Rückkehr zur Normalität: Darum drehte es sich auch im Investoren-Call zu den Neun-Monats-Zahlen von flatexDEGIRO ganz viel. Nachdem der deutliche Rückgang des Neukundenwachstums auf 8,7 Prozent zum Halbjahr noch für lange Gesichter bei den Investoren sorgte, gehen die Börsianer nun schon sehr viel gelassener mit den zurzeit nur einstelligen Zuwachsraten des Discountbroker-Verbunds um. Immerhin bewegt sich der Neukunden-Anstieg im dritten Quartal 2021 mit einem Plus von 8,6 Prozent gegenüber Ende Juni des laufenden Jahres auf stabilem Niveau. Und diesmal reagierte die Aktienkurs von flatexDEGIRO sogar mit einem kleinen Plus. „Unterm Strich ein sehr erfolgreiches drittes Quartal“, lautet das Fazit von CFO Muhamad Chahrour auf der Webkonferenz.
Wie robust flatexDEGIRO unterwegs ist, zeigt der Vergleich der ausgeführten Transaktionen: Trotz einer meist deutlich niedrigeren Volatilität an den Finanzmärkten, hat die Gesellschaft nach neun Monaten 2021 bereits 71,2 Millionen Transaktionen über ihre Plattformen durchgeführt und damit annähernd das Niveau des Gesamtjahres 2020 von 75,0 Millionen erreicht. Stand jetzt ist die Vergleichsbasis sogar bereits getoppt. „Wir sind gut ins vierte Quartal gestartet“, sagt Finanzvorstand Chahrour. Das um Sondereffekte aus Aktienoptionen und dem Zusammenschluss von flatex und DEGIRO bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (adjustiertes EBITDA) von 38,5 Mio. Euro kletterte im dritten Quartal 2021 um rund 39 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Wert von 2020.
Nach neun Monaten des laufenden Jahres türmt sich damit ein auf rund das Doppelte gestiegenes adjustiertes EBITDA von 146,1 Mio. Euro. Interessant ist trotzdem, dass flatexDEGIRO allein im ersten Quartal mit 73,10 Mio. Euro ein beinahe exakt so hohes adjustiertes EBITDA eingefahren hat, wie in Q2 und Q3 2021 zusammengenommen. Das korrespondiert zu einem gewissen Teil zwar mit dem Kursverlauf der globalen Börsenindizes, wo zu Jahresanfang einfach deutlich mehr Musik in den Kursen war. Es bleibt aber bei der alten Regel, wonach für die Discountbroker das erste und das vierte Quartal regelmäßig den Ton angeben Entsprechend viel hat sich das Team um CEO Frank Niehage für die kommenden Monate auch einiges vorgenommen und will das – bereits im dritten Quartal ausgeweitete – Marketing nochmals intensivieren und darüber hinaus das Produktangebot weiter ausbauen. Wie hoch das Werbebudget am Ende sein wird, lässt sich indes noch nicht sagen. Viel hängt schlicht und ergreifend von der Entwicklung der Börsenlage ab.
Klar ist aber, dass kein Geld leichtfertig für Werbung verbrannt wird und der Fokus – neben den Kernländern Deutschland, Niederlande und Österreich – auf wichtigen Wachstumsmärkten wie Frankreich, Italien, Spanien oder auch Portugal liegt. Zurück zur flatexDEGIRO-Aktie: Dass die Vorabzahlen für das dritte Quartal an der Börse besser aufgenommen wurden als der Halbjahresbericht liegt mit Sicherheit auch daran, dass flatexDEGIRO im dritten Quartal die adjustierte EBITDA-Marge auf 43,7 Prozent ausgebaut hat – nachdem sie im zweiten Quartal 2021 noch auf 37,9 Prozent geschrumpft war.
Der Finanzprofi Muhamad Chahrour spricht in diesem Zusammengang von einer „Stärkung der Monetarisierung“. Soll heißen: Das Geschäftsmodell skaliert. Und das ist definitiv eine gute Botschaft Richtung Aktienkurs. Zudem sind die übergeordneten Treiber wie Zinsumfeld, Digitalisierung oder Altersvorsorge alle intakt und werden die Sonderkonjunktur durch Corona dauerhaft überlagern. Nicht zu unterschätzen sind derweil auch die Ergebniseffekte von vermeintlich kleineren Änderungen wie etwa die Eibeziehung der DEGIRO-Kunden in den Früh- und Späthandel via Tradegate. Die meisten Kursziele der Analysten bewegen sich im Bereich um 35 Euro und signalisieren damit, dass die im SDAX gelistete flatexDEGIRO-Aktie noch reichlich Luft nach oben hat. Und wenn der Kursturbo erst wieder zündet, kommt auch das Thema MDAX-Aufstieg schnell zurück.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 107,01 | 125,10 | 131,95 | 261,49 | 417,58 | 406,96 | 390,73 | |
EBITDA1,2 | 32,07 | 42,37 | 37,58 | 98,43 | 112,09 | 183,28 | 140,35 | |
EBITDA-Marge3 | 29,97 | 33,87 | 28,48 | 37,64 | 26,84 | 45,04 | 35,92 | |
EBIT1,4 | 26,48 | 30,62 | 24,75 | 73,79 | 80,26 | 151,28 | 104,35 | |
EBIT-Marge5 | 24,75 | 24,48 | 18,76 | 28,22 | 19,22 | 37,17 | 26,71 | |
Jahresüberschuss1 | 16,80 | 17,47 | 14,91 | 49,92 | 51,55 | 106,19 | 71,86 | |
Netto-Marge6 | 15,70 | 13,96 | 11,30 | 19,09 | 12,35 | 26,09 | 18,39 | |
Cashflow1,7 | 0,11 | 250,07 | -157,25 | 141,45 | 125,03 | 113,32 | 63,08 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | 0,16 | 0,14 | 0,55 | 0,47 | 0,97 | 0,65 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,04 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
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