Seit mehr als sieben Jahren verfolgen wir die Entwicklung von flatexDEGIRO nun ziemlich intensiv. Doch einen derart dezidierten Einblick zur Struktur des betreuten Kundenvermögens wie auf der Analystenkonferenz zur Vorlage der finanziellen Eckdaten für 2021 hat boersengefluester.de bislang noch nicht von flatexDEGIRO zu sehen bekommen. Zentrale Botschaft von CFO Muhamad Chahrour: „Wir gewinnen die richtigen Kunden und haben ein wunderbares stetiges Wachstum.“ Soll heißen: Auch in den durch Corona geprägten Ausnahmejahren an der Börse, hat sich die grundlegende Struktur der Kunden – was Alter, Erfahrung und auch Orderverhalten angeht – nur unwesentlich verändert. Planungsgrundlage bleibt demnach auch künftig die Faustformel: 40 Trades pro Kunde und Jahr.
Ebenfalls interessant in diesem Zusammenhang die Aussage, dass auch 2021 stattliche 62 Prozent der Kunden innerhalb eines Quartals aktiv gewesen sind – nach 64 Prozent im Jahr zuvor und 52 Prozent im Jahr 2019. Ein stattliche Quote. Mit der Ausweitung der Transparenz will der Discountbrokerverbund um die beiden Marken flatex und DEGIRO natürlich zeigen, dass er gänzlich anders aufgestellt ist als insbesondere die Neobroker mit ihren vermutlich deutlich flüchtigeren und überwiegend relativ jungen Kunden. Das wiederum würde für flatexDEGIRO eine spürbar stabilere und damit besser planbare Entwicklung in den kommenden Jahren implizieren: Normalweise die Eckpfeiler für eine ansprechende Bewertung des SDAX-Konzerns am Kapitalmarkt.
Doch seit einigen Monaten befindet gehört eben auch die flatexDEGIRO-Aktie zu den Wertpapieren, die nach dem Corona-Hype eher oben auf den Verkaufslisten stehen. Offenbar zu Unrecht, wenn man sich die aktuellen Zahlen sowie die Prognosen für 2022 ansieht. Nach einem Anstieg des bereinigten EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 114,0 auf 177,1 Mio. Euro stellt das Unternehmen für das laufende Jahr einen deutlichen Zuwachs in Aussicht. Zur Entwicklung der Kundenzahlen hatte boersengefluester.de zuletzt Anfang Januar HIER berichtet. Bemerkenswert an der jetzigen Investorenkonferenz fand boersengefluester.de freilich auch die Tatsache, dass keiner der Analysten sich nach den Hintergründen um ein angebliches Interesse von Private Equity-Investoren oder gar eines US-Brokers an flatexDEGIRO erkundigt hat. Immerhin sorgte dieses Getuschel zuletzt für reges Kaufinteresse in der Aktie. Wir sind jedenfalls sehr gespannt, ob sich in diese Richtung tatsächlich etwas tut.
Neuigkeiten stehen aber definitiv an anderer Stelle an: So lässt CEO Frank Niehage auf dem Analysten-Call durchblicken, dass er bereits im kommenden Quartal Neuigkeiten hinsichtlich der schon länger diskutierten Themen Robo-Advisor und Kryptowährungen präsentieren wird. Dem Vernehmen nach dürfte es hier zu partnerschaftlichen Lösungen mit bestehenden Anbietern kommen. Die Entwicklung eigener Angebote ist damit unwahrscheinlich. Den kompletten Geschäftsbericht 2021 wird das Unternehmen Ende März veröffentlichen. Die Kursziele der Analysten von im Schnitt etwa 33 Euro liegen sich mittlerweile signifikant oberhalb der aktuellen Notiz von 18,50 Euro.
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