Vielleicht täuscht der Eindruck, weil nahezu alle Präsentationen auf dem Eigenkapitalforum 2017 am Frankfurter Flughafen super gut besucht waren: Doch beim Vortrag von Christoph Gerlinger, CEO der German Startups Group, im Raum Milan gab es keinen einzigen freien Platz mehr. Eine mögliche Erklärung für das enorme Interesse an dem Small Cap: Nachdem viele Aktienkurse in den vergangenen Monaten luftige Höhen erreicht haben, suchen die Investoren nach den Überraschungskandidaten für 2018. Und in diese Kategorie fällt die German Startups Group (GSG) definitiv. Dabei geht boersengefluester.de nicht unbedingt davon aus, dass sich die Investoren im kommenden Jahr plötzlich in das angestammte Geschäftsmodell – dem An- und Verkauf von Anteilen an Start-up-Unternehmen (größtes Investment ist zurzeit der Online Brillenhändler Mister Spex) – verlieben. Selbst Gerlinger bezeichnet das vor fast genau zwei Jahren durchgeführte Listing als Venture Capital-Firma mittlerweile als „dickes Brett“.
Fakt ist: Beim aktuellen Kurs von 1,80 Euro wird die GSG-Aktie mittlerweile mit einem Discount von mehr als 40 Prozent auf den bei vermutlich etwas mehr als 3 Euro anzusiedelnden Substanzwert (Net Asset Value) gehandelt. Komplett ungewöhnlich ist so eine Differenz freilich nicht, auch andere Gesellschaften wie zum Beispiel Heliad Equity Partners kämpfen darum, den Abstand zum NAV zu verringern. Umso interessanter sind nach Auffassung von boersengefluester.de die Anstrengungen von Gerlinger, dass Geschäftsmodell zu verbreitern. Den nötigen Rahmen dafür hat die im Scale gelistete Gesellschaft bereits auf der jüngsten Hauptversammlung geschaffen. Demnach will die German Startups Group gemeinsam mit Partnern eine Sekundärmarktplattform für nicht notierte Anteile an Startups, für Anteile neu aufgelegter und bereits laufender VC-Fondsanteile sowie für Anteile an Special Purpose Vehikel, die Startup- oder Fondsanteile beinhalten und von GSG syndiziert werden, aufbauen. Damit bietet das Unternehmen Gründern, Business Angels und VCs mehr Liquidität beziehungsweise schafft einen zusätzlichen Vertriebskanal. Semiprofessionelle Anleger wiederum finden dort das gesamte Spektrum von Anlageopportunitäten in die attraktive Assetklasse deutsche Startups/VC-Fonds.
Mit Details zu dem Projekt „German Startups Market“ hält sich Gerlinger noch zurück, Firmenkenner halten es jedoch für möglich, dass die Plattformstrategie das bisherige Geschäftsmodell der Berliner auf den Kopf stellen kann, zumal erhebliche Ausweitungsmöglichkeiten bis hin zur Lancierung einer Art passiven Indexfonds der deutschen Top-Startups denkbar sind. Vorbild ist sind hier die US-Plattformen SharePost für Startup-Anteile/VC sowie iCapitalnetwork für Private Equity. Letztlich erinnert das Konzept in Teilen aber sogar an die zweistufigen Aktivitäten der Deutschen Beteiligungs AG. Der SDAX-Konzern ist einerseits als klassische Mittelstandsholding unterwegs, schafft als Asset Manager für geschlossene Private-Equity-Fonds aber einen erheblichen Mehrwert für die Aktionäre aus sogenannten Management Fees und Carries. Die kommenden Monate dürften also hoch interessant werden. Geeignet ist das Papier der German Startups Group trotzdem nur für risikobereite Anleger, schon allein wegen des geringen Börsenwerts von weniger als 22 Mio. Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 9,61 | 12,53 | 16,45 | 0,13 | 11,10 | 13,32 | 4,79 | |
EBITDA1,2 | 2,70 | 2,34 | 4,84 | -1,12 | 6,79 | 2,61 | -7,67 | |
EBITDA-Marge3 | 28,10 | 18,68 | 29,42 | -861,54 | 61,17 | 19,59 | -160,13 | |
EBIT1,4 | 2,27 | 1,72 | 4,19 | -1,12 | 5,61 | -5,31 | -82,49 | |
EBIT-Marge5 | 23,62 | 13,73 | 25,47 | -861,54 | 50,54 | -39,87 | -1.722,13 | |
Jahresüberschuss1 | 1,68 | -0,68 | 3,42 | -0,74 | 14,08 | 6,85 | -81,51 | |
Netto-Marge6 | 17,48 | -5,43 | 20,79 | -569,23 | 126,85 | 51,43 | -1.701,67 | |
Cashflow1,7 | -2,00 | -1,60 | 0,88 | -1,75 | -5,83 | 10,76 | -2,68 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | -0,05 | 0,26 | -0,05 | 0,28 | 0,16 | -1,76 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,02 | 0,02 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |