Ganz am Ende des virtuellen Round Tables von Fortec Elektronik ging es plötzlich zur Sache. Jedenfalls machten CEO Sandra Maile und auch COO Bernhard Staller sehr deutlich, wie gern Fortec sich ein größeres Stück von der Wertschöpfung abschneiden würde. Momentan ist es nämlich so, dass Fortec beispielsweise hochwertige Spezialmonitore oder Displays an Kunden verkauft und dafür den normalen Kaufpreis kassiert. Das funktioniert seit vielen Jahre grundsätzlich auch einträglich, allerdings handelt es sich nahezu immer um Einmalerlöse. Wiederkehrende Umsätze etwa für Software-Updates – quasi der Extraball – gehen an dem in Germering bei München ansässigen Unternehmen vorbei. Und das wurmt den Vorstand. „Wir arbeiten hart daran, ein Geschäftsmodell zu eröffnen, was uns auch Zweiteinnahmen beschert“, sagt Bernhard Staller. Der naheliegendste Schritt wäre daher die Akquisition einer Softwarefirma als Ergänzung für eigene komplexe Produkte.
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Dem Vernehmen nach befindet sich Fortec auch regelmäßig in Gesprächen. Neben dem Software-Thema stehen bei potenzielle Übernahmen die weitere Internationalisierung und die Erweiterung des Produktportfolios oben auf der Agenda. „Noch immer sind viele Verkäufer aber der Meinung, dass sie die gleichen Multiples bekommen wie vor Corona“, sagt Sandra Maile. Kurzfristig ist daher wohl kaum Vollzug zu erwarten. COO Bernhard Staller kann der Situation aber auch etwas Gutes abgewinnen, denn die aktuell schwierige konjunkturelle Lage ist wie ein Lackmustest: „Jetzt sehen wir, wie stark die Geschäftsmodelle der Kandidaten wirklich sind.“ Angesichts der komplizierten Gemengelage um COVID-19, Brexit oder auch der Unsicherheit in den USA, ist es mittlerweile jedoch klar, dass das vor längerer Zeit für das Geschäftsjahr 2020/21 (30. Juni) avisierte Umsatzziel von 100 Mio. Euro so nicht erreichbar ist. Dafür fehlt es allein schon am anorganischen Kick.
Entsprechend hat die Gesellschaft ihre Mittelfristplanung um zwei Jahre auf das Geschäftsjahr 2022/23 nach hinten geschoben. Das ist jetzt kein Beinbruch, denn in der aktuellen Situation geht es – so viel sollte auch anspruchsvollen Investoren klar sein – erst einmal darum, mit möglichst wenig Blessuren durch die Corona-Welle zu kommen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 79,57 | 88,31 | 87,73 | 77,43 | 89,03 | 105,85 | 94,53 | |
EBITDA1,2 | 6,61 | 6,10 | 8,43 | 7,05 | 10,06 | 12,86 | 8,80 | |
EBITDA-Marge3 | 8,31 | 6,91 | 9,61 | 9,10 | 11,30 | 12,15 | 9,31 | |
EBIT1,4 | 6,02 | 7,45 | 6,48 | 5,32 | 8,45 | 10,68 | 7,06 | |
EBIT-Marge5 | 7,57 | 8,44 | 7,39 | 6,87 | 9,49 | 10,09 | 7,47 | |
Jahresüberschuss1 | 4,32 | 5,69 | 4,78 | 3,88 | 6,25 | 7,55 | 5,30 | |
Netto-Marge6 | 5,43 | 6,44 | 5,45 | 5,01 | 7,02 | 7,13 | 5,61 | |
Cashflow1,7 | 3,47 | 3,96 | 3,58 | 10,18 | 2,11 | 5,01 | 13,21 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,33 | 1,75 | 1,47 | 1,19 | 1,92 | 2,32 | 1,63 | |
Dividende8 | 0,60 | 0,70 | 0,60 | 0,60 | 0,70 | 0,85 | 0,85 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
So kalkuliert Sandra Maile für 2020/21 mit einem Umsatzrückgang von bis zu 15 Prozent auf dann knapp 80 Mio. Euro. Derweil soll das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) nur um höchstens 10 Prozent hinter dem Vorjahreswert von 6,48 Mio. Euro zurückbleiben. Hintergrund der vergleichsweise moderaten Gewinnschmelze sind im Wesentlichen im Vorjahr verbuchte Sonderfaktoren für Personal- und Gewährleistungen im Zusammenhang mit der Mitte des Jahres verkündeten Betriebseinstellung der ROTEC technology am Standort in Rastatt. Diese Belastungen fallen 2020/21 nicht an und dämpfen den fehlenden Erlös entsprechend ab. An der Börse ist der kürzlich vorgelegte Geschäftsbericht sowie die Prognose für das laufende Jahr trotzdem weitgehend verpufft. Offenbar fehlt den Anlegern die Assoziation von Fortec als möglichem Corona-Profiteur, die so manchen Aktienkurs in ungeahnte Höhen geschaufelt hat. Wer es denn gern hören möchte: Auch bei Fortec gab es eine kleine Sonderkonjunktur mit Kunden aus dem Medizintechnikbereich – unter anderem für Beatmungsgeräte. In dem vorzeitig beendeten staatlichen Großauftrag von Drägerwerk war Fortec allerdings nicht involviert.
Gewundert hat sich manch Investor womöglich auch, dass zur (virtuellen) Hauptversammlung am 11. Februar 2021 eine von 0,70 auf 0,60 Euro je Aktie gekappte Dividende auf die Agenda soll. Immerhin ist Fortec seit dem Börsengang vor rund 30 Jahren ein Hort der Dividendenstabilität. Entsprechend viel Wert legt Vorstand Sandra Maile darauf zu sagen, dass sich die Ausschüttung im Vorjahr aus einer unveränderten Basisdividende von 0,60 Euro zuzüglich eines Jubiläumsbonus von 0,10 Euro je Aktie anlässlich des 35-jährigen Firmenjubiläums zusammensetzte. So gesehen bleibt die Dividende konstant – nur die Extrazahlung fällt weg. Losgelöst davon steht der aktuelle Ausschüttungsvorschlag für eine durchaus ansehnliche Dividendenrendite von 3,6 Prozent. Für renditeorientierte Investoren bleibt der Titel damit ein gute Wahl, zumal sich auch die anderen fundamentalen Bewertungskennzahlen durchweg im grünen Bereich bewegen. Lediglich charttechnisch orientierte Börsenfreaks werden mit der Fortec-Aktie gegenwärtig nicht übermäßig viel anfangen können. Am ehesten vergleichbar ist die Fortec-Aktie mit Data Modul, wenngleich die Münchner deutlich größte Stückzahlen und auch Kunden adressieren.