Dass es die Funkwerk-Aktie in der HV-Saison 2023 einmal unter die Dividendenrendite Top 30 der rund 650 Aktien aus Deutschland umfassenden Datenbank von boersengefluester.de schaffen würde, hätten wir nun auch nicht gedacht. Bezogen auf den aktuellen Kurs von 20,20 Euro bringt es der Anteilschein des in den Bereichen Funksysteme für den Bahnverkehr, Infoanzeigen in Bahnhöfen, Videoüberwachungsanlagen sowie technische Dienstleistungen tätige Unternehmen jedoch mittlerweile auf eine Rendite von 7,4 Prozent. Zum Vergleich: In den vergangenen fünf Jahren lag die Dividendenrendite am Tag der Hauptversammlung (HV) im Schnitt bei gerade einmal 1,9 Prozent. Was ist also los bei Funkwerk? Zunächst steht zur Präsenz-HV am 4. Juli 2023 in Erfurt neben der Basisdividende von 0,90 Euro noch eine Bonuszahlung von 1,00 Euro pro Anteilschein auf der Agenda. Es handelt sich also nicht unbedingt um eine nachhaltige Dividendenrendite.
Bilanztechnisch ist der jetzige Vorschlag jedoch locker darstellbar für Funkwerk, zumal das Geschäftsjahr 2022 erneut besser lief als gedacht, selbst wenn es – wie angekündigt – hinter dem extrem hohen Niveau von 2021 zurückblieb. Unabhängig davon dürfte Großaktionär Hörmann seine Vorstellungen an die diesjährige Ausschüttung geltend gemacht haben. Normalerweise müsste der Smallcap bei dividendenorientierten Anlegern also hoch im Kurs stehen, zumal Funkwerk grundsätzlich einen tadellosen Ruf in der Nebenwerteszene genießt. Die Gesellschaft um CEO Kerstin Schreiber prognostiziert und bilanziert extrem konservativ. Die Margensituation ist dabei absolut auskömmlich.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 77,60 | 82,66 | 94,85 | 98,76 | 122,49 | 132,08 | 156,25 | |
EBITDA1,2 | 9,70 | 12,97 | 17,88 | 22,71 | 36,79 | 30,64 | 31,41 | |
EBITDA-Marge3 | 12,50 | 15,69 | 18,85 | 23,00 | 30,04 | 23,20 | 20,10 | |
EBIT1,4 | 7,16 | 11,42 | 16,26 | 20,37 | 35,01 | 28,29 | 26,80 | |
EBIT-Marge5 | 9,23 | 13,82 | 17,14 | 20,63 | 28,58 | 21,42 | 17,15 | |
Jahresüberschuss1 | 4,39 | 7,44 | 8,21 | 13,56 | 23,78 | 19,54 | 17,95 | |
Netto-Marge6 | 5,66 | 9,00 | 8,66 | 13,73 | 19,41 | 14,79 | 11,49 | |
Cashflow1,7 | 7,99 | 14,92 | 19,67 | 22,00 | 26,47 | 8,40 | 15,58 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,54 | 0,92 | 1,01 | 1,68 | 2,95 | 2,42 | 2,14 | |
Dividende8 | 0,25 | 0,30 | 0,30 | 0,30 | 1,00 | 1,50 | 0,75 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Erfreulich zudem, dass Funkwerk mit Vorlage der Zahlen für die ersten drei Monate 2023 ein quartalsweises Reporting (inklusive Bilanz sowie GuV) – eingeführt hat. Noch besser wäre es freilich, wenn die Gesellschaft aus Kölleda in Thüringen die Zwischenabschlüsse künftig nicht mehr im Newsroom auf der eigenen Webseite verstecken würde, sondern alle Berichte gesammelt im Investor Relations-Bereich platziert – so wie es nahezu alle Unternehmen tun. Das aber nur am Rande. Bislang war die Kommunikation Richtung Kapitalmarkt auf das Nötigste reduziert: Geschäfts- und Halbjahresbericht, ein Update zur Hauptversammlung sowie die obligatorische Präsentation auf einer m:access-Konferenz der Münchner Börse.
Aus Anlegersicht das deutlich größere Übel ist derweil die schlechte Kursentwicklung seit Mitte April 2023. Wenn man so will, der zweite Treiber für die aktuell so hohe Dividendenrendite. Boersengefluester.de hatte bereits zur Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2022 darüber berichtet (HIER), dass der Ausblick für das laufende Jahr womöglich ein Bremsklotz für die weitere Aktienperformance sei. Demnach stellte Vorstand Kerstin Schreiber bei Erlösen zwischen 140 und 145 Mio. Euro ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in einer Bandbreite von 17 bis 19 Mio. Euro in Aussicht – was einem neuerlichen Ergebnisrückgang entsprechen würde.
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Im kürzlich veröffentlichten Zwischenbericht für das Auftaktquartal 2023 hat Kerstin Schreiber diese Prognose nun geringfügig angehoben und kalkuliert mit Umsätzen zwischen 142 und 148 Mio. Euro sowie einem EBIT von 17 bis 20 Mio. Euro. Grund für die Anpassung ist die kürzlich eingegangene Mehrheitsbeteiligung an dem polnischen Zugfunkspezialisten Radionika für einen nicht näher genannten Preis. Rein operativ hat sich im Stammgeschäft wohl nichts gravierend geändert, selbst wenn Funkwerk weiterhin die allgemeinen globalen Risikofaktoren explizit betont. So kamen die Erlöse in den ersten drei Monaten 2023 um 22 Prozent auf knapp 28 Mio. Euro voran. Das EBIT blieb dabei mit 4,0 Mio. Euro vergleichsweise deutlich hinter dem vergleichbaren Vorjahreswert von 4,7 Mio. Euro zurück. Als Ursache nennt das Unternehmen den geänderten Produktmix, Versorgungsengpässe sowie Preissteigerungen – vor allen Dingen für Energie.
Insgesamt liegen die Zahlen jedoch „im Rahmen der Planung“. Beachtlich findet boersengefluester.de insbesondere die starke Entwicklung bei den Auftragseingängen, die – inklusive der im vergangenen Sommer akquirierten Hörmann Kommunikation & Netze GmbH – mit 39,4 Mio. Euro annähernd auf dem hohen Vergleichswert 2022 von 40,9 Mio. Euro liegen. Das deutet darauf hin, dass Funkwerk das ausgelaufene Förderprogramm der Bundesregierung im Bereich Zugfunk vergleichsweise gut kompensiert. Zudem öffnen sich möglicherweise neue Fördertöpfe im Bereich der Digitalisierung der öffentlichen Verkehrssysteme. Insgesamt sehen wir in der jüngsten Kursschwäche eine klare Kaufgelegenheit. Sämtlich Bewertungskennzahlen bewegen sich klar im grünen Bereich. Und spätestens mit nahender HV sollten auch verstärkt dividendenorientierte Anleger den Titel auf ihre Liste nehmen und so für zusätzliches Interesse sorgen.
Foto: Unsplash+
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