Viele Wege führen bekanntlich nach Rom. Das ist bei der Aktienanlage nicht anders. Die beiden am meisten gewählten Routen sind dabei die Fundamentalanalyse (Bilanzen, Kennzahlen, etc.) sowie die Charttechnik. Dabei gibt es noch einen ganz anderen Pfad, der scheinbar viel direkter ans Ziel führt: Die Rede ist von Insidertransaktionen – auch Director Dealings genannt. Ähnlich wie beim zurzeit sehr angesagten Social-Trading-Ansatz, wo man vermeintlich erfolgreichen Anlegern folgt, heftet man sich hier an echte Insider – und das sind in der Regel die Vorstände und Aufsichtsräte der Unternehmen. In höheren Börsensegmenten sind sie verpflichtet, Käufe und Verkäufe von Aktien des eigenen Unternehmens zeitnah zu veröffentlichen. „Während der Ansatz des Folgens des sogenannten Smart Moneys im anglo-amerikanischen Raum eine hohe Bedeutung hat, wird diesem hierzulande eine recht untergeordnete Bedeutung beigemessen. Jedoch sollte den Insidertransaktionen unserer Meinung nach eine deutlich höhere Beachtung geschenkt werden, denn wie unsere Auswertungen zeigen, lassen sich mit dem Ansatz der Auswertung von Insidertransaktionen sehr gute Renditen erzielen“, sagt Manuel Hölzle, Chefanalyst von GBC. Das Analysehaus aus Augsburg veröffentlich regelmäßig entsprechende Auswertungen.
Nun hat GBC eine Studie mit sechs besonders aussichtsreichen „Insideraktien“ vorgelegt. „Während einige dieser Unternehmen in den vergangenen Quartalen mit operativen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, zeigen andere seit geraumer Zeit eine sehr starke Entwicklung. Alle Unternehmen haben jedoch gemeinsam, dass ihre Vorstände oder Aufsichtsräte jüngst ihre Beteiligung am eigenen Unternehmen aufgestockt haben“, betont Hölzle. Boersengefluester.de stellt die Gesellschaften kurz vor. Bei den meisten Aktien handelt es sich ohnehin um „gute Bekannte“, deren Kursentwicklung regelmäßig von uns kommentiert wird.
M.A.X. Automation ist in den Bereichen Industrieautomation und Umwelttechnik tätig. Mit der Übernahme der AIM-Gruppe (Assembly in Motion) haben die Düsseldorfer zuletzt den Grundstein für einen Wachstumsschub gelegt. 2014 bezeichnet der Vorstand allerdings noch als „Übergangsjahr“. Dementsprechend mau ist die Aktienperformance der jüngeren Vergangenheit. Immerhin scheint die Notiz im Bereich um 4 Euro einen Bodenbildungsversuch zu starten. Aufsichtsratschef Hans W. Bönninghausen scheint dieses Niveau als attraktiv zu erachten. Er hat zuletzt jedenfalls zugegriffen, wenn auch nicht gerade im großen Stil. GBC rät mit Kursziel 6,41 Euro zum Einstieg.
LS Telcom hatte die Investoren mit einer Gewinnwarnung zum zweiten Quartal verschreckt, konnte zuletzt aber wieder ein wenig Boden gut machen. Das Unternehmen kümmert sich um die optimale Nutzung von Funkfrequenzen. Die Kunden kommen überwiegend aus den Bereichen Rundfunk, Telekommunikation, Militär und Versorger. Boersengefluester.de hatte erst zuletzt über die Gesellschaft berichtet. Grundsätzlich handelt es sich um einen qualitativ hochwertigen Small Cap, der im laufenden Geschäftsjahr mit Ertragsproblemen kämpft; mittelfristig sind die Perspektiven jedoch in Ordnung. Vorstand Georg Schöne hatte im Juni regelmäßig in die eigene Aktie investiert. Für GBC ist das Papier mit Kursziel 12 Euro kaufenswert.
