Der Maschinenbauer GEA Group bricht mit seiner Firmentradition und will sich reformieren. Das Unternehmen plant, sich von seinem Geschäft mit Wärmetauschern zu trennen, denn der Markt für Großkraftwerke ist schwierig. Stattdessen will Vorstandschef Jürg Oleas das Nahrungsmittelgeschäft ausbauen – ein Zukunftsmarkt. Die Düsseldorfer befinden sich bereits auf einem guten Weg, und daher sollte die MDAX-Aktie aussichtsreich bleiben.
GEA-Vorstandschef Jürg Oleas hatte vor kurzem mit einer Ankündigung aufhorchen lassen. Der Firmenlenker will sich bis Ende 2014 von dem Geschäft mit Wärmetauschern trennen. Der Traditionsbereich, der fast 30 Prozent des Konzernumsatzes beisteuert, habe zwar eine gute Marktstellung und sei sehr profitabel. Allerdings seien die Überschneidungen mit den anderen Sparten des Unternehmens gering. „Die intensive Überprüfung sämtlicher Bereiche hat gezeigt, dass unsere Technologien für die Nahrungsmittelindustrie und deren Einsatz in alternativen Sektoren besonders großes Wachstumspotenzial besitzen“, sagt Oleas. „Wir wollen daher den Beitrag der Nahrungsmittel-Technologien zum Konzernumsatz mittelfristig und nachhaltig auf circa 70 bis 75 Prozent steigern.“ GEA stellt dabei Maschinen für die Vorbereitung, Weiterverarbeitung und das Verpacken von Nahrungsmitteln ebenso her wie für Melk- und Kühltechnik oder Stalleinrichtungen. Oder Sprühtrockner und Abfüllanlagen. Das Geld aus einem möglichen Verkauf des Wärmetauscher-Geschäfts will der Firmenlenker für etliche Zukäufe einsetzen. Zusammen mit dem angepeilten organischen Wachstum soll die entstehende Umsatzlücke von rund 1,6 Mrd. Euro in drei bis fünf Jahren kompensiert werden.
Zuletzt hatte sich das Geschäft bei dem Maschinenbauer ein wenig belebt, wodurch das Minus gegenüber dem ersten Quartal reduziert wurde. „Von Januar bis Mai liegt der Auftragseingang nun nur noch rund zwei Prozent unter dem Vorjahreszeitraum“, sagte Finanzvorstand Helmut Schmale auf einer Analystenkonferenz. Im ersten Quartal hatte der Auftragseingang noch um 6,3 Prozent unter dem Vorjahr gelegen. Bereinigt um einen Großauftrag aus dem Nahrungsmittelsektor lag das Minus allerdings nur bei einem Prozent. Erfreulich waren jeweils zwei Molkerei- und zwei Brauereiaufträge, sowie eine Order für Komponenten für eine Gasförderanlage in Australien. Hingegen sank der Auftragseingang aus der Kraftwerksindustrie, vor allem wegen der Schwäche in Westeuropa. Insgesamt steuerte der Nahrungsmittel- und Getränkebereich im ersten Quartal 57,9 Prozent der Auftragseingänge von GEA bei.
Die Zahlen zum zweiten Quartal bewegten sich weitgehend im Rahmen der Erwartungen. Bei Umsatzerlösen von 1,44 Mrd. Euro kletterte der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 111,7 Mio. auf 119,7 Mio. Euro. Analysten hatten beim operativen Ergebnis allerdings mit einem etwas höheren Ergebnis von bis zu 124 Mio. Euro gerechnet. Die Auftragseingänge kletterten im zweiten Jahresviertel um zwölf Prozent auf 1,57 Mrd. Euro. Zum Halbjahr steigerte GEA das Ergebnis je Aktie von 0,46 Euro auf 0,60 Euro. „Unsere Nettoverschuldung konnten wir im Vergleich zum 30. Juni 2012 durch striktes Liquiditätsmanagement um 150 Mio. Euro auf 580,4 Mio. Euro abbauen. GEA hat es also in den letzten zwölf Monaten geschafft, mehr als die Hälfte des EBITDA in Liquidität umzuwandeln“, sagt Vorstandschef Oleas.
Das Management bekräftigt die Prognosen für das Gesamtjahr. Demnach soll der Umsatz gegenüber dem 2012er-Wert von 5,7 Mrd. Euro „moderat“ wachsen. Zuversichtlich stimmt Oleas, dass zuletzt die Emerging Markets mehr als 40 Prozent der Erlöse beigesteuert haben. Beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) geht er von einem Anstieg von rund 600 auf rund 700 Mio. Euro aus. Analysten prognostizieren für 2013 einen Gewinn je Aktie von 2 Euro. Für 2012 standen noch 1,69 Euro zu Buche. Das 2013er-KGV liegt damit bei 13,5. Die MDAX-Aktie, die erst im Juni ein neues Rekordhoch markiert hatte, dürfte bei Fortschritten in der Umsetzung der neuen Strategie weiterklettern.
Dieser Beitrag stammt von den Kollegen der boersengefluester.de-Partnerseite Feingold Research.
Foto: GEAG Group AG