„Geduld ist nicht gerade meine Stärke“, räumte der seit Jahresanfang 2016 bei Francotyp-Postalia als CEO und CFO agierende Rüdiger Andreas Günther auf dem Eigenkapitalforum ein. Umso erfreuter dürfte der ehemalige Jenoptik-Manager sein, wie gut das aktuelle Wachstumsprogramm des für seine Frankiermaschinen bekannten Unternehmens vom Kapitalmarkt aufgenommen wird (siehe dazu auch den Beitrag von boersengefluester.de HIER). Mittlerweile hat die Notiz der Berliner sogar die Marke von 5 Euro übersprungen – so hoch stand der Kurs zuletzt im Jahr 2008. Zu dieser Zeit rauschte der Small Cap allerdings dramatisch in die Tiefe. Nicht einmal zwei Jahre dauerte es, um von Regionen um 20 Euro bis ins Penny-Stock-Terrain zu driften. Tiefrote Zahlen und massiv verfehlte Prognosen sorgten damals dafür, dass die Investoren einen großen Bogen um den Anteilschein machten.
Zwar gelang dem Unternehmen der Turnaround, eine Wachstumstory wurde aus Francotyp-Postalia in all den Jahren jedoch nicht. Umso bemerkenswerter sind die jetzt kommunizierten Ziele: Bis 2020 sollen die Erlöse von zuletzt 191 Mio. Euro auf 250 Mio. Euro klettern – bei einer EBITDA-Marge von rund 17 Prozent. 2023 dürften sich die Umsätze dann auf 400 Mio. Euro türmen. 20 Prozent davon sollen als Ergebnis von Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stehen bleiben. Das Ergebnis je Aktie – also der Netto-Überschuss pro Anteilschein – veranschlagt das Management bis 2023 bei mindestens 1 Euro. Ganz ohne Zukäufe sind diese Ziele freilich nicht erreichbar. Auf dem Eigenkapitalforum ließ der Francotyp-Vorstandsvorsitzende Günther jedoch offen, wann das Thema Akquisition akut werden wird: „Das kommt ganz auf die Situation an. Auf jeden Fall muss es ein gutes Target sein.“ Keine Frage: Mit Blick auf das für 2023 – dem Jahr des 100jährigen Firmen-Bestehens – erwartete Ergebnis je Aktie wäre die Francotyp-Aktie ein „KGV-Hit“. Allerdings gibt es vermutlich zig Titel, die bei einem derart langen Prognosezeitraum mit ähnlich niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnissen glänzen. Zudem steht es ohnehin in den Sternen, was in sieben Jahren sein wird.
Vorsichtige Investoren schauen daher erst einmal auf 2016 und 2017: Inklusive der Netto-Verschuldung von 18 Mio. Euro kommt Francotyp-Postalia gegenwärtig auf einen Unternehmenswert von gut 81 Mio. Euro. Das entspricht dem 7,9fachen des von boersengefluester.de für 2016 erwarteten EBIT. Auf Basis unserer Schätzungen für 2017 ermäßigt sich dieses Multiple auf etwa 6,8. Zum Vergleich: Die Aktie des – allerdings deutlich größeren – französischen Wettbewerbers Neopost (WKN: 919272) kommt hier auf einen 2017er-Wert von knapp zehn. Zumindest unter diesem Blickwinkel scheint der Small Cap bei Kursen um 5 Euro also noch längst nicht ausgereizt. Punkten kann der Anteilschein auch unter Dividendenaspekten. „35 bis 50 Prozent vom Jahresüberschuss wollen wir als Dividende zahlen“, betont Günther. Demnach rechnet boersengefluester.de zu nächsten Hauptversammlung – der genaue Termin für 2017 ist noch nicht veröffentlicht mit einer Dividende von 0,14 Euro je Aktie. Das würde für eine Dividendenrendite von immerhin 2,8 Prozent reichen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 206,34 | 204,21 | 209,09 | 195,85 | 203,70 | 250,95 | 241,83 | |
EBITDA1,2 | 26,32 | 17,07 | 33,31 | 7,95 | 18,45 | 27,60 | 31,04 | |
EBITDA-Marge3 | 12,76 | 8,36 | 15,93 | 4,06 | 9,06 | 11,00 | 12,84 | |
EBIT1,4 | 7,26 | -0,27 | 5,90 | -13,99 | -0,66 | 6,65 | 13,08 | |
EBIT-Marge5 | 3,52 | -0,13 | 2,82 | -7,14 | -0,32 | 2,65 | 5,41 | |
Jahresüberschuss1 | 4,65 | 0,90 | 1,70 | -15,15 | 0,37 | 5,54 | 10,45 | |
Netto-Marge6 | 2,25 | 0,44 | 0,81 | -7,74 | 0,18 | 2,21 | 4,32 | |
Cashflow1,7 | 21,25 | 24,24 | 23,05 | 22,77 | 15,07 | 22,38 | 23,57 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,28 | 0,06 | 0,11 | -0,94 | 0,02 | 0,50 | 0,67 | |
Dividende8 | 0,12 | 0,03 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |