Ein strammes Akquisitionstempo geht Frequentis. Mittlerweile sechs Unternehmen hat der Spezialist für die Ausstattung von Kontrollzentralen in sicherheitskritischen Bereichen – vom Flughafen bis zur Polizei-Leitstelle – seit dem Börsengang im Frühjahr 2019 zugekauft. Entsprechend groß sind die Herausforderungen, die neuen Firmen in die Vertriebsstrukturen zu integrieren. Doch eine Pause gönnt sich Frequentis nicht. „Wir werden nicht aufhören, uns Unternehmen anzusehen“, sagt CEO Norbert Haslacher auf der virtuellen Präsentation zur Vorlage des Geschäftsberichts 2021. Dem Vernehmen nach gibt es zurzeit Kandidaten mit einer Umsatzspanne von 5 bis 30 Mio. Euro. Zumindest im oberen Bereich touchieren die Wiener damit beinahe den selbst gesteckten Rahmen, wonach eine Übernahme maximal 10 bis 15 Prozent des bisherigen Konzernumsatzes ausmachen sollte.
So kommt das Unternehmen mit Parallel-Listing im Frankfurter Börsensegment General Standard für 2021 auf Erlöse von 333,53 Mio. Euro sowie ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 28,97 Mio. Euro. Unterm Strich steht ein Überschuss von 20,77 Mio. Euro – nach einem durch außerordentliche Effekte geprägten Fehlbetrag von 3,39 Mio. Euro im Jahr zuvor. Auch wenn zumindest die Angaben für Umsatz und EBIT in groben Zügen bereits seit Anfang Februar bekannt sind, am Ende zeigen sie, wie stark Frequentis in dem immer noch schwierigen konjunkturellen Umfeld unterwegs ist. So liegt die damit verbundene EBIT-Marge von 8,6 Prozent sehr deutlich über der ursprünglich avisierten Bandbreite von 5 bis 7 Prozent. Für das laufende Jahr stellt Haslacher – bei einer weiteren Umsatzsteigerung – eine EBIT-Rendite von 6 bis 8 Prozent in Aussicht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 266,93 | 285,76 | 303,63 | 299,37 | 333,53 | 385,97 | 427,49 | |
EBITDA1,2 | 20,02 | 21,59 | 30,18 | 41,92 | 46,51 | 45,63 | 44,17 | |
EBITDA-Marge3 | 7,50 | 7,56 | 9,94 | 14,00 | 13,95 | 11,82 | 10,33 | |
EBIT1,4 | 14,32 | 15,60 | 17,22 | 26,81 | 28,97 | 24,99 | 26,65 | |
EBIT-Marge5 | 5,36 | 5,46 | 5,67 | 8,96 | 8,69 | 6,48 | 6,23 | |
Jahresüberschuss1 | 10,70 | 11,83 | 15,52 | -3,39 | 20,77 | 18,88 | 19,98 | |
Netto-Marge6 | 4,01 | 4,14 | 5,11 | -1,13 | 6,23 | 4,89 | 4,67 | |
Cashflow1,7 | 16,69 | 4,56 | 17,73 | 54,75 | 48,75 | 14,22 | 25,66 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,81 | 0,90 | 0,93 | -0,30 | 1,50 | 1,41 | 1,38 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,10 | 0,15 | 0,15 | 0,20 | 0,22 | 0,24 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Das deutet zunächst einmal auf eine leichte Margenerosion im Vergleich zu 2021 hin, allerdings gilt es noch Integrationsaufwendungen aus den von L3Harris übernommenen Geschäftseinheiten zu schultern. Zudem ist noch nicht absehbar, welche indirekten Folgen der russische Krieg in der Ukraine auf die globale Ökonomie haben wird. Insofern hat sich der stets konservativ prognostizierende Vorstand Haslacher mit Sicherheit einen Puffer eingebaut. Immerhin: Mit einem Geschäftsanteil von weniger als 1 Prozent in den Regionen Russland und Ukraine gibt es quasi keine direkte Belastung. Am Kapitalmarkt hat Frequentis zurzeit ohnehin gute Karten, der aktuelle Aktienkurs von knapp 30 Euro bewegt sich noch immer in Sichtweite zum Anfang Januar 2022 erreichten All-Time-High bei 34,90 Euro.
Dabei bringt es das Unternehmen auf einen Börsenwert von beinahe 400 Mio. Euro, was zunächst einmal recht sportlich aussieht. Allerdings ist die Kapitalisierung zu allein gut 100 Mio. Euro durch die vorhandene Netto-Liquidität unterlegt. Mit Blick auf die anspruchsvolle und auch auf extrem langfristige Geschäftsbeziehungen ausgelegte Kundschaft, ist dieses Polster eine Art Visitenkarte. Hoffnungen auf überdurchschnittlich hohe Dividenden oder gar Sonderausschüttungen sollten Anleger also nicht hegen. Die für 2021 avisierte Dividendenerhöhung von 0,15 auf 0,20 Euro je Aktie beschert dem Titel gerade mal eine Dividendenrendite von weniger als 1 Prozent. Im Gegenzug bekommen Anleger aber ein sehr verlässliches Unternehmen mit prima Marktstellung und erfahrenem Management.
Die hohe Wertschätzung an der Börse ist darüber ein Ausdruck dafür, dass sich das ehemals Hardware-lastige Geschäftsmodell schon weit Richtung Software verändert hat. Eine Entwicklung, die aber noch längst nicht abgeschlossen ist. Noch ein Tipp: Sämtliche Geschäftsberichte von Frequentis seit 2016 können Sie auf unserem neuen Portal geschaeftsberichte-download.de (HIER) gratis abrufen.
Foto: Pascal Meier auf Unsplash