Für Aktionäre von Frosta war das Mitte Januar auf Handelsblatt (HIER) erschienene Interview mit Felix Ahlers Pflichtlektüre. Immerhin redetet der CEO des Herstellers von Tiefkühllebensmitteln dort einmal mehr Klartext über den enormen Preisdruck im Handel, die Auswirkungen der Corona-Pandemie und sogar auch über die Positionierung als Familienunternehmen an der Börse. Nicht minder wichtig ist das jetzt veröffentlichte Zahlenwerk zum abgelaufenen Geschäftsjahr. Immerhin spiegeln sich hier so gut wie alle Punkte wider, die Ahlers derzeit so umtreiben: Da sich einige Discounter bei den Konditionen für die Herstellung von Eigenmarken nicht mit Frosta einigen konnten, haben die Bremerhavener sich entschlossen, auf stattliche Teile des Geschäfts zu verzichten und die Eigenmarken weiter in den Vordergrund zu stellen. Konkret geht es um Erlöseinbußen von immerhin 49 Mio. Euro auf nun 192 Mio. Euro im COPACK-Segment.
Auf der Ertragsseite halten sich die Auswirkungen freilich in Grenzen: Trotz des Umsatzrückgangs auf Konzernebene von 4,4 Prozent auf 527,20 Mio. Euro, kam das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sogar um 4,0 Prozent auf 38,57 Mio. Euro voran. Da sich zudem die Steuerquote für 2021 günstiger als im Vorjahr darstellt, klettert der Überschuss um 14,2 Prozent auf 28,63 Mio. Euro. Mit Blick auf die Bilanz zeigt sich auch bei Frosta ein Bild, was Anleger momentan von vielen anderen Unternehmen kennen. Um die Versorgungsengpässe zu mildern, hat Frosta die Vorräte kräftig ausgebaut. Das wiederum ist auch der Hauptgrund dafür, dass der Cashflow deutlich hinter den entsprechenden Vergleichswert von 2020 zurückgefallen ist.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 501,13 | 509,28 | 522,94 | 551,75 | 527,20 | 579,08 | 639,48 | |
EBITDA1,2 | 49,29 | 46,58 | 34,94 | 55,58 | 57,02 | 54,85 | 68,55 | |
EBITDA-Marge3 | 9,84 | 9,15 | 6,68 | 10,07 | 10,82 | 9,47 | 10,72 | |
EBIT1,4 | 34,89 | 30,04 | 16,18 | 37,09 | 38,57 | 34,52 | 48,08 | |
EBIT-Marge5 | 6,96 | 5,90 | 3,09 | 6,72 | 7,32 | 5,96 | 7,52 | |
Jahresüberschuss1 | 23,35 | 19,98 | 12,59 | 25,08 | 28,63 | 24,30 | 34,05 | |
Netto-Marge6 | 4,66 | 3,92 | 2,41 | 4,55 | 5,43 | 4,20 | 5,33 | |
Cashflow1,7 | 41,24 | 31,18 | 25,85 | 54,84 | 29,94 | -2,09 | 117,78 | |
Ergebnis je Aktie8 | 3,43 | 2,93 | 1,85 | 3,68 | 4,20 | 3,57 | 5,00 | |
Dividende8 | 1,60 | 1,60 | 1,60 | 1,60 | 1,60 | 1,60 | 2,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Per saldo hat Frosta aber erneut super gute Resultate vorgelegt und schlägt zur Hauptversammlung am 27. April – erneut im virtuellen Format – eine stabile Dividende von 1,60 Euro je Aktie vor. Bezogen auf den aktuellen Aktienkurs entspricht das einer Rendite von etwas mehr als zwei Prozent. Das ist in Ordnung, aber sicher kein übermäßig schlagender Grund, um in die Aktie zu investieren. Der liegt wohl eher darin, dass es Frosta als Familienunternehmen immer wieder schafft, mit einer streng auf Qualität ausgerichteten Produktpolitik gutes Geld zu verdienen. Aber auch wenn Felix Ahlers in der Regel sehr konservativ prognostiziert: Fürchterlich viel Luft nach oben für eine Ausweitung der eigenen Margen besteht wohl nicht mehr. Für 2022 avisiert der Vorstand ein Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich sowie eine damit einhergehende Netto-Umsatzrendite.
Auf schuldenfreier Basis wird Frosta an der Börse momentan etwa mit dem Neunfachen des für 2022 zu erwartenden EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) gehandelt. Das „normale“ KGV auf Basis der Ergebnisschätzungen von boersengefluester.de für 2023 liegt bei rund 17. In die Schnäppchen-Kategorie gehört der Spezialwert also nicht – das allerdings war noch nie der Fall. Auf Jahressicht tritt der Aktienkurs zurzeit zwar auf der Stelle. Aber auch hier gilt: Langfristig denken!
Wie sagte CEO Felix Ahlers doch zum Handelsblatt: “An der Börse muss sich ein Unternehmen im Markt messen lassen, das ist gut. Als Familienunternehmen sind wir jedoch nicht vom Börsenkurs getrieben. Der wesentliche Vorteil ist, dass wir so jeden bei Frosta unkompliziert am Unternehmen beteiligen können.” Borsengefluester.de bleibt jedenfalls zuversichtlich, dass sich ein Engagement in der Frosta-Aktie auf Dauer auszahlt. Fürs Trading ist der Titel hingegen völlig ungeeignet – schon allein wegen der überschaubaren Handelsumsätze.
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