Umsatzerlöse ganz leicht unter Vorjahr und ein arg rückläufiger Überschuss von gerade einmal 148.000 Euro. Keine Frage: Vom ersten Quartal 2020 hatte sich boersengefluester.de deutlich mehr bei Geratherm Medical erhofft. Immerhin hieß es zuvor, dass die Produktion von Fieberthermometern am Anschlag laufe und auch die Nachfrage nach Geräten zur Lungenfunktionsmessung im Zuge der weltweiten Ausweitung des Corona-Virus einen Schub bekommen habe. Doch der Teufel steckt im Detail. So hatte Geratherm im Auftaktviertel mit Lieferengpässen aus China, heftigen Währungsverlusten bei der brasilianischen Tochter und einem bislang nicht auslieferungsfähigen Großauftrag der Beteiligung LMT Medical Systems im Wert von rund 1 Mio. Euro nach Polen zu kämpfen. Zudem bleibt der behördlich angeordnete Rezertifizierungsprozess für die überwiegend im OP-Bereich eingesetzten Wärmesysteme ein ärgerlicher Bremser.
Immerhin: Geratherm Respiratory – also das Geschäft mit Lungenfunktionsmessgeräten – zeigte im ersten Quartal 2020 tatsächlich ein Wachstum von 35,5 Prozent. Bemerkenswert auch, dass der Umsatz mit kontaktlosen Digitalthermometern in den ersten drei Monaten 2020 um gut 97 Prozent in die Höhe geschnellt ist. Zur Einordnung: Im gesamten Vorjahr kam dieses Produkt auf Erlöse von 756.000 Euro. Das eigentliche Kernangebot von Geratherm, analoge Glasthermometer auf Galliumbasis, schaffte von Anfang Januar bis Ende März 2020 ein Wachstum von 6,7 Prozent. Keine neuen Angaben macht Vorstand Gert Frank derweil zum Ausblick für 2020, so dass weiterhin gilt: Deutliches Umsatzwachstum im zweistelligen Prozentbereich – bei einer Verdopplung der EBIT-Marge. Um dieses Ziel nach dem schwachen Auftakt zu erreichen, muss sich Geratherm allerdings massiv steigern.
Einen Mutmacher gibt es: „Wir gehen daher davon aus, dass wir aufgrund der Auftragseingänge ein sehr starkes zweites Quartal verzeichnen werden“, sagt Frank. Per saldo liegt die Börse mit ihrer zuletzt eher zurückhaltenden Einschätzung der Geratherm-Aktie aber noch richtig. Ein nächstes Update wird es zur (tatsächlich physisch im Hessischen Hof in Frankfurt angesetzten) Hauptversammlung am 12 Juni 2020 geben. Der Halbjahresbericht steht am 20. August an. Dann muss Vorstand Frank liefern, will das Unternehmen tatsächlich wieder deutlich höhere Kurse an der Börse sehen und somit zurecht in die Gruppe der Corona-Profiteure eingruppiert sein.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 21,03 | 21,52 | 19,85 | 27,47 | 23,94 | 25,85 | 20,96 | |
EBITDA1,2 | 1,77 | 2,80 | 2,35 | 4,35 | 2,31 | 3,55 | 4,27 | |
EBITDA-Marge3 | 8,42 | 13,01 | 11,84 | 15,84 | 9,65 | 13,73 | 20,37 | |
EBIT1,4 | 0,63 | 1,99 | 1,05 | 3,04 | 0,59 | 2,07 | 2,55 | |
EBIT-Marge5 | 3,00 | 9,25 | 5,29 | 11,07 | 2,46 | 8,01 | 12,17 | |
Jahresüberschuss1 | 0,22 | 0,83 | 0,29 | 1,90 | 0,33 | 1,08 | 1,67 | |
Netto-Marge6 | 1,05 | 3,86 | 1,46 | 6,92 | 1,38 | 4,18 | 7,97 | |
Cashflow1,7 | 2,47 | 1,35 | 1,54 | 3,92 | 0,92 | 2,79 | 1,47 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | 0,23 | 0,11 | 0,41 | 0,02 | 0,19 | 0,21 | |
Dividende8 | 0,47 | 0,40 | 0,25 | 0,40 | 0,12 | 0,15 | 0,10 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Baker Tilly |
Fotos: Geratherm, Clipdealer
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