Mit Ihrem Album-Comeback nach 40 Jahren stürmt die Popgruppe ABBA auf Platz 1 der Charts. Und so passt es in die Zeit, dass flatexDEGIRO-CEO Frank Niehage bei der Präsentation der neuen Preisstrategie „DEGIRO goes zero“ gleich zu Beginn einen der größten ABBA-Hits zitiert: „The winner takes it all.“ Immerhin kommt der Gebührenvorstoß just zu einer Zeit, in der die EU ernst macht und die in der Finanzbranche zuletzt so heftig diskutierte „Payment for Order Flow“-Praxis tatsächlich verbieten will und damit große Teile des Geschäftsmodells der Neo-Broker auf eine harte Probe stellt. So wird DEGIRO als europäischer Marktführer die in den einzelnen Ländern bis dato höchst unterschiedliche Gebührenstaffel ab 22. November durch eine pauschale Bearbeitungsgebühr von 50 Cent pro Transaktion ersetzen. Rund 15 Jahre nach der Gründung von flatex mit dem damals neuen Flat-Modell von 5 Euro pro Order, gehen die Frankfurter nun also wieder in die Offensive.
„We did it again“, sagt Niehage und CFO Muhamad Chahrour spricht gar von der „aufregendsten Nachricht des Jahres“. Nun sind die vordergründigen Interessen von Kunden und Aktionären nicht zwingend deckungsgleich. Immerhin lässt ein Schritt, wie DEGIRO ihn geht, im ersten Moment auf eine kräftige Margenerosion des börsennotierten Unternehmens schließen. Doch das Gegenteil ist nach Auffassung von flatexDEGIRO der Fall. Tatsächlich rechnet das Management ab dem kommenden Jahr mit einem zusätzlichen Anstieg des um Optionsprogramme bereinigten EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) um einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Wie das möglich ist? Vereinfacht ausgedrückt würde man wohl sagen: Weil flatexDEGIRO es kann.
Einmal mehr weist Finanzvorstand Muhamad Chahrour nämlich auf die Bedeutung der eigenen integrierten Plattform hin. Da sämtliche Technik inhouse ist, kann die Gruppe sehr viel profitabler als die Neo-Broker anbieten und ist nicht auf Leistungen Dritter angewiesen. Wenn die Rechnung aufgeht und die DEGIRO-Kunden künftig häufiger ordern, machen sich schlichtweg Skaleneffekte positiv bemerkbar. Wichtiger wird in der internen Kalkulation aber auch der Posten Fremdwährungsgebühren beim Handel an ausländischen Börsenplätzen. Hier geht DEGIRO von ehemals 0,10 Prozent auf 0,25 Prozent herauf, was dem Vernehmen nach aber immer noch einer der niedrigsten Sätze in der gesamten Finanzbranche ist. Angesichts der gewaltigen Handelsvolumina insbesondere mit US-Aktien von im laufenden Jahr vermutlich rund 50 Mrd. Dollar ist hier eine enormer Hebel. Kein Wunder, dass Frank Niehage und Muhamad Chahrour ihrem Optimismus mit erneut kräftigen Insiderkäufen in der flatexDEGIRO-Aktie Nachdruck verleihen. Die Analysten sind ohnehin mehrheitlich von dem SDAX-Titel überzeugt und geben Kursziele von im Schnitt rund 33 Euro aus.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 107,01 | 125,10 | 131,95 | 261,49 | 417,58 | 406,96 | 390,73 | |
EBITDA1,2 | 32,07 | 42,37 | 37,58 | 98,43 | 112,09 | 183,28 | 140,35 | |
EBITDA-Marge3 | 29,97 | 33,87 | 28,48 | 37,64 | 26,84 | 45,04 | 35,92 | |
EBIT1,4 | 26,48 | 30,62 | 24,75 | 73,79 | 80,26 | 151,28 | 104,35 | |
EBIT-Marge5 | 24,75 | 24,48 | 18,76 | 28,22 | 19,22 | 37,17 | 26,71 | |
Jahresüberschuss1 | 16,80 | 17,47 | 14,91 | 49,92 | 51,55 | 106,19 | 71,86 | |
Netto-Marge6 | 15,70 | 13,96 | 11,30 | 19,09 | 12,35 | 26,09 | 18,39 | |
Cashflow1,7 | 0,11 | 250,07 | -157,25 | 141,45 | 125,03 | 113,32 | 63,08 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | 0,16 | 0,14 | 0,55 | 0,47 | 0,97 | 0,65 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,04 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
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