Punkt 1 ist schon mal abgesegnet. Die FinTech Group wird ihren Sitz von Kulmbach nach Frankfurt am Main verlegen. Das entschied die außerordentliche Hauptversammlung am 30. April 2015 im ACHAT Plaza Hotel in Kulmbach. „Dieser Schritt unterstreicht die Ambitionen des Unternehmens”, heißt es offiziell. Und tatsächlich hat die Entscheidung Symbolkraft. Schließlich hat die aus den Unternehmen Flatex, CeFDex, Aktionärsbank und XCOM bestehende Firmengruppe kein geringeres Ziel, als der „führende europäische Anbieter innovativer Technologien im Finanzsektor” zu werden. Da passt Kulmbach irgendwie nicht richtig ins Bild, wo die FinTech-Hipster doch eher in Metropolen wie New York oder London – mindestens aber Frankfurt – zu Hause sind. De facto wird sich für die FinTech Group zunächst aber wohl nur wenig ändern. Über die Töchter CeFDex und Aktionärsbank ist die Gesellschaft ohnehin in der Frankfurter City – in unmittelbarer Nähe des von der Schweizer Bank UBS belegten Opernturms – präsent. Und die Strippen bei der FinTech Group werden auch weiterhin in enger Abstimmung mit Kulmbach gezogen. Schließlich sitzt hier Großaktionär Bernd Förtsch, der rund die Hälfte der Stimmen direkt kontrolliert. Fazit: Wurzeln in Kulmbach, Basis in Frankfurt. Für die weitere Entwicklung des Unternehmens ist das wohl eine nicht ganz verkehrte Kombination.
Größenmäßig bringt die FinTech Group bereits einiges auf die Waagschale. Auf Basis des aktuellen Aktienkurses von knapp 11 Euro kommt die Gesellschaft auf eine Marktkapitalisierung von immerhin 169 Mio. Euro. Zu Jahresbeginn waren es 141 Mio. Euro. In der Zwischenzeit hat die Gesellschaft aber auch wichtige Fortschritte gemacht – insbesondere was die Übernahme der 51-prozentigen Beteiligung an der XCOM (zu der auch die White-Label-Bank biw gehört) angeht. Außerdem ist zu hören, dass die Aktie der Fintech Group insbesondere von London aus als aussichtsreiche Empfehlung prominent gefördert wird. Rein fundamental mussten sich die Anleger bislang zu einem wesentlichen Teil auf ihr Gefühl verlassen. Abgesehen von einer Hauck & Aufhäuser-Analystenstudie und einigen Ankündigungen des Vorstands gab es bislang kaum aussagekräftiges Zahlenmaterial, was angesichts der Neuaufstellung allerdings auch nicht verwunderlich ist. Nun gibt es handfeste Neuigkeiten: Dem Vernehmen nach erzielte die FinTech Group im vergangenen Jahr ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von minus 7,99 Mio. Euro. Unterm Strich blieb ein Fehlbetrag von 7,59 Mio. Euro. Eine positive Überraschung sind diese Zahlen zwar nicht. Sie lagen aber halbwegs im Rahmen der Erwartungen. Zur Einordnung: Hauck & Aufhäuser kalkulierte zuletzt mit einem Verlust von 6,1 Mio. Euro. Andererseits wurde in der Nebenwerteszene auch über ein größeres Minus getuschelt.
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Ohnehin sind die Zahlen nur eine Momentaufnahme im laufenden Transformationsprozess. Im Auftaktquartal kam die FinTech Group bereits auf ein positives EBITDA von 2,62 Mio. Euro. „Wir sind sehr gut ins neue Jahr gestartet”, sagt der Vorstandsvorsitzende Frank Niehage. „Mit der Rückkehr zu schwarzen Zahlen im ersten Quartal haben wir eines unserer zentralen Ziele für 2015 bereits erreicht.” Für das Gesamtjahr kalkuliert Niehage mit einem EBITDA von bis zu 20 Mio. Euro. Das wiederum liegt deutlich über dem von Hauck & Aufhäuser bislang für 2015 avisierten EBITDA von 11,6 Mio. Euro. Ein sehr positives Signal. Allerdings: Verglichen mit früheren Aussagen, wo stets von einem „kombinierten Gewinn vor Steuern” für XCOM und Fintech Group von „mindestens 15 Mio. Euro” die Rede war, hat das Unternehmen nun die Bezugsgröße gewechselt. Losgelöst davon drückt der als Machertyp geltende Niehage weiter aufs Tempo: „In den kommenden Monaten wollen wir sowohl operativ als auch strategisch unser hohes Momentum halten.” Schließlich gibt es noch einiges zu tun: Neben der weiteren Integration von XCOM/biw schauen die Investoren insbesondere auf eine Entscheidung zur Zukunft der Aktionärsbank.
Aber auch mit Blick auf die CeFDex, einem Market-Maker für finanzielle Differenzgeschäfte (CFDs), wabert die Gerüchteküche. Außerdem wartet die Finanzgemeinde gespannt auf Neuigkeiten hinsichtlich der Kapitalbasis. Neben der Sitzverlegung nach Frankfurt wurde auf dem außerordentlichen Aktionärstreffen schließlich auch ein zusätzlicher Rahmen für die Ausgabe von weiteren bis zu 2.099.292 Aktien genehmigt. Dabei besteht aus dem genehmigten Kapital von 2014 noch eine Ermächtigung für die Ausgabe von maximal 5.598.11 Anteilscheinen. Nach bisherigen Informationen könnte eine nächste Kapitalerhöhung ein Volumen von immerhin 40 bis 50 Mio. Euro erreichen. Zum Timing gibt es noch keine konkreten Angaben. Im Gespräch mit boersengefluester.de nannte Niehage zuletzt das dritte Quartal 2015 als möglichen Zeitraum. Bei einer entsprechend positiven Kursentwicklung könnte es aber schon früher soweit sein. Mit dem Mittelzufluss dürfte die FinTech Group unter anderem ihren Anteil an der XCOM auf bis zu 100 Prozent aufstocken. Ausgemachte Sache scheint es jedenfalls zu sein, dass Großaktionär Förtsch bei dieser Maßnahme nicht mitzieht. Aus Anlegersicht bleibt die Investmentstory der FinTech Group intakt. Doch die Erwartungshaltung der Investoren wird nicht kleiner, zumal sich auch die Konkurrenz immer besser positioniert. Insbesondere die Commerzbank hat zuletzt mit ihrem Engagement bei der Social-Trading-Plattform ein viel beachtetes Zeichen gesetzt. Im FinTech-Bereich scheint der DAX-Konzern ein wichtiges Wort mitsprechen zu wollen.
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Foto: kaboompics.com
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