Das ist jetzt kein Stoff, aus dem Anlegerträume gemacht sind. Der Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub bekommt die Auswirkungen des Wirtschaftsrückgangs voll zu spüren. Nachdem sich die Belastungen auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) im Auftaktviertel 2020 noch in Grenzen hielten, knickte das Betriebsergebnis im zweiten Quartal wesentlich heftiger ein und blieb mit knapp 40 Mio. Euro um rund 50 Prozent hinter dem entsprechenden Vorjahreswert zurück. Ein Ausmaß, auf dass der MDAX-Konzern seine Anleger allerdings bereits vorbereitet hatte. Zudem traut sich der Vorstand mittlerweile wieder einen Ausblick für das Gesamtjahr zu, was grundsätzlich positiv zu werten ist – auch wenn das EBIT für 2020 um etwa 25 Prozent hinter dem Wert von 2019 zurückbleiben wird.
Rein bezogen auf das zweite Halbjahr wird sich die Lage also ein wenig stabilisieren, per saldo jedoch auf einem um rund 20 Prozent niedrigeren Niveau als in zweiten sechs Monaten 2019. Natürlich stochern auch die Analysten zurzeit im Nebel, so dass die Erwartungshaltung mit Vorsicht zu genießen ist. Wenn man die Prognosen der Experten aber dennoch heranziehen will, würde man die Prognose von Fuchs Petrolub wohl als leichte Enttäuschung ansehen. Immerhin liegt die Konsensschätzung für das 2020er-EBIT etwas oberhalb von 250 Mio. Euro. Zum Vergleich: Boersengefluester.de kalkuliert nun mit einem Betriebsergebnis von 241 Mio. Euro. „Positiv wirken sich sowohl der geringe Anteil an Fixkosten als auch der hohe Materialanteil aus. Dieser erlaubt es, flexibel mit dem Umsatz zu atmen. Zudem profitiert Fuchs einmal mehr von seiner weltweiten Präsenz und seinem breiten Produktportfolio“, betonen die Mannheimer. Gleichzeitig verweist das Unternehmen auf seine solide finanzielle Basis. Ein Punkt, den man eigentlich nicht hoch genug einschätzen kann.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 2.473,00 | 2.567,00 | 2.572,00 | 2.378,00 | 2.871,00 | 3.412,00 | 3.541,00 | |
EBITDA1,2 | 426,00 | 441,00 | 400,00 | 393,00 | 449,00 | 459,00 | 511,00 | |
EBITDA-Marge3 | 17,23 | 17,18 | 15,55 | 16,53 | 15,64 | 13,45 | 14,43 | |
EBIT1,4 | 373,00 | 354,00 | 321,00 | 313,00 | 363,00 | 365,00 | 413,00 | |
EBIT-Marge5 | 15,08 | 13,79 | 12,48 | 13,16 | 12,64 | 10,70 | 11,66 | |
Jahresüberschuss1 | 269,00 | 288,00 | 222,00 | 221,00 | 254,00 | 260,00 | 283,00 | |
Netto-Marge6 | 10,88 | 11,22 | 8,63 | 9,29 | 8,85 | 7,62 | 7,99 | |
Cashflow1,7 | 242,00 | 267,00 | 329,00 | 360,00 | 169,00 | 128,00 | 543,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,94 | 2,06 | 1,64 | 1,59 | 1,83 | 1,88 | 2,06 | |
Dividende8 | 0,91 | 0,95 | 0,97 | 0,99 | 1,03 | 1,07 | 1,11 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Immerhin ist es noch nicht so lange her, dass eine hohe Eigenkapitalquote und niedrige Schulden oder gar Netto-Guthaben als die mit entscheidenden Trumpfkarten in der Corona-Krise angesehen wurden. Nur mit den allgemein steigenden Börsenkursen bzw. den gigantischen Konjunkturprogrammen ist dieser Punkt wieder in den Hintergrund gerückt – was allerdings eine trügerische Entwicklung ist. Keine Frage: Unternehmen wie Fuchs Petrolub waren zuletzt an der Börse längst nicht so gefragt wie klassische Corona-Gewinner aus dem Pharma- oder E-Commerce-Sektor. Sogar manch Corona-Verlierer hatte seit März/April besser entwickelt, sofern der Aktienkurs zuvor nur heftig genug eingeknickt war. So dümpelt die Notiz von Fuchs Petrolub in der Performanceübersicht 2020 irgendwo im Niemandsland. Langfristig orientierte Investoren muss das aber nicht abschrecken. Auf dem aktuellen Niveau überwiegen für uns die Chancen. Fast noch einen Tick besser gefallen uns dabei die mit einem Stimmrecht ausgestatteten Stammaktien, auch wenn sie marktenger und nicht im MDAX enthalten sind.
Foto: Fuchs Petrolub