Schon seit geraumer Zeit wird die Aktie von Geratherm als Ebola-Profiteur gehandelt. Zugegeben: Nicht unbedingt ein Attribut, mit dem man auf Werbetour gehen möchte. An der Börse hält sich das Kaufinteresse an dem Anteilschein des Medizintechnikunternehmens auch noch in Grenzen. Spätestens bei 8,40 Euro ist der Deckel auf dem Small Cap. In dem nun vorgelegten Neun-Monats-Bericht lässt Vorstandschef Gert Frank zumindest ansatzweise durchblicken, welches Potenzial in dem Titel steckt. Stammgeschäft von Geratherm sind Fieberthermometer und Blutdruckmessgeräte. Sie stehen für rund zwei Drittel der Erlöse, galten aber nicht gerade als Wachstumstreiber. Neue Dynamik ins Geschäft sollten hochwertige Medtechprodukte wie Lungenfunktionsmessgeräte, medizinische Wärmesysteme und ein System zur Vorbeugung von Schlaganfällen bringen.
Jetzt sorgt ausgerechnet die starke Nachfrage nach Fiebermessgeräten im Zuge der Ebola-Epidemie für ungeahnte Absatzchancen. „Im Stammgeschäft haben wir zum 1. Oktober wegen starker Nachfrage die Kapazitäten am Standort in Geschwenda für die Gallium-Fieberthermometer erhöht. Die Anlaufkurve der höheren Produktionsmenge dürfte sich im vierten Quartal hinsichtlich Umsatz und Ertrag positiv bemerkbar machen. Die Kapazitätserhöhung ist vorerst bis Ende 2015 geplant”, heißt es im Zwischenbericht. Firmenkenner halten es für möglich, dass der Gewinn je Aktie im kommenden Jahr bis auf mehr als 0,60 Euro anziehen kann. Zum Vergleich: Nach neun Monaten 2014 kam Geratherm auf ein Ergebnis je Anteilschein von 0,22 Euro.
Regional entwickeln sich Deutschland und Europa momentan am besten. Südamerika, der Mittlere Osten und die USA hängen noch zurück. Durchweg hohe zweistellige Zuwachsraten verzeichnen derzeit die neuen Geschäftsbereiche, selbst wenn die Gesellschaft einräumen muss, dass sich im Bereich Cardio/Stroke der Neuanschluss von Kliniken in Deutschland „bislang weniger dynamisch als geplant” entwickelt. Derzeit nehmen 47 Krankenhäuser an dem Programm zur Überwachung von Schlaganfallpatienten teil. Das sind zehn mehr als zu Jahresbeginn. Dafür betont Geratherm: „Im niedergelassenen Bereich gibt es vielversprechende Ansätze mit international ausgerichteten Kooperationspartnern, die Interesse an einer breiten Einführung der apoplex-Technologie bei Kardiologen und Neurologen haben.” Nach der jüngsten Kapitalerhöhung ist Geratherm noch mit 57,92 Prozent an der apoplex medical technologies aus Pirmansens beteiligt.
Unterm Strich sieht boersengefluester.de die Entwicklung bei Geratherm dennoch sehr positiv. Zudem ist die Aktie moderat bewertet. Die Marktkapitalisierung von rund 40 Mio. Euro entspricht etwa dem Doppelten des Eigenkapitals. Auf Basis der von uns erwarteten Dividendenerhöhung von 0,24 auf 0,28 Euro kommt der Titel auf eine Rendite von fast 3,5 Prozent. Zudem profitiert Geratherm vom schwachen Euro und gilt – angesichts des traditionell gut bestückten Aktienportfolios aus dem Medizinbereich – als Nutznießer eines freundlichen Börsenumfelds. Bleibt nur noch, dass die Geratherm-Aktie nun endlich den Ausbruch nach oben schafft. Dann sollten Kurse von 10 Euro machbar sein – das entspräche einem Börsenwert von 49,5 Mio. Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 21,03 | 21,52 | 19,85 | 27,47 | 23,94 | 25,85 | 20,96 | |
EBITDA1,2 | 1,77 | 2,80 | 2,35 | 4,35 | 2,31 | 3,55 | 4,27 | |
EBITDA-Marge3 | 8,42 | 13,01 | 11,84 | 15,84 | 9,65 | 13,73 | 20,37 | |
EBIT1,4 | 0,63 | 1,99 | 1,05 | 3,04 | 0,59 | 2,07 | 2,55 | |
EBIT-Marge5 | 3,00 | 9,25 | 5,29 | 11,07 | 2,46 | 8,01 | 12,17 | |
Jahresüberschuss1 | 0,22 | 0,83 | 0,29 | 1,90 | 0,33 | 1,08 | 1,67 | |
Netto-Marge6 | 1,05 | 3,86 | 1,46 | 6,92 | 1,38 | 4,18 | 7,97 | |
Cashflow1,7 | 2,47 | 1,35 | 1,54 | 3,92 | 0,92 | 2,79 | 1,47 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | 0,23 | 0,11 | 0,41 | 0,02 | 0,19 | 0,21 | |
Dividende8 | 0,47 | 0,40 | 0,25 | 0,40 | 0,12 | 0,15 | 0,10 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |