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Firstextile: Vom sicheren Kurs abgekommen

Das war knapp. So gerade eben hat Firstextile die Prognosen für das abgelaufene Geschäftsjahr erreicht. Ärgerlich ist nur, dass die versprochene Dividende sang- und klanglos unter den Tisch gefallen ist. Zum Börsengang stellten die Chinesen noch eine Ausschüttung von 15 bis 20 Prozent des Nettogewinns in Aussicht. Nun ist davon nicht mehr die Rede. Auch die Vorhersagen des Vorstands für 2014 sind wenig ambitioniert. Einen Wachstumsschub erwartet das Textilunternehmen erst im kommenden Jahr. Eine neue Produktionsanlage soll die Kapazitäten verdoppeln.
Wie bei dem Unternehmen üblich, reagierten die Aktionäre auf den Dividendenausfall und die magere Prognose gelassen. Der Kurs bewegte sich kaum. Überhaupt war die Firstextile-Aktie ein Fels in der Brandung der in Deutschland notierter chinesischen Dividendenpapiere. Während fast alle vor 2013 emittierten China-Aktien kräftig an Wert verloren haben, hielt sich die Firsttextile-Akte fast kontinuierlich um den Ausgabekurs von 10,00 Euro. Lediglich im August 2013 brach die Notiz kurz auf 7,25 Euro ein, um dann raketenhaft wieder in die Sphären von 10 Euro zu schießen. Doch nun bröckelt der Aktienkurs langsam aber stetig.

Mit einem Marktanteil von knapp zehn Prozent ist Firstextile ein führender Hersteller von hochwertigen Stoffen in China. Darüber hinaus lässt das Unternehmen aus diesen Stoffen Hemden für Uniformen und für Herren mit prall gefülltem Geldbeutel schneidern. Die Produktionsanlagen mit einer derzeitigen Kapazität von 36 Millionen Metern pro Jahr stehen in Jiangyin in der Nähe von Shanghai. Weil die Anlagen bereits seit 2010 mit voller Kapazität laufen, ist Firstextile im November 2012 in Frankfurt an die Börse gegangen, um Geld für eine Verdoppelung der Herstellungsmöglichkeiten einzusammeln. Ursprünglich sollte die neue Fabrik bereits Ende vergangen Jahres ihre Arbeit aufnehmen. Doch daraus wurde nichts. Der heiße Sommer in der Region musste als Ausrede herhalten. Nun schauen die Anleger erwartungsvoll auf den Herbst dieses Jahres. Bis zum Jahreswechsel sollte die Produktion hochgefahren sein und fehlerfrei laufen. Dann kann das Management zeigen, ob es in der Lage ist, das erhoffte Wachstum zu generieren. Der Markt sollte das hergeben.

 

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Auch wenn sich die Wachstumsrate der Gesamtwirtschaft (BIP = Bruttoinlandsprodukt) in China auf weniger als acht Prozent einzupendeln scheint, legten 2013 die Einzelhandelsumsätze im Konsumgüterbereich mit mehr als 13 Prozent auf gut 2,8 Billionen Euro kräftiger zu. Der Textilsektor wuchs im Jahresvergleich um 8,7 Prozent. Die staatliche Kommission für Entwicklung und Reform in China ist zuversichtlich, dass er auch 2014 eine nachhaltig positive Entwicklung nehmen und weiter zulegen wird. Auch Tintbright, ein anderes chinesisches Textilunternehmen mit Erstnotiz in Deutschland, konnte kräftig wachsen. Der Umsatz mit Stoffen – das Kerngeschäft von Firstextile – stieg um 20 Prozent auf 137 Mio. Euro. Nicht nur die Mengen, sondern besonders auch die Preise konnten hier angehoben werden. Das wirkte sich positiv auf die Rohmarge (Umsatz minus Herstellungskosten im Verhältnis zum Umsatz) aus.

Mit Markenprodukten – vornehmlich hochwertige Herrenhemden – wurden gut 30 Mio. Euro erlöst. Das waren satte 50 Prozent Zuwachs. Die Rohmarge litt unter dem veränderten Produktmix. So bietet das Unternehmen seit 2013 neben den Hemden auch andere Bekleidungsartikel und Accessoires an, die zugekauft werden und weniger profitabel als die Eigenmarken „Varpum“ und „Firstextile“ sind. Dabei bedient „Firstextile“ das Großhandelsgeschäft, zum Beispiel als Geschenkartikel im Geschäftsverkehr, während sich die Marke „Varpum“ vorwiegend auf den Premiummarkt für Männermode im Einzelhandel konzentriert. Lediglich das Uniform-Geschäft brach um knapp 30 Prozent auf 33 Mio. Euro weg. Hier gab es Verzögerungen bei der Bestellung der wenigen Großkunden – hauptsächlich staatliche Unternehmen. Die schwache Auftragslage verschärfte sich in der zweiten Hälfte 2013 noch. Seit Anfang 2014 kommt wieder etwas mehr Schwung in den Ordereingang – nicht jedoch in den Umsatz. Übermäßig unglücklich war das Management im vergangenen Jahr über den Einbruch allerdings nicht. Die freien Kapazitäten wurden für die anderen beiden Geschäftsbereiche genutzt.

 

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Insgesamt verbesserte sich der Umsatz 2013 um gut 11 Prozent auf 200,3 Mio. – knapp vorbei an der Guidance von 204 bis 221 Mio. Euro. Die EBIT-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Verhältnis zum Umsatz) ging von 22,3 Prozent im Vorjahr auf 20,5 Prozent zurück – gerade noch am unteren Rand der Guidance von 20 bis 24 Prozent. Unterm Strich blieb ein Überschuss auf Vorjahreshöhe von knapp 33 Mio. Euro. Dass der Profit nicht höher ausfiel, liegt an den Marketing- und Vertriebskosten sowie den Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen. Mit letzteren will sich Firstextile vom Wettbewerb absetzen und ein kontinuierliches Wachstum durch Qualitätsvorsprung sichern. Die höheren Vertriebsaufwendungen sind provisionsabhängige Gehälter, die sich aufgrund des großen Umsatzzuwachses annähernd verdoppelten.

Den Patzer mit der knapp verfehlten Guidance wollte sich das Management offensichtlich nicht noch einmal leisten. Also prognostiziert es nun für 2014 nur noch einen Umsatzkorridor von 190 bis 210 Mio. Euro und eine magere EBIT-Marge von gerade einmal 16 bis 18 Prozent. Das könnte – im schlimmsten Fall – ein Gewinneinbruch von bis zu einem Viertel bedeuten. Obwohl sie ihre Prognose deutlich nach unten anpassen mussten, finden die Londoner Analystinnen Victoria Buxton und Jane Anscombe von Edison Investment Research den „langfristigen Ausblick weiterhin attraktiv“. Auch wenn 2015 der große Durchbruch bevorstehen soll, bleibt boersengefluester.de erst einmal vorsichtig. Gerade chinesische Aktien reagieren meist extrem heftig auf schlechte Ergebniszahlen. Da macht auch Firstextile nun keine Ausnahme mehr. Wie die Reaktion auf die Zahlen für das erste Quartal zeigt, scheint die Gefahr gering, dass der Kurs davoneilt. Umsatz- oder Gewinnzuwächse sind aufgrund der Kapazitätsgrenzen nicht möglich – weitere böse Überraschungen dagegen sehr wohl.

 

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