Leider wieder ein Flop: Keiner wollte die Feike-Aktie kaufen. Vom 22. bis 28. Juli hat der chinesische Anbieter von Kinderschuhen und -mode versucht, 1 Mio. Aktien zu Preisen zwischen 6,00 und 7,90 Euro anzubieten. Nicht ein Stück sind die Chinesen losgeworden. Am 31. Juli dann die Erstnotiz: Stolze 7,50 Euro stehen um 9.18 Uhr an der Anzeigentafel in der Frankfurter Börse. Bis kurz nach 11 Uhr steigt der Kurs sogar auf 7,85 Euro. Das Volumen ist mit knapp 5000 Stück aber denkbar gering für die frühen Stunden eines ersten Handelstages. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die emissionsführende Acon Bank hier ein paar Stücke handelt, um Windowdressing zu betreiben. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Dividendenpapier in den kommenden Wochen entwickelt.
Überrascht ist das Management vom Desinteresse der deutschen Anleger nicht. Die Kommunikationsbemühungen der PR-Agentur hielten sich in sehr engen Grenzen. Eine Pressemeldung wurde nur an handverlesene Journalisten verteilt, zur Pressekonferenz wurde gar nicht erst eingeladen. Wahrscheinlich eine Vorsichtsmaßnahme, denn die vorangegangene Emission JJ Auto ist in der Presse regelrecht zerrissen worden; und das ganze Segment mit Hohn und Spott überzogen.
Zugegeben, es hat eine Menge Probleme mit Unternehmen aus dem Reich der Mitte gegeben – und es gibt sie weiter: Verspätete Jahresabschlüsse, Auseinandersetzungen mit den Wirtschaftsprüfern, dubiose Machenschaften einzelner Vorstände und verfehlte Gewinnprognosen kommen bei diesen Firmen überdurchschnittlich häufig vor. Die Aktienkurse der meisten China-Aktien spiegeln das wider. Selten, dass ein Unternehmen mehr kostet als den Cash-Bestand oder den dreifachen Netto-Jahresgewinn. Kapitalgeber finden die Chinesen hierzulande inzwischen nicht mehr. Doch das ist offensichtlich auch gar nicht ihre Absicht. „Der Börsenplatz Frankfurt genießt in China einen exzellenten Ruf“, sagte Andy Hock Sim Liew, Finanzvorstand bei Feike. „Wir versprechen uns von dem Listing einen weiteren Imagegewinn. Dieser hilft uns, unsere Wettbewerbsposition und die Markenbekanntheit im boomenden chinesischen Markt für Kinderbekleidung weiter auszubauen und künftige Wachstumspläne zu realisieren.“
Zum Marketingevent verkommt also die Börsennotiz. Doch warum muss das Image dann durch eine – absehbar – verpatze Kapitalerhöhung ramponiert werden? Wer soll die Aktie kaufen, wenn vorher bekanntgegeben wird, dass sich niemand für die Dividendenpapiere interessiert? Wenn schon Marketing, dann doch bitte professionell. Zweimal war die BankM mit ihrer Strategie erfolgreich, die Aktien fast zu verschenken. Die Modefirma Van Camel und der Textilhersteller Tintbright kosteten beim Börsengang nur etwa den einfachen Jahresgewinn und hatten darüber hinaus eine zweistellige Dividendenrendite. Das schmerzt die chinesischen Manager. Verschleudern der mit den eigenen Händen aufgebauten Firma – da blutet das Herz. „Es war schon schwer genug, das Feike-Management von einem KGV zwischen drei und vier zu überzeugen“, sagt Michael Schatzschneider, Head of Capital Markets bei der Acon Bank.
Van Camel und Tintbrigt sind inzwischen die einzigen Aktien im streng regulierten Börsensegment Prime Standard, die über ihrem Ausgebepreis notieren – und das mit rund 100 Prozent recht deutlich. Mit so einem Chart kann man sich – in China bei den Kunden und in Deutschland bei den Anlegern sehen lassen – auch wenn er kein frisches Geld in die Kasse bringt. Noch immer wird die Bedeutung des Kurs-Charts unterschätzt. Er ist das unauslöschliche Gedächtnis der Börse. Auf einen Blick bekommt der potenzielle Investor oder Geschäftspartner einen ersten Eindruck. Nicht selten entscheidet dieser erste Eindruck darüber, ob ein Interessent sich mit dem Unternehmen weiter beschäftigt oder nicht. Für diesen ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Also wenn schon Marketing, dann bitte richtig.
Es bleibt zu hoffen, dass nach dem verpatzen Start wenigstens genug Geld zur Verfügung gestellt wird, die Feike-Aktie über ihrem Ausgabekurs zu halten. Leicht wird das nicht. Mehr als ein Viertel der Altaktionäre könnten jetzt Kasse machen. Es bedarf großer Überzeugungsarbeit des Managements, sie davon abzuhalten.