Vermutlich messen Finanzjournalisten dem Marktsegment in dem eine Aktie gelistet ist, regelmäßig eine wesentlich höhere Bedeutung bei, als es die meisten Investoren tun. Da schließt sich boersengefluester.de gern ein. Immerhin haben wir etliche unserer selbst erstellten Kennzahlenübersichten nach Prime Standard, General Standard oder auch Scale sortiert. Umso erfreuter sind wir, dass das ursprünglich bereits für 2017 avisierte Uplisting der flatex AG – damals noch unter dem Namen FinTech Group – vom Freiverkehrssegment Scale in den Prime Standard nun endlich in Angriff genommen wird. Geplant ist der Wechsel für das Abschlussquartal 2020; also auf Basis der Halbjahreszahlen für das laufende Jahr. Zuletzt hatte flatex-CEO Frank Niehage den Schlingerkurs in Sachen Uplisting im Interview auf boersengefluester.de (HIER) damit begründet, dass ein solcher Prozess für flatex am Ende nur dann sinnvoll sei, wenn man die realistische Perspektive auf eine Indexaufnahme sehen würde. Und eben diese Chance ist für Niehage nun greifbar geworden.
Auf Basis der aktuellen Aktienzahl von 19.555.637 Stück und einem Aktienkurs von 31,60 Euro kommt flatex auf einen Börsenwert von 618 Mio. Euro, wovon 62,2 Prozent, also rund 384 Mio. Euro, dem Streubesitz zugerechnet werden – und nur dieser Anteil ist für die Indexhüter maßgeblich. Zur Einordnung: Kleinere SDAX-Unternehmen wie Elmos, Bertrandt, Leoni, SNP, SAF-Holland oder auch Steinhoff liegen massiv darunter, teilweise mit Freefloat-Marktkapitalisierungen von weniger als 200 Mio. Euro. Eher keinen Einfluss auf die Berechnungen der Indexhüter hat derweil, dass durch die geplante zweite Stufe des Integrationsprozesses des Onlinebrokers DeGiro via Sachkapitalerhöhung demnächst nochmals bis zu 7.500.000 neue flatex-Aktien emittiert werden.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 107,01 | 125,10 | 131,95 | 261,49 | 417,58 | 406,96 | 390,73 | |
EBITDA1,2 | 32,07 | 42,37 | 37,58 | 98,43 | 112,09 | 183,28 | 140,35 | |
EBITDA-Marge3 | 29,97 | 33,87 | 28,48 | 37,64 | 26,84 | 45,04 | 35,92 | |
EBIT1,4 | 26,48 | 30,62 | 24,75 | 73,79 | 80,26 | 151,28 | 104,35 | |
EBIT-Marge5 | 24,75 | 24,48 | 18,76 | 28,22 | 19,22 | 37,17 | 26,71 | |
Jahresüberschuss1 | 16,80 | 17,47 | 14,91 | 49,92 | 51,55 | 106,19 | 71,86 | |
Netto-Marge6 | 15,70 | 13,96 | 11,30 | 19,09 | 12,35 | 26,09 | 18,39 | |
Cashflow1,7 | 0,11 | 250,07 | -157,25 | 141,45 | 125,03 | 113,32 | 63,08 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | 0,16 | 0,14 | 0,55 | 0,47 | 0,97 | 0,65 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,04 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
Bei einem unterstellten Kurs von weiterhin 31,60 Euro und dem in den jüngsten Präsentationen genannten Streubesitzfaktor von dann 45,0 Prozent würde die Freefloat-MarketCap von flatex nämlich auf dem jetzigen Niveau verharren. Lediglich der gesamte Börsenwert würde von gegenwärtig 618 auf dann 855 Mio. Euro klettern. Bei langjährigen Beobachtern der flatex-Aktie wird es nun vermutlich klingeln und man fühlt sich unweigerlich an die Unicorn-Vision von CEO Frank Niehage erinnert, der bereits 2015 das Ziel eines Börsenwerts von 1 Mrd. Euro ausgab. Zur Einordnung: Als Niehage bei der damaligen FinTech Group im September 2014 einstieg, türmte sich der Börsenwert der Frankfurter auf gerade einmal etwas mehr als 100 Mio. Euro, hätte sich seitdem also um fast 520 Prozent auf 618 Mio. Euro erhöht (vor Berücksichtigung der Sachkapitalerhöhung durch DeGiro). Rund 175 Mio. Euro davon gehen freilich auf die Kappe der in dieser Zeit um knapp 40 Prozent gewachsenen Aktienstückzahl im Zuge diverser Kapitalerhöhungen.
Trotzdem: Eine beeindruckende Performance, die vermutlich noch längst nicht zu Ende ist. Zum einen haben die beiden flatex-Vorstände Frank Niehage (CEO) und Muhamad Chahrour (CFO) ihre Verträge bis 2025 verlängert. Und dann ist da ja auch noch das kürzlich von den Jefferies-Analysten aufgerufene Kursziel von bis zu 52 Euro. Titel der Studie: Das neue europäische Brokerage Powerhouse. Insgesamt also recht gute Voraussetzungen, zumal eine SDAX-Aufnahme nochmals Rückenwind geben könnte. Und wie sagt Frank Niehage: „Mit ein bisschen Glück schafft es die flatex AG vielleicht sogar in den TecDAX.“