Die Zahlen für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 (30. Juni) von Fortec Elektronik stehen zwar erst am 29. November 2023 an. Doch auf der Präsentation zur Vorlage des Jahresberichts 2022/23 gab CEO Sandra Maile kürzlich schon mal eine erste Indikation zum Auftaktviertel ab: „Mein Bauchgefühl sagt mir: Das sieht gut aus.“ Tatsächlich dürfte es mehr als nur ein Bauchgefühl sein, zumal das erste Quartal des Systemlieferanten für Elektronikbauteile – es läuft vom 1. Juli bis zum 30. September – kalendarisch bereits abgelaufen ist, nur eben noch keine validen Konzernkennzahlen vorliegen. Jedenfalls hat Sandra Maile jetzt 1.000 Fortec-Aktien für insgesamt knapp 23.500 Euro gekauft. Detail am Rande: Wenn wir es richtig sehen, ist es die erste Insidertransaktion von Sandra Maile seit dem Dezember 2018. Damals kaufte sie ebenfalls 1.000 Aktien – musste dafür aber nur knapp 20.000 Euro auf den Tisch legen.
Jedenfalls zeigte sich Sandra Maile bei dem Round Table auf der Montega-Plattform Connect ein wenig konsterniert, was den jüngsten Kursverlauf der Aktie mit einem Rückgang von 25 auf 21 Euro in den vergangenen vier Wochen angeht: „Das hat mit Sicherheit nichts mit unseren Zahlen zu tun.“ So waren die Eckdaten für 2022/23 bereits seit vielen Wochen bekannt und die jetzt kommunizierte Dividendenerhöhung von 0,70 auf 0,85 Euro je Aktie liegt spürbar über den Erwartungen von boersengefluester.de. Bezogen auf den jetzigen Aktienkurs bringt es der Titel damit auf eine Rendite von 3,7 Prozent, die Hauptversammlung (HV) findet am 7. Februar 2024 statt. Neu ist derweil auch der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Demnach rechnet das Unternehmen aus Germering östlich von München mit Umsatzerlösen zwischen 106,0 und 116,0 Mio. Euro sowie einem EBIT in einer Bandbreite von 9,5 bis 11,0 Mio. Euro. Zum Vergleich: Für 2022/23 weist Fortec Erlöse von 105,85 Mio. Euro sowie ein EBIT von 10,68 Mio. Euro aus. Zumindest auf der Ergebnisseite ist im aktuellen Geschäftsjahr – Stand jetzt – eher mit Konsolidierung auf Hochplateau zu rechnen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 79,57 | 88,31 | 87,73 | 77,43 | 89,03 | 105,85 | 94,53 | |
EBITDA1,2 | 6,61 | 6,10 | 8,43 | 7,05 | 10,06 | 12,86 | 8,80 | |
EBITDA-Marge3 | 8,31 | 6,91 | 9,61 | 9,10 | 11,30 | 12,15 | 9,31 | |
EBIT1,4 | 6,02 | 7,45 | 6,48 | 5,32 | 8,45 | 10,68 | 7,06 | |
EBIT-Marge5 | 7,57 | 8,44 | 7,39 | 6,87 | 9,49 | 10,09 | 7,47 | |
Jahresüberschuss1 | 4,32 | 5,69 | 4,78 | 3,88 | 6,25 | 7,55 | 5,30 | |
Netto-Marge6 | 5,43 | 6,44 | 5,45 | 5,01 | 7,02 | 7,13 | 5,61 | |
Cashflow1,7 | 3,47 | 3,96 | 3,58 | 10,18 | 2,11 | 5,01 | 13,21 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,33 | 1,75 | 1,47 | 1,19 | 1,92 | 2,32 | 1,63 | |
Dividende8 | 0,60 | 0,70 | 0,60 | 0,60 | 0,70 | 0,85 | 0,85 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Gemessen am insgesamt doch sehr wackligen konjunkturellen und politischen Umfeld ist das sicher keine ganz schlechte Ausgangslage, selbst wenn die EBIT-Erwartungen der Montega-Analysten hier zuletzt ein wenig höher waren. Wenig überraschend hat aber auch Fortec mit den gleichen Entwicklungen wie viele andere Unternehmen zu kämpfen: Die Dynamik im Auftragseingang flaut ab, größere Investitionsentscheidungen werden häufig nach hinten gestreckt und das Thema Preissensibilität der Kunden gewinnt angesichts sich normalisierender Lieferketten wieder an Bedeutung. Verständlicherweise will sich Sandra Maile in diesem Umfeld nicht unnötig weit aus dem Fenster lehnen und ihre Prognose später möglicherweise stutzen müssen. Viel kommt einfach drauf an, wie gut Fortec in den ersten beiden Quartalen des laufenden Geschäftsjahrs performen wird. Schließlich dürfte die Visibilität für Q3 und Q4 deutlich eingeschränkter werden.
Insgesamt bezeichnet Sandra Maile den Ausblick aber als „vorsichtig“ und sagt: „Wir sind optimistisch, dass wir unsere Ziele erreichen.“ Dies inkludiert ausdrücklich auch die Mittelfristprognose bis 2026 mit einem organischen Umsatzwachstum auf 120 bis 130 Mio. Euro sowie einer nachhaltig zweistelligen EBIT-Marge. Dabei setzt das Team um Sandra Maile auch auf Synergieeffekte durch ein stärkeres Zusammenwachsen der Unternehmen aus dem Konzernverbund – zusammengefasst im Projekt Fortec One – sowie frische Entwicklungskapazitäten durch den, nach einigen Verzögerungen, nun endlich am Start stehenden Standort in Kairo (Ägypten). Erfreulich geräuschlos ist derweil die Veränderung im Kreis der Großaktionäre abgelaufen: So hält die Unternehmerfamilie Wiegand über die Vehikel JotWe GmbH sowie FloJulCosMAr GmbH nun 25,07 Prozent an Fortec, der langjährige Ankerinvestor TRM Beteiligungsgesellschaft hat im Gegenzug auf 5,16 Prozent reduziert.
Ambitionen auf die Besetzung von Organen, eine Veränderung der Kapitalstruktur oder weitere Anteilsaufstockung haben die neuen Investoren nicht. „Wir sind happy mit dem Wechsel“, sagt Sandra Maile. Dritter Ankeraktionär bei Fortec Elektronic ist mit 5,2 Prozent das Autohaus Schüchl aus Schrobenhausen. Interessanter Punkt am Rande: Die Schüchl GmbH ist mit 10,2 Prozent auch bei der Münchner Beteiligungsgesellschaft Blue Cap engagiert. Und hier trifft Schüchl einen guten Bekannten wieder. Sie ahnen es bereits: Dem Vernehmen nach ist die JotWe GmbH nämlich ebenfalls bei Blue Cap investiert – und zwar mit einem Anteil von knapp 15 Prozent. Die Small Cap-Szene ist also eng verbandelt (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER). Losgelöst davon bleibt Fortec Elektronik ein wunderbar unaufgeregter Spezialwert für das Langfristdepot. Die jüngste Kursdelle sollte da perspektivisch nicht übermäßig ins Gewicht fallen.
Foto: Unsplash+
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