Mittlerweile ist das Frequentis-IPO von Mitte Mai 2019 auch aus Investorensicht ein Erfolg. Immerhin hat die Notiz des Anbieters von professionellen Funklösungen für Einsatzleitzentralen, insbesondere auf Flughäfen oder im Blaulichtbereich, den Ausgabekurs von 18 Euro nun deutlich hinter sich gelassen. On top gab es kürzlich noch eine Dividende von 10 Cent pro Anteilschein. Damit bestätigt sich unser positiver Eindruck, den wir bereits beim Hintergrundgespräch zum Börsengang hatten (HIER). Und auf der Herbstkonferenz Anfang September in Frankfurt fanden wir gar, dass CEO Norbert Haslacher die mit Abstand überzeugendste Präsentation von allen Companys, die wir uns angesehen hatten, hingelegt hat. Offenbar standen wir mit dieser Einschätzung nicht allein, denn zeitlich passt der Stimmungsaufschwung für die Frequentis-Aktie ziemlich genau mit der Herbstkonferenz zusammen. Offenbar dämmerte den anwesenden Investoren und sonstigen Finanzexperten, welch gestandenes Unternehmen eigentlich an den Kapitalmarkt gekommen ist.
Und in Zeiten, wo Neuemissionen häufig noch defizitär sind und mehr oder weniger dringend auf die Mittel aus dem Börsengang angewiesen sind, ist Frequentis eine echte Rarität auf dem Kurszettel: Die Eigenkapitalquote liegt bei mehr als 40 Prozent, zudem weist das Unternehmen eine Netto-Liquidität von fast 65 Mio. Euro aus – bei einem Börsenwert von zurzeit rund 248 Mio. Euro. Mit Blick auf die ganz überwiegend aus dem behördlichen Sektor stammenden Kunden, ist das üppige Finanzpolster freilich eine Art Visitenkarte. Immerhin legen die Auftraggeber besonderen Wert auf verlässliche Partner, zumal es regelmäßig um sicherheitskritische Infrastrukturen geht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 266,93 | 285,76 | 303,63 | 299,37 | 333,53 | 385,97 | 427,49 | |
EBITDA1,2 | 20,02 | 21,59 | 30,18 | 41,92 | 46,51 | 45,63 | 44,17 | |
EBITDA-Marge3 | 7,50 | 7,56 | 9,94 | 14,00 | 13,95 | 11,82 | 10,33 | |
EBIT1,4 | 14,32 | 15,60 | 17,22 | 26,81 | 28,97 | 24,99 | 26,65 | |
EBIT-Marge5 | 5,36 | 5,46 | 5,67 | 8,96 | 8,69 | 6,48 | 6,23 | |
Jahresüberschuss1 | 10,70 | 11,83 | 15,52 | -3,39 | 20,77 | 18,88 | 19,98 | |
Netto-Marge6 | 4,01 | 4,14 | 5,11 | -1,13 | 6,23 | 4,89 | 4,67 | |
Cashflow1,7 | 16,69 | 4,56 | 17,73 | 54,75 | 48,75 | 14,22 | 25,66 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,81 | 0,90 | 0,93 | -0,30 | 1,50 | 1,41 | 1,38 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,10 | 0,15 | 0,15 | 0,20 | 0,22 | 0,24 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Arrangieren müssen sich die Anleger allerdings damit, dass Frequentis stark im Projektgeschäft tätig ist und den wesentlichen Teil der Erträge im zweiten Halbjahr erwirtschaftet. So stand nach den ersten sechs Monaten 2019 bei Erlösen von 132,40 Mio. Euro noch ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von minus 3,88 Mio. Euro in den Büchern. Bis zum Jahresende soll das EBIT jedoch auf plus 16,5 Mio. Euro drehen, so zumindest die Schätzung der BankM, die Frequentis mit an die Börse geführt hat. Den fairen Wert der Aktie setzen die BankM-Analysten bei 25,78 Euro an – also ein gutes Stück über der aktuellen Notiz (Direkter Download der Studie: HIER). Teil der Investmentstory der Wiener ist die Wachstumsbeschleunigung über Akquisitionen, hier gab es bislang aber noch keine Neuigkeiten. Abzuwarten bleibt auch, inwiefern es Frequentis gelingt, die im Zeitablauf vergleichsweise stabile operative Marge zumindest ein wenig nach oben zu hieven. Beachten sollten Anleger hier jedoch, dass die Gesellschaft konservativ bilanziert und den wesentlichen Teil der Investitionen direkt durch die Gewinn- und Verlustrechnung schleust.
Möglicherweise ein Hindernis für große institutionelle Investoren mag der vergleichsweise geringe Streubesitz von 22 Prozent sein. Die größten Handelsumsätze in der Aktie laufen derweil über XETRA/Frankfurt. Der Handel in Wien kann da nicht mithalten. Allerdings hat Frequentis das Doppellisting bewusst gewählt, denn in Österreich ist das Unternehmen auch bei Retailkunden sehr bekannt. Summa summarum zählt der Titel zum Favoritenkreis von boersengefluester.de. Die gute internationale Marktstellung, das erfahrene Management und die belastbare Bilanz sind jedenfalls starke Argumente. Eigentlich überraschend, dass der Funke an der Börse so lange Zeit nicht überspringen wollte. Noch ein Tipp: Wer sich über Frequentis informieren will und bei Twitter angemeldet ist, sollte dem Unternehmen dort unter @Frequentis folgen. Hier gibt es regelmäßig interessante News.
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