Von zwischenzeitlichen Ausschlägen einmal abgesehen: Im Grunde bewegt sich der Aktienkurs von Francotyp-Postalia seit vielen Jahren seitwärts. Das ist auch nicht unbedingt verwunderlich, denn die 2016 eingeleitete Umstrukturierung des in erster Linie für seine Frankiermaschinen bekannten Unternehmens Richtung digitale Geschäftsmodelle kam lange Zeit nicht im gewünschten Tempo voran. Hinzu kamen personelle Querelen, die an der Börse ebenfalls nicht gerade für zusätzliches Vertrauen sorgten (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER). Mittlerweile ändert sich das jedoch zunehmend. Zusätzlichen Rückenwind geben Übernahmen wie die im Frühjahr 2022 akquirierte Alzolver Holding oder die im Oktober erworbene – deutlich kleinere – Böblinger pakadoo.
Nach neun Monaten 2022 zeigen die Berliner einen Umsatzzuwachs von knapp 27 Prozent auf 188,74 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) liegt mit 22,38 Mio. Euro um mehr als 41 Prozent über dem entsprechenden Vorjahreswert. Selbst wenn Währungsgewinne spürbar zu dem Anstieg beigetragen haben, die Messlatte für die Veröffentlichung der Jahreszahlen 2022 liegt erfreulich hoch: So sollen die Umsätze über der der zuletzt avisierten Umsatzspanne von 229 bis 237 Mio. Euro ankommen – bei einem EBITDA am oberen Ende der Bandbreite zwischen 24 und 28 Mio. Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 206,34 | 204,21 | 209,09 | 195,85 | 203,70 | 250,95 | 241,83 | |
EBITDA1,2 | 26,32 | 17,07 | 33,31 | 7,95 | 18,45 | 27,60 | 31,04 | |
EBITDA-Marge3 | 12,76 | 8,36 | 15,93 | 4,06 | 9,06 | 11,00 | 12,84 | |
EBIT1,4 | 7,26 | -0,27 | 5,90 | -13,99 | -0,66 | 6,65 | 13,08 | |
EBIT-Marge5 | 3,52 | -0,13 | 2,82 | -7,14 | -0,32 | 2,65 | 5,41 | |
Jahresüberschuss1 | 4,65 | 0,90 | 1,70 | -15,15 | 0,37 | 5,54 | 10,45 | |
Netto-Marge6 | 2,25 | 0,44 | 0,81 | -7,74 | 0,18 | 2,21 | 4,32 | |
Cashflow1,7 | 21,25 | 24,24 | 23,05 | 22,77 | 15,07 | 22,38 | 23,57 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,28 | 0,06 | 0,11 | -0,94 | 0,02 | 0,50 | 0,67 | |
Dividende8 | 0,12 | 0,03 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: KPMG |
Unter Berücksichtigung der Netto-Finanzverbindlichkeiten (inklusive Pensionsrückstellungen) wäre die Gesellschaft so nicht einmal mit dem Faktor 3 auf das für 2022 prognostizierte EBITDA bewertet. Kein Wunder, dass die Analysten von GSC Research der Aktie ein Kursziel von 6,50 Euro zutrauen. Bezogen auf die aktuelle Notiz von 3,55 Euro entspricht das einem Potenzial von mehr als 80 Prozent. Die Experten von Baader sind mit einem von ihnen ermittelten fairen Wert von 4 Euro zwar spürbar zurückhaltender, halten das Papier aber ebenfalls für klar unterbewertet. Mit Blick auf den Dividendenvorschlag rechnet boersengefluester.de damit, dass es – nach zuvor drei Nullrunden in Folge – auch für 2022 nochmal zu einem Aussetzer kommen wird. Ab der HV-Saison 2024 sollte der Spezialwert dann aber auch für dividendenorientierte Investoren einen Blick wert sein.
Interessant bleibt die Aktionärsstruktur: So hält die Obotritia Capital um Immobilieninvestor Rolf Elgeti – er steht zurzeit unter anderem wegen des nach Auffassung der Finanzbehörden strittigen REIT-Status der Deutschen Konsum REIT-AG im Rampenlicht – den mit 28,01 Prozent größten Anteil an Francotyp-Postalia. Dem in Börsenkreisen ebenfalls sehr bekannten Active Ownership Fund sind 9,51 Prozent zuzurechnen. Im Streubesitz sind 44,63 Prozent der Francotyp-Postalia-Aktien. Boersengefluester.de ist gespannt, ob sich an der Eigentümerstruktur perspektivisch etwas ändern wird. Immerhin nimmt der Spezialwert gerade einen schönen Anlauf nach oben und ist kurz davor, die bislang so hartnäckige Hürde bei 3,50 Euro signifikant zu knacken.
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Foto: Clipdealer