Nochmals besser als zu erwarten war, kommen die neuesten Zahlen von Friwo daher: So kletterten die Umsatzerlöse des Anbieters von Produkten zur Stromversorgung sowie Antriebstechnologien 2022 von einer freilich niedrigen Basis aus um knapp 84 Prozent auf 184,9 Mio. Euro. Die offizielle Prognose des Vorstands lag hier bei mindestens 170 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) drehte von minus 8,0 auf plus 4,3 Mio. Euro. Auch hier kann Friwo punkten, zumal die eigene Vorschau ein „leicht positives“ Betriebsergebnis vorsah. Dabei waren sämtliche Quartale – nach dem negativen Auftaktviertel 2022 mit einem operativen Verlust von 1,0 Mio. Euro – nun profitabel. Q4 steuerte nochmals rund 1,5 Mio. Euro Ergebnis zum Jahresresultat bei. Das ist schon allein deshalb beachtlich, weil auch Friwo mit den üblichen Verwerfungen auf der Kostenseite zu kämpfen hat.
Der Auftragsbestand nahm derweil zum Jahresende 2022 um rund 14 Prozent auf 83,6 Mio. Euro ab, was jedoch an den hohen Auslieferungen in den Schlussmonaten lag. Es geht also wieder was, immerhin klaffte bei vielen Unternehmen zuletzt eine ständig größere Schere zwischen Umsatz und Auftragseingang. Sprich: Die Order waren zwar da, konnten wegen fehlender Teile, Personal etc. aber nicht vollständig umgesetzt werden. „Wir sind mit dem Verlauf des Geschäftsjahrs 2022 trotz der deutlichen Belastungen aus dem Ukraine-Krieg und der COVID-19-Pandemie sehr zufrieden. Unser E-Mobility-Geschäft profitiert von einer weltweit anziehenden Nachfrage. Insbesondere aus unserem Joint-Venture in Indien erwarten wir für 2023 und die Folgejahre ein dynamisches Wachstum“, sagt CEO Rolf Schwirz.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 141,31 | 120,53 | 95,76 | 99,36 | 100,55 | 184,87 | 111,08 | |
EBITDA1,2 | 13,24 | 10,79 | -11,25 | 0,40 | -4,09 | 8,72 | -2,51 | |
EBITDA-Marge3 | 9,37 | 8,95 | -11,75 | 0,40 | -4,07 | 4,72 | -2,26 | |
EBIT1,4 | 10,01 | 7,53 | -15,60 | -3,85 | -7,97 | 4,31 | -7,37 | |
EBIT-Marge5 | 7,08 | 6,25 | -16,29 | -3,87 | -7,93 | 2,33 | -6,64 | |
Jahresüberschuss1 | 7,01 | 5,33 | -11,33 | -5,51 | -10,55 | 0,51 | -11,08 | |
Netto-Marge6 | 4,96 | 4,42 | -11,83 | -5,55 | -10,49 | 0,28 | -9,98 | |
Cashflow1,7 | 12,35 | 2,04 | 1,47 | -3,10 | -17,74 | -2,81 | 4,16 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,91 | 0,69 | -1,47 | -0,72 | -1,37 | 0,06 | -1,29 | |
Dividende8 | 0,40 | 0,40 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Boersengefluester.de hatte schon mehrfach über die – auch kapitalmäßig unterlegte Kooperation mit der Uno Minda-Gruppe aus Indien berichtet. Das Gesamtvolumen an Aufträgen und Absichtserklärungen für Teile, die in elektrische Zwei- und Dreiräder verbaut werden sollen, ist mittlerweile auf mehr als 400 Mio. Euro gestiegen. Ab dem zweiten Quartal des laufenden Jahrs ist aus dem Joint-venture mit ersten Umsatzerlösen zu rechnen. „Wir sind überwältigt von der enormen Nachfrage nach unseren elektrischen Bauteilen und Antriebssystemen in Indien. Ein Auftragsvolumen von mehr als 400 Mio. Euro nach so kurzer Zeit hätten wir nicht für möglich gehalten“, hatte Rolf Schwirz erst kürzlich kommentiert. Viel Stoff also, damit sich die Aktie von Friwo in den kommenden Quartalen richtig entfalten kann.
Nach dem Peak vom vergangenen September mit Kursen von zwischenzeitlich 49 Euro hat die Notiz zuletzt zwar ein wenig konsolidiert, ohne jedoch signifikant an Höhe verloren zu haben. Das wertet boersengefluester.de als gutes Zeichen und eine stabile Nachfrage seitens des Kapitalmarkts. Normalweise finden wir die Investmentstory sogar so gut, dass sie bei einer anderen Aktionärsstruktur noch mehr institutionelle Adressen anziehen könnte. Gegenwärtig hält der Ankeraktionär VTC aus München 81,59 Prozent der Friwo-Anteile – entsprechend überschaubar ist der Streubesitz. Nach den zwischenzeitlich sehr anspruchsvollen Rahmenbedingungen und massiven Umstrukturierungen, bei denen VTC wesentliche finanzielle Unterstützung geliefert hat, sieht die Zukunft von Friwo nun wesentlich besser aus. Wir bleiben dabei: Das Unternehmen aus Ostbevern gehört zu den interessantesten Spezialwerten auf dem heimischen Kurszettel.
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