So schnell ändern sich die Vorzeichen an der Börse. Anfang Juni sah es noch so aus, als ob der Aktienkurs von Geratherm Medical fit genug wäre, um – trotz einer 45-Prozent-Rally in den drei Monaten zuvor – nun auch noch Richtung 15 Euro zu steigen. Doch bei 13 Euro war Schluss und die Notiz schwenkte um in eine Seitwärtsbewegung zwischen 11,00 und 12,50 Euro. Mittlerweile wären einige Investoren vermutlich bereits froh, wenn der Small Cap dieses Niveau wieder zurückerobern könnte. Aktuell wird der Anteilschein des Medizintechnikunternehmens nämlich nur noch für 10,50 Euro gehandelt. Nun ist eine Korrektur von 20 Prozent gegenüber dem Jahreshoch noch kein Beinbruch, zumal die Geratherm-Aktie vor einem Jahr noch 7,50 Euro kostete. Doch zumindest eher kurzfristig orientierte Anleger könnten zunehmend auf die Verkäuferseite wechseln. Wichtig wird, ob die Chartmarke von 10 Euro sich in den kommenden Wochen als tragfähige Unterstützung erweist. Doch die Chancen dafür stehen ausgesprochen gut.
An den fundamentalen Rahmenbedingungen hat sich nämlich nichts geändert, wie der gerade vorgelegte Halbjahresbericht demonstriert. Die wesentlichen Zahlen in Kurzform: Bei einem Erlösplus von 20 Prozent auf 10,65 Mio. Euro kam das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um knapp 39 Prozent auf 1,48 Mio. Euro voran. Das Ergebnis je Aktie stieg im ersten Halbjahr 2015 von 0,14 auf 0,21 Euro. Getragen wurde das Wachstum vor allen Dingen vom „Geratherm-Klassiker”, dem Geschäft mit Fieberthermometern. Hier zogen die Erlöse um mehr als 39 Prozent an; und Geratherm bleibt hier zuversichtlich: „Die positive Entwicklung dürfte sich in den nächsten Monaten fortsetzen.” Eher schwach sieht dagegen auf den ersten Blick die Entwicklung im Bereich Lungenfunktionsmessung aus, wo es einen Erlösabfall von knapp einem Viertel gab. Hier spielt allerdings die hohe Vergleichsbasis aus dem Vorjahr eine Rolle, zudem konnte ein größerer Auftrag mit der Uni-Klinik Zürich nicht mehr im zweiten Quartal abgerechnet werden – wirkt sich aber im laufenden Jahresviertel erhöhend auf die Zahlen aus. Der Hoffnungsträger Cardio/Stroke – hier ist Geratherm über eine digitale Technik zur frühzeitigen Identifizierung von Vorhofflimmern aktiv – steuerte im ersten Halbjahr übersichtliche 289.000 Euro zum Konzernumsatz bei – mit einem ganz leicht negativen Betriebsergebnis. „Positive Impulse erhoffen wir uns von der Kooperation mit der Pfizer Pharma GmbH”, betont Geratherm. Sichtbar sein sollten die Effekte ab dem vierten Quartal 2015.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass sich die Gesellschaft aus Geschwenda in Thüringen kürzlich mit 9,1 Prozent an Protembis beteiligt hat. Das Hamburger Unternehmen verfolgt einen neuartigen Ansatz zum Schutz gegen Schlaganfälle, bei dem mit Hilfe eines implantierbaren Filtersystems die Einschwemmung von Emboliepartikeln verhindert werden soll. „Mit der Verstärkung der Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen in diesem Segment hoffen wir, dass wir auf dem Gebiet von Cardio/Stroke zusätzlich am Kompetenz gewinnen”, heißt es im Geratherm-Zwischenbericht. Am Ausblick für das Gesamtjahr macht Vorstandschef Gert Frank keine Abstriche, ohne jedoch bislang konkrete Zahlen genannt zu haben. Demnach ist auch für das dritte Quartal mit einer „positiven Entwicklung“ zu rechnen. Boersengefluester.de bleibt daher bei der Kaufen-Empfehlung für den Small Cap. Der Halbjahresbericht sieht überzeugend aus und die Bewertung ist auf dem aktuellen Kursniveau ohnehin moderat. Zeit also, dass sich die Stimmung auf dem Parkett für die Geratherm-Aktie wieder zum Besseren wendet.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 21,03 | 21,52 | 19,85 | 27,47 | 23,94 | 25,85 | 20,96 | |
EBITDA1,2 | 1,77 | 2,80 | 2,35 | 4,35 | 2,31 | 3,55 | 4,27 | |
EBITDA-Marge3 | 8,42 | 13,01 | 11,84 | 15,84 | 9,65 | 13,73 | 20,37 | |
EBIT1,4 | 0,63 | 1,99 | 1,05 | 3,04 | 0,59 | 2,07 | 2,55 | |
EBIT-Marge5 | 3,00 | 9,25 | 5,29 | 11,07 | 2,46 | 8,01 | 12,17 | |
Jahresüberschuss1 | 0,22 | 0,83 | 0,29 | 1,90 | 0,33 | 1,08 | 1,67 | |
Netto-Marge6 | 1,05 | 3,86 | 1,46 | 6,92 | 1,38 | 4,18 | 7,97 | |
Cashflow1,7 | 2,47 | 1,35 | 1,54 | 3,92 | 0,92 | 2,79 | 1,47 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | 0,23 | 0,11 | 0,41 | 0,02 | 0,19 | 0,21 | |
Dividende8 | 0,47 | 0,40 | 0,25 | 0,40 | 0,12 | 0,15 | 0,10 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |