Wie schnell es auch den Aktienkurs von Fortec Elektronik – lange Zeit ein Hort der Stabilität – erwischen kann, zeigte sich im September. Innerhalb weniger Tage knickte die Notiz des Systemzulieferers von Elektronikprodukten wie Displays, Embedded Boards und auch Stromversorgungsgeräten um rund ein Viertel vom vorherigen Rekordhoch bei knapp 27 Euro ein. Ohne eine dazugehörige Meldung wohlgemerkt. In schwachen Börsenphasen reichen bei Spezialwerten eben schon ein paar Verkaufsorder, um auch qualitativ hochwertige Aktien unter Druck zu bringen. Immerhin hat sich der Kurs von dem Durchschüttler schon ein wenig erholt, wohl auch mit Blick auf den jetzt veröffentlichten Geschäftsbericht für das am 30. Juni beendete Wirtschaftsjahr 2021/22.
Die Eckdaten in Form von Umsatz und EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) hatte Fortec bereits im Spätsommer veröffentlicht (siehe dazu auch unser Bericht HIER), so dass das Überraschungspotenzial des vollständigen Zahlenwerks relativ begrenzt war. Bemerkenswert aus Anlegersicht auf jeden Fall, dass die Gesellschaft aus Germering bei München nach sechs Jahren mit einer regulären Dividende von jeweils 0,60 Euro je Aktie zur Hauptversammlung am 15. Februar 2023 eine Ausschüttung von 0,70 Euro auf die Agenda setzt, was bezogen auf den aktuellen Kurs für eine Dividendenrendite von rund drei Prozent sorgt. Das wiederum liegt sogar noch um rund 0,5 Prozentpunkte unter dem langjährigen Mittelwert der Dividendenrendite von Fortec, was wiederum ein Beleg für das grundsätzlich so erfreuliche Chartbild des im Börsensegment Prime Standard gelisteten Titels ist.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 79,57 | 88,31 | 87,73 | 77,43 | 89,03 | 105,85 | 94,53 | |
EBITDA1,2 | 6,61 | 6,10 | 8,43 | 7,05 | 10,06 | 12,86 | 8,80 | |
EBITDA-Marge3 | 8,31 | 6,91 | 9,61 | 9,10 | 11,30 | 12,15 | 9,31 | |
EBIT1,4 | 6,02 | 7,45 | 6,48 | 5,32 | 8,45 | 10,68 | 7,06 | |
EBIT-Marge5 | 7,57 | 8,44 | 7,39 | 6,87 | 9,49 | 10,09 | 7,47 | |
Jahresüberschuss1 | 4,32 | 5,69 | 4,78 | 3,88 | 6,25 | 7,55 | 5,30 | |
Netto-Marge6 | 5,43 | 6,44 | 5,45 | 5,01 | 7,02 | 7,13 | 5,61 | |
Cashflow1,7 | 3,47 | 3,96 | 3,58 | 10,18 | 2,11 | 5,01 | 13,21 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,33 | 1,75 | 1,47 | 1,19 | 1,92 | 2,32 | 1,63 | |
Dividende8 | 0,60 | 0,70 | 0,60 | 0,60 | 0,70 | 0,85 | 0,85 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Bezogen auf das jetzt ausgewiesene Konzernergebnis von 1,92 Euro je Aktie schüttet Fortec rund 36,5 Prozent des Gewinns aus, was – verglichen mit früheren Jahren – wiederum durchaus moderat ist. Wäre das allgemeine wirtschaftliche Umfeld weniger fragil, hätte sich das Team um CEO Sandra Maile womöglich sogar für eine noch etwas höhere Dividende entschieden. Die Zahlen und die Bilanz geben das allemal her. Doch so bleibt die Gesellschaft ihrer Tradition treu, konservativ zu agieren, was sich wiederum auch im Ausblick zeigt. Nachdem der größere Marktbegleiter Data Modul erst kürzlich super starke Daten für das dritte Quartal des Kalenderjahrs 2022 vorgelegt hat – der Zeitraum entspricht dem ersten Quartal des Geschäftsjahrs 2022/23 von Fortec – hatten wir uns beinahe auf einen etwas forscheren Ausblick eingestellt, zumal die Auftragsbücher rappelvoll sind.
So rechnet die kürzlich zur „Electronics Female CEO of the Year“ gekürte Sandra Maile für 2022/23 (in der Definition von boersengefluester.de ordnen wir die Zahlen dem Jahr 2022 zu) mit Erlösen von 91 bis 97 Mio. Euro sowie einem EBIT in einer Bandbreite zwischen 8 und 9 Mio. Euro. Im Mittel dürfte die operative Marge also leicht rückläufig sein. Nun: Auf dem Investoren-Call am 2. November – organisiert von Montega – wird Sandra Maile ihre Überlegungen zum Ausblick sicher konkretisieren. Dabei ist es natürlich auch schon so, dass im vergangenen Geschäftsjahr einige vorteilhafte Dinge zusammengekommen sind: So konnte Fortec die höheren Preise für bezogene Materialien bei den Kunden gut weitergeben, sogar bereits wertberichtigte Lagerware ließ sich angesichts der allgemeinen Knappheit locker absetzen, der steigende Dollar beflügelte die US-Umsätze – und zu guter Letzt gab es einen positiven Konsolidierungseffekt von knapp 300.000 Euro aus der tschechischen Tochter Alltronic.
Unterm Strich bleibt boersengefluester.de bei seiner positiven Einschätzung zu dem Small Cap. Die gängigen Bewertungskennzahlen sind allesamt moderat – und operativ befindet sich das Unternehmen auf Kurs. Dabei wäre ein Umsatz nördlich von 100 Mio. Euro sicher auch eine Marke, die sich in der Branche rumspricht und so nochmals für einen psychologischen Effekt sorgt. Zudem sehen wir uns in der Einschätzung bestätigt, dass man bei guten Firmen wie Fortec auch in Schwächephasen an der Börse cool bleiben sollte. Interessant wird derweil, wie sich das Vorstandsteam im laufenden Jahr bezüglich möglicher Zukäufe positionieren wird. Immerhin steht übergeordnet immer noch die „Grow Together 2025“-Strategie.
Im Geschäftsbericht heißt es jedenfalls: „Die gute finanzielle Situation ermöglicht es dem Konzern, bei entsprechenden Markt- und Branchenentwicklungen auf sich bietende strategische Optionen flexibel und schnell reagieren zu können.“ Rein charttechnisch wäre es derweil ein starkes Signal, wenn die Notiz die 200-Tage-Linie wieder mit Schwung von unten nach oben durchstößt.
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