Irgendwie war es in den vergangenen Wochen doch ziemlich ruhig geworden um die FinTech Group. Dabei sorgte der aus den drei Unternehmen Flatex, CeFDex und Aktionärsbank geschmiedete Firmenverbund mit Sitz in Kulmbach Anfang November 2014 für einen Knaller. Damals gab die Gesellschaft bekannt, dass sie sich eine Option auf den Erwerb eines Anteils von 54 Prozent an der XCOM AG, zu der unter anderem die biw Bank gehört, gesichert habe (weitere Hintergründe zu dem Deal finden Sie HIER auf boersengefluester.de). Abgesehen von einer kleineren Kapitalerhöhung zur Teilfinanzierung des Deals war seitdem aber Funkstille Richtung Börse. Dabei sollte der finale Vollzug bis spätestens Januar 2015 unter Dach und Fach gewesen sein. Die Verzögerung spiegelt sich auch in der Aktiennotiz der FinTech Group wider, die in einem engen Band zwischen rund 9 und 10 Euro pendelt. Nicht einmal eine Anfang Dezember veröffentlichte Kaufstudie von Hauck & Aufhäuser mit Kursziel 17 Euro vermochte eine nachhaltige Wirkung zu entfachen. Möglicherweise endet die Phase der Unsicherheit jedoch schon sehr bald. Wie Frank Niehage, Vorstandsvorsitzender der FinTech Group, uns signalisiert, soll das Closing der XCOM-Transaktion kurz bevorstehen.
Auf operativer Ebene leiten die Führungskräfte den Zusammenschluss ohnehin schon seit geraumer Zeit in die Wege. Dem Vernehmen nach sind die Synergieeffekte und das Einsparpotenzial deutlich größer als vermutet. Die Rede ist von bis zu 16 Mio. Euro – ursprünglich galten rund 10 Mio. Euro als Hausnummer. Zudem sollen auch die Firmenkulturen mittlerweile gut zusammenwachsen. Gerade dieser Punkt wird in der Finanzszene aufmerksam verfolgt, schließlich galt die Demission von XCOM-Vorstand Matthias Albrecht im September 2014 auch als potenzieller Befreiungsschlag für das bestehende XCOM-Management. Dass sich bereits zwei Monate nach dem Albrecht-Abgang mit der FinTech Group ein neuer Mehrheitsaktionär präsentieren würde, zu dem manch Mitarbeiter aus historischen Gründen womöglich ein gespaltenes Verhältnis hatte, konnte zum damaligen Zeitpunkt niemand ahnen. Offenbar passt die Kombination FinTech Group/XCOM aber doch gut zusammen.
Um zu einer runden Fintech-Story zu werden, müssen allerdings noch wichtige Weichen gestellt werden. Ganz wesentlich ist, was mit der erst Anfang 2014 aus der Taufe gehobenen Aktionärsbank passieren wird. In Börsenkreisen gilt es als offenes Geheimnis, dass das Institut weit hinter den Planungen zurückbleibt und eine Menge Geld verbrennt. Andererseits: Die Aktionärsbank ist im Besitz einer Vollbanklizenz – und so etwas setzt man normalerweise nicht leichtfertig aufs Spiel. Mit der Übernahme von XCOM gelten jedoch neue Spielregeln, schließlich hätte die FinTech Group über die biw Bank künftig zwei Vollbanklizenzen. In Frankfurt wird jedenfalls getuschelt, wie es weitergeht. Drei Varianten sind denkbar:
1. Die Aktionärsbank läuft weiter wie bislang. Dieses Szenario hält boersengefluester.de allerdings für unwahrscheinlich.
2. Die Kunden der Aktionärsbank werden auf die Flatex umgeleitet und die Aktionärsbank wird geschlossen bzw. in die anderen Bestandteile der FinTech Group integriert. Dieser Weg wäre zwar nicht unbedingt förderlich fürs Image – besitzt unserer Meinung nach aber eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit.
3. Die Aktionärsbank wird verkauft. Das wäre eine elegante Lösung. Allerdings braucht es dafür erst einmal einen Käufer.
Ebenfalls zum kursrelevanten Thema wird in den kommenden Monaten die weitere Finanzierung der XCOM-Übernahme – insbesondere mit Blick auf eine mögliche Aufstockung auf 100 Prozent. Nach der prospektfreien Kapitalerhöhung vom Dezember 2014, die brutto rund 13 Mio. Euro einbrachte, hat die FinTech Group noch einen Ermächtigungsrahmen zur Ausgabe von weiteren knapp 5,6 Millionen Anteilscheinen. Wie zu hören ist, könnte die nächste Kapitalerhöhung ein Volumen von immerhin zwischen 40 und 50 Mio. Euro erreichen. Zum Timing gibt es noch keine Angaben. Vermutlich dürfte so eine Maßnahme aber im dritten Quartal 2015 – garniert mit den Halbjahreszahlen – über die Bühne gehen. Sollte die Notiz der FinTech-Aktie bereits vorher auf ein deutlich attraktiveres Niveau als die aktuellen 10 Euro gestiegen sein, könnte es aber wohl auch schneller gehen. Ausgemachte Sache scheint es aber zu sein, dass sich Großaktionär Bernd Förtsch bei dieser Kapitalerhöhung verwässern lassen wird und so unter die Schwelle von 50 Prozent rutscht. Zurzeit sind ihm 50,51 Prozent über die GfBk Gesellschaft für Börsenkommunikation zuzurechnen. Indirekt hält er über die Beteiligungsgesellschaft FinLab, die wiederum maßgeblich an der bei der FinTech Group engagierten Heliad Equity Partners (18,65 Prozent) investiert ist, weitere Stücke. Hier wird interessant, ob Förtsch seine Bezugsrechte an einzelne institutionelle Anleger verkauft. Denkbar ist allerdings auch, dass hier mehre Fonds einspringen. So oder so: Ein höherer Streubesitz als die gegenwärtigen 30,85 Prozent sowie ein – damit einhergehendes – größeres Handelsvolumen können der FinTech-Aktie nur gut tun.
Die kommenden Wochen und Monate werden also enorm wichtig. Wie zu hören ist, könnte zudem bald ein zweites Research (neben der Analyse von Hauck & Aufhäuser) entstehen. Dagegen scheinen der im November 2014 angedeutete Wechsel vom wenig regulierten Entry Standard in den Frankfurter Prime Standard sowie ein Zweitlisting an der Londoner Börse AIM auf der Agenda etwas nach unten gerutscht zu sein. Die damit verbundene Umstellung von HGB auf internationale Rechnungslegungsvorschriften würde derzeit wohl zu viele Kapazitäten binden. Aus Sicht von boersengefluester.de ist das allerdings kein Drama, zumal mittlerweile auch größere Unternehmen wie Rocket Internet ihren Börsenplatz im Entry Standard haben. Die Gespräche mit potenziellen Investoren sollten jedenfalls nicht am Marktsegment scheitern.
FTG111