oder SAP.
Es tut sich also was im börsennotierten Deutschland. Alle anderen Gesellschaftsformen sind innerhalb unserer Auswertungsbasis quasi Randgruppen, wobei die – bei Investoren nicht sonderlich beliebte – GmbH & Co. KGaA mit 13 Unternehmen noch am häufigsten vorkommt. Die ebenfalls etwas vorstechende Form der SA (Société Anonyme) ist quasi die Luxemburger Variante der Aktiengesellschaft und hat insbesondere für größere Immobiliengesellschaften eine gewisse Anziehungskraft. Noch ein Tipp: Wenn Sie die boersengefluester.de Datenbank auf eigenen Faust nach den unterschiedlichen Rechtsformen durchstöbern wollen, können Sie das am besten mit unserem interaktiven Tool „Wirtschaftsprüfer pro“ tun.
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