Deufol ist nach Ansicht von GBC ein Kandidat für eine „erfolgreiche Turnaroundstory“. Der Chart des Verpackungsdienstleisters sieht indes wenig erbaulich aus. Seit Monaten hält sich die Notiz des Entry-Standard-Titels konsequent im Penny-Stock-Terrain. Dabei hat Deufol die Ziele für 2014 bestätigt: Umsätze zwischen 290 und 310 Mio. Euro sowie ein operatives Ergebnis (EBITDA) zwischen 14 und 16 Mio. Euro. Dem steht ein Börsenwert von 38,4 Mio. Euro entgegen. Das klingt zunächst einmal nicht viel. Allerdings bleibt bei der Gesellschaft aus Hofheim (Wallau) traditionell auch wenig an Nettogewinn hängen. Der für die Finanzen zuständige Klaus Duttiné ist dennoch von den Perspektiven der Aktie überzeugt. Zumindest hatte er sich im April einige Stücke ins Depot gelegt. Fazit von GBC: Kaufen mit Kursziel 1,12 Euro.
SFC Energy ist nach Ansicht von GBC dagegen nur noch eine Halten-Position. Die Gesellschaft ist im Bereich Brennstoffzellen tätig und hatte sich im Vorjahr durch die kanadische Simark Controls ein Standbein im Öl- und Gasbereich verschafft. Bis 2015 wird SFC vermutlich aber noch rote Zahlen schreiben. Boersengefluester.de hatte bereits mehrfach auf den Small Cap hingewiesen. Früher galten die Münchner als klassischer Cashwert. Die Zeiten sind seit der jüngsten Akquisition vorbei. Nun ist der Titel eine Insider-Aktie – allerdings im negativen Sinn. Hier verkaufte der Aufsichtsrat im März 2014 fleißig Stücke. Vorangegangen war allerdings eine scharfe Kursrally. Auch momentan hat der Titel wieder einen Lauf. Entsprechend vorsichtig und diplomatisch gibt sich GBC mit der aktuellen Einschätzung: „Zwar wurde unser Kursziel durch das in den vergangenen Wochen aufkommende hohe Interesse und korrespondierender Meldungen durch bekannte Börsenmedien bereits erreicht, langfristig orientierte und risikobereite Anleger können jedoch einzelne Kursrücksetzer zum Einstieg nutzen.“
PVA Tepla musste bereits Ende Mai seine Prognosen für 2014 massiv eindampfen. Grund: Für Aufträge aus Thailand und Russland zur Lieferung von Kristallzuchtanlagen waren einfach keine Anzahlungen eingegangen. Daher hat der Spezialmaschinenbauer die Order aus den Büchern genommen. Für das laufende Jahr rechnet PVA Tepla nun mit einem Konzernumsatz zwischen 70 und 80 Mio. Euro sowie einem operativen Verlust von etwa 6 Mio. Euro. Die Experten von GBC weisen daher explizit auf die Risiken hin: „Gelingt es dem Unternehmen auch in der zweiten Jahreshälfte und darüber hinaus nicht die operative Wende zu schaffen, könnte dies ernsthafte Konsequenzen auf die zukünftige Lage des Unternehmens haben.“ Die PA Beteiligungsgesellschaft mbH von Firmengründer Peter Abel lässt sich derweil nicht abschrecken und tritt regelmäßig auf der Käuferseite auf. GBC traut dem Small Cap ebenfalls einiges zu und hält Kurse von bis zu 3,25 Euro für realistisch – vorausgesetzt, die operativen Probleme verschärfen sich nicht. Aktuell kostet das Papier 2,25 Euro.
MS Industrie ist eine überwiegend in den Bereichen Antriebs- und Schweißtechnik tätige Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in München. Das Unternehmen hat zuletzt solide Halbjahreszahlen vorgelegt, wenngleich sich manch Börsianer womöglich noch einen Tick mehr erhofft hatte. Doch die Perspektiven stimmen: „Für 2014 und 2015 gehen wir von einem deutlichen Umsatz- und Ergebniswachstum aus und sehen deutliches Kurspotenzial für die Aktie“, betont GBC und siedelt den fairen Wert für den Small Cap bei 4,30 Euro an. Die Experten von Hauck & Aufhäuser sind sogar noch zuversichtlicher und sagen „Kaufen“ mit Kursziel 5,10 Euro. Unter Insideraspekten empfiehlt sich sich das Papier durch die Mitte Juli erfolgten Aktienkäufe der beiden Vorstände Andreas Aufschnaiter und Armin Distel.