Aufmerksame Beobachter der German Startups Group (GSG) werden am 10. März 2020 vermutlich schon um 8 Uhr in der Früh einen kleinen Schreck bekommen haben. Immerhin musste die Deutsche Rohstoff AG (DRAG) einräumen, dass die Ceritech AG, an der sie 63,71 Prozent hält, auf absehbare Zeit keinen Vertragsabschluss für ihr Seltene Erden-Projekt hinbekommen wird und ihr Engagement an dem Leipziger Unternehmen daher nahezu komplett abschreiben wird. Immerhin handelt es sich um eine Wertberichtigung von rund 1,3 Mio. Euro – also kein Pappenstiel. Hintergrund: Ceritech hat ein Verfahren entwickelt, mit dessen Hilfe sich Seltene Erden aus Gipsen, wie sie bei der Produktion von Phosphordüngemitteln anfallen, extrahieren lassen. Konkreten Namen wurde jetzt nicht genannt. Bekannt ist aber, dass sich Ceritech seit längerer Zeit in Vertragsverhandlungen mit China Molybdenum für ein Anlagenprojekt in Brasilen befunden hat.
Was das mit der Berliner Beteiligungsgesellschaft German Startups Group zu tun hat? Ganz einfach: Die GSG hält nach offiziellen Angaben 8,8 Prozent an Ceritech und hatte sich mehrfach Hoffnung auf positive Abstrahleffekte auf die eigene Aktie gemacht. Immerhin gelten Seltene Erden als Einsatzstoff bei der Produktion von Smartphones und Batterien für Elektromobilität als heißes Investmentthema. Konsequenterweise muss jetzt auch GSG-CEO Christoph Gerlinger Abstriche machen und den aktivierten Buchwert komplett herunterfahren. Angesichts der Beteiligungsgröße hält sich der Schaden aber in Grenzen, auch wenn keine Größenordnungen genannt werden. Überträgt man jedoch die Bewertung der Deutsche Rohstoff AG auf die German Startups Group, müsste die Abschreibung bei knapp unterhalb von 200.000 Euro gelegen haben.
Da sich aber parallel zum Ceritech-Flop zwei andere Fokusbeteiligungen besser als gedacht entwickelt haben, braucht Gerlinger seine Gewinnprognosen für 2019 nicht komplett über den Haufen werfen, sondern „nur“ auf die untere Hälfte der zuletzt avisierten Spanne von 3 bis 5 Mio. Euro – entsprechend 0,27 bis 0,35 Euro je Aktie – einzugrenzen. Ansonsten hat sich an dem grundsätzlichen Investmentcase nichts geändert: Die German Startups Group plant ihr Portfolio auch nach dem Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an der Digitalagentur Exozet Berlin (HIER) weiter zu reduzieren und mögliche Exit-Erlöse unter anderem für weitere Aktienrückkäufe zu verwenden. Der Prozess ist offenbar im Fluss, jedenfalls betont die im Freiverkehrssegment Scale gelistete GSG: „Die Veräußerung von vier Beteiligungen hat sich inzwischen konkretisiert.“ Und trotz des allgemeinen Stimmungskillers Corona betont Christoph Gerlinger: „Die Geschäftsführung der German Startups Group blickt mit großer Zuversicht auf das weitere Jahr 2020.“ Für clevere Rechner bleibt die Aktie ein interessantes Investment. Mit einem Börsenwert von zurzeit 18 Mio. Euro gibt es die Aktie mit einem Abschlag von gegenwärtig immerhin rund 45 Prozent auf den Buchwert. Aufgrund der niedrigen Marktkapitalisierung ist der Titel aber nur für sehr erfahrene Investoren geeignet.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 9,61 | 12,53 | 16,45 | 0,13 | 11,10 | 13,32 | 4,79 | |
EBITDA1,2 | 2,70 | 2,34 | 4,84 | -1,12 | 6,79 | 2,61 | -7,67 | |
EBITDA-Marge3 | 28,10 | 18,68 | 29,42 | -861,54 | 61,17 | 19,59 | -160,13 | |
EBIT1,4 | 2,27 | 1,72 | 4,19 | -1,12 | 5,61 | -5,31 | -82,49 | |
EBIT-Marge5 | 23,62 | 13,73 | 25,47 | -861,54 | 50,54 | -39,87 | -1.722,13 | |
Jahresüberschuss1 | 1,68 | -0,68 | 3,42 | -0,74 | 14,08 | 6,85 | -81,51 | |
Netto-Marge6 | 17,48 | -5,43 | 20,79 | -569,23 | 126,85 | 51,43 | -1.701,67 | |
Cashflow1,7 | -2,00 | -1,60 | 0,88 | -1,75 | -5,83 | 10,76 | -2,68 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | -0,05 | 0,26 | -0,05 | 0,28 | 0,16 | -1,76 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,02 | 0,02 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
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