Über mangelnden Newsflow brauchen sich Investoren von flatex zurzeit wahrlich nicht zu beklagen. Nach dem Sponsoringvertrag mit dem Bundesligisten Borussia Mönchengladbach, den rasanten Wachstumsraten der Tochter flatex Bank und der kürzlich erfolgten Platzierung von 2,3 Millionen Aktien durch die Großaktionäre Bernd Förtsch und die ebenfalls zu seinem Einflussbereich gehörende Beteiligungsgesellschaft Heliad Equity Partners (HIER), kommt der Online-Broker und Finanzdienstleister nun mit vorläufigen Sechs-Monats-Eckdaten für den Gesamtkonzern. Um es vorweg zu sagen: Es wimmelt nur so von Rekorden. Bei einem sehr deutlichen Umsatzanstieg um gut 55 Prozent auf rund 100 Mio. Euro kam das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 19,74 auf 43 Mio. Euro voran. Insgesamt haben die Frankfurter damit zum Halbjahr 2020 bereits ein höheres EBITDA erzielt als im Gesamtjahr 2019, in dem das EBITDA 37,58 Mio. Euro erreichte.
„Auf dem Weg zu zwei Millionen Kunden in Europa, beweisen wir unseren Stakeholdern wie hochprofitables und krisensicheres Wachstum funktioniert“, sagt CEO Frank Niehage. Zudem weist CFO Muhamad Chahrour darauf hin, dass das EBITDA im laufenden Jahr sogar durch höhere Marketingaufwendungen belastet worden sei. Zudem haben die Frankfurter im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger Eigenleistungen aktiviert, was die langfristige Ergebnisqualität nochmals erhöht. Last but not least hat flatex zum 30. Juni 2020 vertragsgemäß die letzte Tilgungsrate aus dem Darlehen von 2017 zur Finanzierung des XCOM-Kaufs beglichen. „Wir sind also nun komplett darlehensfrei und generieren somit jährlich über 6 Mio. Euro mehr Free Cashflow“, sagt Chahrour.
Die Analysten von Warburg Research kommen in ihrer jüngsten Studie damit zu dem Schluss, dass das erste Halbjahr 2020 eine „herausragende Periode für das Unternehmen“ markierte. Gleichzeitig haben die Experten aufgrund des starken Kundenwachstums insbesondere ihre Umsatzschätzungen spürbar heraufgesetzt. Soweit also alles in Butter. Was sind die nächsten wichtigen Dinge, auf die Anleger achten müssen? Kurzfristig steht mit Sicherheit das erwartete Closing der DeGiro-Transaktion an erster Stelle. Sobald die niederländischen Behörden die Transaktion abgesegnet haben, folgt dann die Umsetzung des Deals via Sachkapitalerhöhung im Zuge dessen sich die umlaufenden Aktienstückzahl um 7,5 Millionen Stücke erhöhen wird. Zudem dürften mit der für Ende September 2020 geplanten Veröffentlichung des Halbjahresreports die Vorbereitungen für das Uplisting vom Scale in den Prime Standard in die heiße Phase gehen. Das Kursziel der Warburg-Experten für die flatex-Aktie beträgt 57 Euro. Nach dem jüngsten Rücksetzer ist das ein erkleckliches Potenzial.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 107,01 | 125,10 | 131,95 | 261,49 | 417,58 | 406,96 | 390,73 | |
EBITDA1,2 | 32,07 | 42,37 | 37,58 | 98,43 | 112,09 | 183,28 | 140,35 | |
EBITDA-Marge3 | 29,97 | 33,87 | 28,48 | 37,64 | 26,84 | 45,04 | 35,92 | |
EBIT1,4 | 26,48 | 30,62 | 24,75 | 73,79 | 80,26 | 151,28 | 104,35 | |
EBIT-Marge5 | 24,75 | 24,48 | 18,76 | 28,22 | 19,22 | 37,17 | 26,71 | |
Jahresüberschuss1 | 16,80 | 17,47 | 14,91 | 49,92 | 51,55 | 106,19 | 71,86 | |
Netto-Marge6 | 15,70 | 13,96 | 11,30 | 19,09 | 12,35 | 26,09 | 18,39 | |
Cashflow1,7 | 0,11 | 250,07 | -157,25 | 141,45 | 125,03 | 113,32 | 63,08 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,15 | 0,16 | 0,14 | 0,55 | 0,47 | 0,97 | 0,65 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,04 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: BDO |
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