Gute Nachrichten hat Funkwerk auf der Hauptversammlung (HV) am 26. Juni 2018 in Erfurt parat: Dabei geht es gar nicht mal so sehr um die erste Dividendenzahlung (0,25 Euro je Aktie) nach zuvor neun Nullrunden in Folge. Aufhorchen lassen vielmehr die auf der HV präsentierten Zahlen für die ersten fünf Monate 2018. Demnach kam der Umsatz um 25,8 Prozent auf 27,3 Mio. Euro voran. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) des auf Funksysteme für den Bahnverkehr, Infoanzeigen in Bahnhöfen oder auch Videoüberwachungsanlagen spezialisierten Unternehmens drehte von minus 0,7 auf plus 2,2 Mio. Euro. So gesehen müsste im – eigentlich stets stärkeren – zweiten Halbjahr schon sehr viel gegen Funkwerk laufen, damit die Gesellschaft ihre bisherigen Planungen nicht signifikant übertrifft.
Zur Einordnung: Bislang hatte Vorstand Kerstin Schreiber, die das Unternehmen künftig mit dem ehemaligen Schaltbau-Manager Andreas J. Schmid gemeinsam führt, für 2018 einen Erlösanstieg um gut vier Prozent auf rund 81 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Das EBIT sollte dabei aufgrund höherer Transformationskosten freilich „nur“ auf dem Niveau von 2017 verharren. Damals kamen die Thüringer auf ein Betriebsergebnis von knapp 7,2 Mio. Euro. Bereinigt um die nochmalige „Algerien-Abschreibung“ (siehe dazu auch den Beitrag von boersengefluester.de HIER) wäre das EBIT sogar um rund 1 Mio. Euro höher ausgefallen. Firmenkenner halten nach den bislang vorgelegten Resultaten allerdings für möglich, dass Funkwerk beim Betriebsergebnis im laufenden Jahr sogar im oberen Bereich einer Spanne von 11 bis 13 Mio. Euro ankommen könnte. Entsprechend gespannt ist boersengefluester.de schon jetzt auf die für Ende August zu erwartende Veröffentlichung des Halbjahresberichts. Stand jetzt wäre alles andere als eine Aktualisierung des Ausblicks eine Enttäuschung.
Diese Einschätzung birgt freilich auch ein gewisses Risikopotenzial, da das Team um Kerstin Schreiber nicht unbedingt für eine forsche Kommunikationspolitik bekannt ist. Die angelsächsische Phrase „Underpromise and overdeliver“ (weniger versprechen, mehr liefern) trifft es wohl ganz gut. Andererseits steht die zu fast 78 Prozent Hörmann Industries zurechenbare Gesellschaft nun wirklich nicht im Rampenlicht des Kapitalmarkts, so dass es keine ausgeprägte Erwartungshaltung durch Analysten oder Fondsmanager gibt. Eine Konstellation, die so auch auf eine Reihe von anderen Spezialwerte zutrifft. Entsprechend wichtig ist es, dass sich engagierte Anleger ihre eigenen Gedanken machen. Fakt ist jedoch, dass der gegenwärtige Börsenwert von rund 100 Mio. Euro bei der unterstellten Ertragsentwicklung noch sehr viel Raum nach oben lässt, zumal Funkwerk (unter Berücksichtigung der Pensionsrückstellungen) über eine Netto-Liquidität von etwa 10 Mio. Euro verfügt. Eine Ebene höher aufgehängt bleibt zudem die Spekulation, dass Hörmann die im Münchner Spezialsegment m:access gelistete Gesellschaft eines Tages vielleicht doch vom Kurszettel nimmt und im Zuge dessen der „wahre Wert“ von Funkwerk auf den Tisch kommt. Wir bleiben als positiv für den Small Cap gestimmt, der momentan übrigens auch zu den Titeln aus der Endauswahl unseres Permanent Aktien-Screenings zählt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 77,60 | 82,66 | 94,85 | 98,76 | 122,49 | 132,08 | 156,25 | |
EBITDA1,2 | 9,70 | 12,97 | 17,88 | 22,71 | 36,79 | 30,64 | 31,41 | |
EBITDA-Marge3 | 12,50 | 15,69 | 18,85 | 23,00 | 30,04 | 23,20 | 20,10 | |
EBIT1,4 | 7,16 | 11,42 | 16,26 | 20,37 | 35,01 | 28,29 | 26,80 | |
EBIT-Marge5 | 9,23 | 13,82 | 17,14 | 20,63 | 28,58 | 21,42 | 17,15 | |
Jahresüberschuss1 | 4,39 | 7,44 | 8,21 | 13,56 | 23,78 | 19,54 | 17,95 | |
Netto-Marge6 | 5,66 | 9,00 | 8,66 | 13,73 | 19,41 | 14,79 | 11,49 | |
Cashflow1,7 | 7,99 | 14,92 | 19,67 | 22,00 | 26,47 | 8,40 | 15,58 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,54 | 0,92 | 1,01 | 1,68 | 2,95 | 2,42 | 2,14 | |
Dividende8 | 0,25 | 0,30 | 0,30 | 0,30 | 1,00 | 1,50 | 0,75 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
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