Eine Präsentation auf den von Montega veranstalteten Hamburger Investorentagen (HIT) am 23. und 24. August 2023 ohne frisches Zahlenwerk – das ist immer etwas unglücklich. Und so wird auch Sandra Maile, die Vorstandsvorsitzende von Fortec Elektronik, froh sein, dass die Veröffentlichung der Vorabzahlen für das Geschäftsjahr 2022/23 (30. Juni) einige Tage früher als zuletzt üblich umgesetzt werden konnte. Das erleichtert den offiziellen Vortrag am zweiten Tag des HIT und insbesondere auch die Gesprächsführung in den vielen 1on1 mit Investoren, Analysten und auch der Finanzpresse doch ungemein. Zudem hat der Systemzulieferer von Elektronikprodukten wie Displays, Embedded Boards und auch Stromversorgungsgeräten abermals solide geliefert und die eigenen – im Mai 2023 bereits heraufgesetzten – Prognosen gut erfüllt. So stiegen die Umsatzerlöse um rund 19 Prozent auf 106,0 Mio. Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) kam deutlich überproportional dazu um etwas mehr als ein Viertel auf 10,6 Mio. Euro voran.
In Aussicht gestellt hatte die in Germering bei München ansässige Gesellschaft zuletzt Erlöse in einer Bandbreite von 97 bis 110 Mio. Euro sowie ein EBIT zwischen 10 und 11 Mio. Euro. Die ursprüngliche – bereits Ende Oktober 2022 kommunizierte – Vorschau für 2022/23 sah bei Umsätzen von 91 bis 97 Mio. Euro ein EBIT zwischen 8 und 9 Mio. Euro vor. „Unsere Prognose für das abgelaufene Geschäftsjahr haben wir erneut punktgenau erreicht. Dies spiegelt unsere präzise Planung und unsere Fähigkeit wider, unsere Ziele in einem dynamischen und unsicheren Umfeld zu realisieren“, sagt Sandra Maile.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 79,57 | 88,31 | 87,73 | 77,43 | 89,03 | 105,85 | 94,53 | |
EBITDA1,2 | 6,61 | 6,10 | 8,43 | 7,05 | 10,06 | 12,86 | 8,80 | |
EBITDA-Marge3 | 8,31 | 6,91 | 9,61 | 9,10 | 11,30 | 12,15 | 9,31 | |
EBIT1,4 | 6,02 | 7,45 | 6,48 | 5,32 | 8,45 | 10,68 | 7,06 | |
EBIT-Marge5 | 7,57 | 8,44 | 7,39 | 6,87 | 9,49 | 10,09 | 7,47 | |
Jahresüberschuss1 | 4,32 | 5,69 | 4,78 | 3,88 | 6,25 | 7,55 | 5,30 | |
Netto-Marge6 | 5,43 | 6,44 | 5,45 | 5,01 | 7,02 | 7,13 | 5,61 | |
Cashflow1,7 | 3,47 | 3,96 | 3,58 | 10,18 | 2,11 | 5,01 | 13,21 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,33 | 1,75 | 1,47 | 1,19 | 1,92 | 2,32 | 1,63 | |
Dividende8 | 0,60 | 0,70 | 0,60 | 0,60 | 0,70 | 0,85 | 0,85 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Für noch mehr Gesprächsstoff auf dem HIT als die Vorabzahlen, dürfte indes die überraschende Entscheidung sorgen, wonach die geplante Übernahme eines anderen Unternehmens – die Rede war zuletzt von Zielen aus dem Bereich kundenspezifischer Stromversorgungen oder auch Embedded Computer – doch nicht umgesetzt wird. Dabei beschäftigt sich Fortec schon seit vielen Quartalen mit der Forcierung des Wachstums via Akquisition. Langjährige Kenner des Unternehmens wissen, dass das Team um Sandra Maile sehr behutsam mit den finanziellen Ressourcen umgeht und weit entfernt von der Akquisitions-Taktung anderer Unternehmen agiert – und das ist jetzt gar nicht negativ gemeint. Schließlich ist anorganisches Wachstum längst nicht immer ein Selbstläufer.
„Die oberste Priorität ist, verantwortungsbewusst im Interesse der Aktionäre, Mitarbeiter und Partner zu handeln“, betont die Gesellschaft. Natürlich werden die Teilnehmer auf dem HIT aber genau wissen wollen, woran der Deal gescheitert ist: Ob am Preis, den sich eintrübenden Konjunkturaussichten oder ob am Ende einfach die Chemie nicht 100 Prozent gestimmt hat. Denkbar ist natürlich auch eine Kombination aus mehreren Punkten. Als Plan B forciert Fortec nun das von Sandra Maile auch in Interviews zuletzt vorgestellte Projekt HEKA, bei dem es um die Gründung eines Entwicklungsstandorts in Kairo (Ägypten) geht. Auch hier werden die Investoren genau wissen wollen, was es damit auf sich hat.
Insgesamt hat sich an der Investmentstory von Fortec durch die jüngsten Neuigkeiten jedoch nichts gravierend geändert. Den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr sowie den regelmäßig wichtigen Dividendenvorschlag wird das Unternehmen mit der Vorlage des Geschäftsberichts am 26. Oktober vorlegen. Große Überraschungen sind aber auch hier nicht zu erwarten – aber auch das macht die Aktie aus Sicht vieler Investoren eben so interessant. Bewertungstechnisch bewegt sich der Titel ohnehin durchweg im grünen Bereich. Für boersengefluester.de bleibt der Titel somit kaufenswert.
Foto: Unsplash+
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