Beim Thema Dividenden bevorzugt die Finanzpresse meist das große Geschirr: Milliardenregen, Ausschüttungskönige, Zahltag und Top-Dividenden-Hits sind nur einige Schlagwörter, ohne die es auch im laufenden Jahr nicht geht. Wesentlich stiller ist es dagegen um Spezialthemen wie „Steuerfreie Dividenden“ oder „Garantiedividenden“. Dabei bietet gerade die zweite Gruppe mitunter attraktive Gelegenheiten für eher konservativ ausgerichtete – aber gleichwohl engagierte – Investoren. Und so funktioniert die Sache: Eine Reihe von Gesellschaften, die eine andere börsennotierte Firma übernommen haben und dabei die Schwelle von 75 Prozent überschreiten, regeln die weitere Zusammenarbeit in einem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag (BuG).
Wichtig für Privatanleger sind hierbei insbesondere zwei Punkte: Zum einen verbriefen diese Verträge das Recht, dem Unternehmen die jeweilige Aktie zu einem vorher festgelegten Preis – de facto ist das meist jederzeit möglich – anzudienen. Meist ist der Tausch jedoch nicht sonderlich interessant, weil der aktuelle Kurs in der Regel über der Ausgleichszahlung liegt. Im umgekehrten Fall ergibt sich aber durchaus eine Airbag-Funktion. Bedeutender für Investoren ist jedoch die sogenannte Garantiedividende. Garantie deswegen, weil der Mehrheitsaktionär quasi für die Ausschüttung gerade steht und sie übernimmt – egal, ob die übernommene Firma vielleicht tief in die Verlustzone gerutscht ist und im Normalfall gar keine Dividende gezahlt hätte. Das gibt Sicherheit, zumal die ausgehandelten Dividenden in der Regel über den zuvor gezahlten Ausschüttungen liegen. Für alle Ewigkeiten gelten die Verträge allerdings nicht. Wie alle Vereinbarungem, können auch Garantiedividenden gekündigt werden. Das ist in der Vergangenheit aber eher die Ausnahme gewesen. Boersengefluester.de hat – wie in den vergangenen Jahren auch – eine Liste mit den wichtigsten Garantiedividenden zusammengestellt.
Interessant ist zunächst einmal, dass die Übersicht mit Unternehmen wie Stada Arzneimittel, WCM oder SinnerSchrader prominente Neuzugänge bekommen hat. Möglicherweise kommt demnächst auch Biotest dazu. Allerdings sind die Deals teilweise noch so frisch, dass die garantierten Dividenden erst zur nächsten Hauptversammlung (HV) im Jahr 2019 zur Anwendung kommen. Andererseits dürften die Tage der festgezurrten Dividenden bei den Stämmen und Vorzügen von MAN gezählt sein, schließlich will der Volkswagen-Konzern sein Lkw-Geschäft um MAN und Scania in einer eigenen Gesellschaft an die Börse bringen. Dementsprechend dürfte der bisherige BuG mit MAN gekündigt werden. Klassiker im Bereich Garantiedividenden bleiben dagegen das Recyclingunternehmen Alba sowie der Finanzdienstleister Euwax. Leider sind die Handelsumsätze bei beiden Aktien zurzeit eher ausgetrocknet. Ein Sonderfall ist die für den 17. Mai 2018 in Paderborn angesetzte Hauptversammlung von Diebold Nixdorf: Gemäß dem BuG mit dem amerikanischen Großaktionär beträgt die garantierte Dividende für ein volles Geschäftsjahr 2,82 Euro pro Anteilschein. Die nächste HV behandelt jedoch nicht nur das vergangene Geschäfttsjahr zum 30. September 2017, sondern auch noch eine Rumpfperiode bis zum 31. Dezember 2017. Dementsprechend kehrt der Geldautomatenhersteller nach der nächsten HV das 1,25-fache des normalen Dividendensatzes – also 3,525 Euro je Aktie – aus.
Ausreichend liquide ist die immer noch im SDAX gelistete Aktie des Werkzeugmaschinenbauers DMG Mori. Allerdings steht die von dem gleichnamigen japanischen Großaktionär garantierte Dividende von 1,03 Euro zurzeit „nur“ noch für eine Rendite von 2,1 Prozent. Eine gute Halten-Position ist der Titel aber allemal. Das gilt auch für die auf Softwareprodukte für den Einsatz im Röntgenbereich spezialisierte MeVis Medical Solutions AG. Allerdings müssen Dividendenjäger ihren Blick hier bereits wieder auf 2019 richten, denn die HV für das vergangene Geschäftsjahr fand bereits Mitte März 2018 statt. Ein bekannter Name – auch auf dem Kurszettel – ist Medion. Seitdem die chinesische Lenovo das Kommando bei dem Elektronikspezialisten übernommen hat, ist die Medion-Aktie allerdings super markteng geworden und hat kaum ein Eigenleben. Kein Wunder: Der Streubesitz beträgt nur noch rund zwei Prozent. Da ist auch die Dividendenrendite von gut vier Prozent nur ein schwaches Trostpflaster. Lediglich etwas für Spezialisten sind auch die Papiere von ADM Hamburg, Dahlbusch, Gelsenwasser oder Mainova. Für langfristig orientierte Anleger bleiben liquidere Titel wie WCM oder Stada (Garantiedividende ab 2019) die bessere Wahl. Die Stämme und Vorzüge von MAN sind dagegen nicht nur aus Dividendensicht eine Option.
Foto: Pixabay