Natürlich gab es auch bittere Rückschläge wie etwa das verlustreiche Euromicron-Engagement. Doch seit mittlerweile mehr sechs Jahren liefert Funkwerk in der Regel deutlich mehr Umsatz und Ergebnis ab, als angekündigt. Entsprechend hat sich das auf Funksysteme für den Bahnverkehr, Infoanzeigen in Bahnhöfen oder auch Videoüberwachungsanlagen spezialisierte Unternehmen längst zu einem Liebling der Spezialwerteszene gemausert. „Manchmal wird mir selbst ein wenig schummerig“, sagt Vorstand Kerstin Schreiber auf der m:access-Konferenz der Börse München am 14. Oktober 2021. Dabei fallen auch die Halbjahreszahlen von Funkwerk mit Erlösen von gut 58 Mio. Euro sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von knapp 12,8 Mio. Euro wieder spürbar besser aus, als zu erwarten war. Sehr viel mehr geht zurzeit aber wohl auch nicht, denn Funkwerk ist zuletzt bereits dreischichtig gefahren und hat die Werkstore teilweise auch Samstag aufgesperrt.
Beachtlichen Anteil hieran hatte freilich ein vor dem Eindruck der Corona-Krise initiiertes Förderprojekt des Bundes zur Verbesserung des Mobilfunk-Empfangs entlang des Schienennetzes der Bahn. Auf der Hauptversammlung (HV) im Juli 2021 bezifferte Schreiber den Gesamteffekt des Sonderprogramms bis 2022 für Funkwerk auf rund 30 Mio. Euro. Der Großteil davon fällt im laufenden Jahr an. Entsprechend zeigt die Umsatzprognose für 2021 mit einer avisierten Spanne von 115 bis 120 Mio. Euro auch einen sprunghaften Anstieg. „Das ist sicher eine Ausnahme“, sagt Schreiber. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) hält sie rund 25 Mio. Euro für “realistisch erreichbar”. Auch das eine stattliche Ausbeute.
Wer nun glaubt, dass Funkwerk im kommenden Jahr sofort wieder auf die Normalspur zurückkehrt, liegt allerdings auch verkehrt. Da die Umrüstung der Streckenabschnitte der Bahn mehr Zeit in Anspruch nimmt als gedacht, bleiben die Fördertöpfe auch 2022 geöffnet. Und so könnte der Umsatz von Funkwerk nach Einschätzung von Kerstin Schreiber für 2022 durchaus zwischen 105 und 108 Mio. Euro liegen. Abzuwarten bleibt derweil, wie sich die allgemeinen Verwerfungen im Bereich der Zulieferketten auswirken. Traditionell arbeitet das Unternehmen aus dem thüringischen Kölleda zwar mit einer ausgeprägten Fertigungstiefe, eine Reihe von Komponenten wie etwa Displays werden aber eben doch zugekauft. „Lieferengpässe sind ein Thema, was wir nicht mehr komplett wegtun können“, sagt Vorstand Schreiber. Ein Punkt, den Investoren als zumindest im Blick haben sollten.
Ansonsten scheint die Story von Funkwerk intakter denn je: Schließlich strebt die Gesellschaft zunehmend auch in zukunftsträchtige Bereiche wie vernetzte Gebäude. Die im Sommer erfolgte Übernahme von VIPRO.sys ist da sicher nur ein Vorgeschmack und stärkt nochmals die Softwarekompetenz von Funkwerk. Weitere Akquisitionen dürften folgen. Liquide Mittel sind ohnehin ausreichend vorhanden. Der Flaschenhals wird sein, die passenden Objekte – zu einem sinnvollen Preis – zu lokalisieren. Vermutlich werden es also eher kleinteilige Zukäufe sein, aber das ist reine Spekulation. „Ziel ist es schon, irgendwann wieder die 120 Mio. Euro Umsatz zu schaffen“, sagt Kerstin Schreiber und stapelt dabei vermutlich wieder mal ziemlich tief. Für boersengefluester.de bleibt die – leider nicht übermäßig liquide – Funkwerk-Aktie jedenfalls eine piekfeine Depotbeimischung für valueorientierte Investoren.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 77,60 | 82,66 | 94,85 | 98,76 | 122,49 | 132,08 | 156,25 | |
EBITDA1,2 | 9,70 | 12,97 | 17,88 | 22,71 | 36,79 | 30,64 | 31,41 | |
EBITDA-Marge3 | 12,50 | 15,69 | 18,85 | 23,00 | 30,04 | 23,20 | 20,10 | |
EBIT1,4 | 7,16 | 11,42 | 16,26 | 20,37 | 35,01 | 28,29 | 26,80 | |
EBIT-Marge5 | 9,23 | 13,82 | 17,14 | 20,63 | 28,58 | 21,42 | 17,15 | |
Jahresüberschuss1 | 4,39 | 7,44 | 8,21 | 13,56 | 23,78 | 19,54 | 17,95 | |
Netto-Marge6 | 5,66 | 9,00 | 8,66 | 13,73 | 19,41 | 14,79 | 11,49 | |
Cashflow1,7 | 7,99 | 14,92 | 19,67 | 22,00 | 26,47 | 8,40 | 15,58 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,54 | 0,92 | 1,01 | 1,68 | 2,95 | 2,42 | 2,14 | |
Dividende8 | 0,25 | 0,30 | 0,30 | 0,30 | 1,00 | 1,50 | 0,75 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
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