Mit Feike kommt eine weitere interessante chinesische Firma in Deutschland an die Börse. Der Anbieter von Kinderschuhen und -mode ist wie die meisten hierzulande gelisteten Modeunternehmen schnell und profitabel gewachsen. Nun soll die Lockerung der „Ein-Kind-Politik“ in China das Geschäft auf Touren bringen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von mehr als drei ist die Aktie aber im Vergleich zum Durchschnitt der hier gelisteten chinesischen Unternehmen recht hoch bewertet. Die letzten erfolgreichen Neuemissionen aus dem Reich der Mitte wurden mit einem KGV von eins und einer zweistelligen Dividendenrendite angeboten. Ihre Aktienkurse verdoppelten sich inzwischen, während JJ Auto seit der Erstnotiz Mitte Juni bereits rund ein Drittel an Wert verloren hat. Zudem könnten die sieben Altaktionäre, die rund 27 Prozent der Aktien besitzen und für die keine Haltefrist (Lock Up) gilt, die Möglichkeit zum Kasse machen nutzen und damit den Aktienkurs in die Knie zwingen. Einige institutionelle Investoren stören sich daran, dass Michael Schatzschneider, Chef des Kapitalmarktteams der emissionsbegleitenden Acon Actienbank, wie bei JJ Auto den Aufsichtsratsvorsitz übernommen hat. Sie fürchten Interessenkonflikte.
Mit einem Anteil von 4,0 Prozent am stark fragmentierten Kinderschuhmarkt in China ist Feike der zweitgrößte Anbieter hinter ABC Kids mit 4,6 Prozent. Das Unternehmen bietet Kinderschuhe unter den drei Marken Feike, Atongmu und Lanmao an. Dabei sind Feike – Schuhe für Kinder im Alter zwischen acht bis 16 – und Atongmu – für Kinder bis acht Jahre – im mittleren bis gehobenen Preissegment angesiedelt. Lanmao fokussiert sich ebenfalls auf die jüngeren Kinder, ist aber günstiger. Unter dieser Marke wird zudem Kinderkleidung verkauft. „Den Umsatz mit Kleidung wollen wir zügig ausbauen, indem wir Textilien auch unter den beiden anderen Marken anbieten“, sagt Andy Hock Sim Liew, seit zwei Jahren Finanzvorstand bei Feike. „Dieser Markt ist mit etwa 15 Mrd. Euro dreimal so groß wie der chinesische Kinderschuhmarkt.“ Rund die Hälfte der Schuhe und alle übrigen Modeartikel werden von Subunternehmern zugekauft. Damit kann sich das Unternehmen teilweise des Preisdrucks erwehren, der durch die zunehmende Billigkonkurrenz aus Ländern mit noch niedrigeren Sozial- und Umweltstandards, inzwischen auch den chinesischen Markt trifft. Wie in China üblich, so werden auch die Feike-Produkte über ein Netzwerk von 2300 Händlern verkauft, die ausschließlich Waren des Unternehmens anbieten.
Im vergangen Jahr wuchs der Umsatz um 18 Prozent auf 108 Mio. Euro. Knapp 20 Mio. Euro davon wurde mit Kleidung erzielt. Unterm Strich blieb ein Gewinn von satten 20 Mio. Euro, entsprechend rund zwei Euro pro Aktie. Das will Liew in diesem Jahr toppen. Der Umsatz soll um 15 Prozent zunehmen und auch der Gewinn soll – trotz der Emissionskosten und steigender Marketingaufwendungen – zunehmen. Da muss er sich aber noch anstrengen. Im ersten Quartal legten die Umsätze „nur“ um knapp 8 Prozent auf 23 Mio. Euro zu. Um das künftige Wachstum ist Liew nicht bange. So schätzte die International Business Times im Mai dieses Jahres, dass die Lockerung der „Ein-Kind-Politik“ (Paare, die selbst keine Geschwister haben, sollen künftig ein zweites Kind haben dürfen.) in fünf Jahren zu 10 Millionen mehr Babys und zusätzlichen Ausgaben für sie von rund 790 Mrd. Dollar führen wird.
Das Geschäftsmodell kommuniziert Liew, der auch teilweise in Malaysia arbeitet, in gut verständlichem Englisch überzeugend. Dennoch empfehlen wir Privatinvestoren, das Papier nicht zu zeichnen. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird die Feike-Aktie schon in wenigen Monaten deutlich günstiger zu haben sein. Bis zum 28. Juli werden bis zu 1,0 Mio. neue Aktien in einer Spanne zwischen 6,00 bis 7,90 Euro in Deutschland und Polen angeboten. Wenn – trotz der Urlaubszeit – mit den Registergerichten alles klappt, sehen wir am 31. Juli die erste Notiz der Feike-Aktie.
Bild: Feike AG