Immer wieder wird boersengefluester.de auf Veranstaltungen gefragt, welche Aktien wir so richtig gut finden. Die Antwort hört sich dann – zumindest für uns – häufig etwas langweilig an, denn im Grunde sind es seit vielen Jahren immer dieselben Unternehmen, die wir mögen. Gemeinsame Klammer: Erstklassige Marktposition, solide Bilanzen, Kontinuität auf C-Level-Ebene und wenig Präsenz auf Seite 1 der einschlägigen Finanz- und Börsenmedien. Die Bewertung der Aktie interessiert boersengefluester.de bei solchen Firmen – überspitzt formuliert – erst auf nachgelagerter Ebene, denn wir würden im Zweifel hier eher Geschäftsmodelle kaufen als Kennzahlen. Bezogen auf die Gruppe der mittelgroßen Unternehmen (Midcaps) aus Deutschland gehören etwa CTS Eventim, Fielmann, Fuchs, Hermle, KSB, Krones, Mensch und Maschine, Nemetschek oder auch der Küchengerätespezialist Rational zu unseren Dauerfavoriten.
Aktuell mit am Spannendsten aus dieser Gruppe sieht der Anteilschein der Optikerkette Fielmann aus. Jedenfalls nähert sich die Notiz gerade mit Schwung der Marke von 50 Euro – hier war in den vergangenen Quartalen häufig der Deckel drauf. Doch das muss diesmal nicht auch so sein, Fundamental gibt es ohnehin keinen Grund für diese Begrenzung. Die jüngsten Zahlen waren durchweg gut. Zudem expandiert Fielmann momentan sowohl regional (insbesondere in den USA), als auch durch den Ausbau von Aktivitäten wie Augenscreenings als Vorstufe zur weiteren Behandlung durch Augenärzte. Ein Bereich, der bei den Hamburgern unter dem Oberthema Digitalisierung läuft. Aber auch die Investitionen in den Online-Shop zeigen zunehmend Wirkung und zeigen, dass das Mischkonzept aus Filialen und E-Commerce aufgeht. Für das laufende Jahr rechnet der SDAX-Konzern mit Erlösen von rund 2,3 Mrd. Euro und einer verbesserten bereinigten operativen Marge. Hier liegt die Messlatte für 2023 – bezogen auf die Gesamtleistung – bei einer EBITDA-Rendite von knapp 21 Prozent.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.385,97 | 1.428,00 | 1.520,75 | 1.428,93 | 1.678,15 | 1.759,30 | 1.969,08 | |
EBITDA1,2 | 291,32 | 295,87 | 384,70 | 336,70 | 396,13 | 339,85 | 410,00 | |
EBITDA-Marge3 | 21,02 | 20,72 | 25,30 | 23,56 | 23,61 | 19,32 | 20,82 | |
EBIT1,4 | 249,05 | 250,76 | 253,70 | 176,26 | 308,88 | 160,47 | 213,81 | |
EBIT-Marge5 | 17,97 | 17,56 | 16,68 | 12,34 | 18,41 | 9,12 | 10,86 | |
Jahresüberschuss1 | 172,85 | 173,63 | 177,29 | 120,81 | 144,58 | 109,95 | 130,64 | |
Netto-Marge6 | 12,47 | 12,16 | 11,66 | 8,45 | 8,62 | 6,25 | 6,64 | |
Cashflow1,7 | 287,14 | 205,64 | 301,75 | 278,47 | 346,69 | 268,09 | 282,79 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,00 | 2,01 | 2,05 | 1,39 | 1,63 | 1,24 | 1,52 | |
Dividende8 | 1,85 | 1,90 | 0,00 | 1,20 | 1,50 | 0,75 | 1,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Für 2025 peilt der Vorstand dann bereits eine EBITDA-Marge von rund 24 Prozent an – inklusive der zuletzt in den USA übernommenen Unternehmen wohlgemerkt. Auf Netto-schuldenfreier Basis würde Fielmann damit zum knapp Siebenfachen des für 2025 zu erwartenden EBITDA an der Börse gehandelt. Gemessen an der Höhe der Rendite und auch der langfristigen Marktposition ist das für unseren Geschmack absolut moderat. Rein mit Blick auf das klassische KGV klar nördlich von 20 sieht die Sache dagegen schon etwas anders aus. Hinzu kommt, dass Fielmann regelmäßig ansprechende Dividenden zahlt und sich auch in Sachen sozialer Verantwortung stets vorbildlich verhält. Das hat das Unternehmen unter anderem während der schwierigen Corona-Zeit bewiesen.
Unterm Strich ein modernes Familienunternehmen im besten Sinne und damit auch eine klassische Langfristanlage für boersengefluester.de. Das gilt umso mehr, wenn man sieht, was Herausforderer Mister Spex in den Jahren seit dem Börsengang an Geld verbrannt hat und nun vor einem großen Sanierungsprogramm samt Neuausrichtung steht. Dabei bewegt sich auch Mister Spex in einem grundsätzlich dankbaren Markt, denn je mehr Zeit die Menschen vor Smartphones und anderen Displays verbringen, desto mehr Brillen- und Kontaktlinsenträger wird es – auch bereits in jüngeren Jahren – geben.
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