Die zweite Phase der Barkapitalerhöhung von FCR Immobilien ist noch gar nicht abgeschlossen, da wendet sich die Immobiliengesellschaft bereits wieder mit einer Anleiheemission an die Investoren. Zur Zeichnung steht ein mit einem Kupon von 5,25 Prozent versehener 30-Millionen Euro-Bond – gestückelt in Einheiten zu je 1.000 Euro und einer Laufzeit von fünf Jahren. Einen konkreten Plan für die Mittelverwendung hat die Gesellschaft noch nicht vorgelegt. Wer jedoch die jüngsten Meldungen um Käufe und Verkäufe von Fachmarktzentren oder auch dem Erwerb des Hotels Wasserschloss Westerburg im Harz verfolgt, sieht, wie umtriebig Vorstand Falk Raudies unterwegs ist. Ähnlich wie Rolf Elgeti, CEO der Deutsche Konsum REIT, spielt er jedenfalls die Klaviatur in Sachen Unternehmensfinanzierung rege aus.
Wichtig für Bond-Anleger: Die bisherigen drei Anleihen liefen allesamt recht gut – das gilt damit also auch für das noch mit 0,75 Prozentpunkten höher verzinste Vorgängermodell von 2018 bis 2023 mit der WKN A2BPUC (siehe dazu auch das Interview auf boersengefluester.de HIER). Gemessen daran hängt die Performance der seit November 2018 im Börsensegment Scale gelisteten FCR-Aktie fast schon ein wenig zurück. Von der allgemein guten Börsenstimmung seit Jahresbeginn kam jedenfalls kaum etwas bei dem Titel an – vermutlich eine unmittelbare Folge der noch laufenden zweiten Tranche aus der Kapitalerhöhung. Die gegenwärtige Marktkapitalisierung beträgt rund 74,5 Mio. Euro. Zum Vergleich: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte 2018 von 4,9 auf 10,1 Mio. Euro. Die für Immobiliengesellschaften maßgebliche Kennzahl Funds From Operations (FFO) gibt das Unternehmen mit 5,1 Mio. Euro an. Allerdings sind hierin – was in der engen Definition des FFO unüblich ist – auch Veräußerungserlöse enthalten. Dementsprechend gespannt sind Anleger wohl auf den für Mai 2019 angesetzten Geschäftsbericht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 16,39 | 37,30 | 38,91 | 26,56 | 52,49 | 35,00 | 56,63 | |
EBITDA1,2 | 4,93 | 7,60 | 18,47 | 14,84 | 19,16 | 28,56 | 24,22 | |
EBITDA-Marge3 | 30,08 | 20,38 | 47,47 | 55,87 | 36,50 | 81,60 | 42,77 | |
EBIT1,4 | 3,74 | 7,10 | 18,11 | 14,42 | 18,55 | 27,45 | 23,00 | |
EBIT-Marge5 | 22,82 | 19,03 | 46,54 | 54,29 | 35,34 | 78,43 | 40,62 | |
Jahresüberschuss1 | 0,98 | 2,90 | 9,75 | 9,56 | 12,15 | 14,18 | 8,70 | |
Netto-Marge6 | 5,98 | 7,77 | 25,06 | 35,99 | 23,15 | 40,51 | 15,36 | |
Cashflow1,7 | 2,69 | 11,34 | -3,67 | 9,87 | 13,31 | 18,51 | 25,15 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,11 | 0,16 | 1,07 | 1,05 | 1,25 | 1,45 | 0,89 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,35 | 0,30 | 0,30 | 0,35 | 0,35 | 0,25 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: MSW |
Nun: Die Analysten von First Berlin haben erst kürzlich ihre Kaufen-Einschätzung mit Kursziel 25 Euro für die Aktie bestätigt. Zudem goutieren die Experten, dass FCR zur Hauptversammlung am 26. Juni 2019 eine Dividende von 0,35 Euro pro Anteilschein vorschlagen will. Was den Fremdkapitalgebern der Zins ist, ist den Aktionären die Dividende. So gesehen ist es auch kein Widerspruch, dass eine schnell wachsende Gesellschaft wie FCR Immobilien Kapitalerhöhungen durchführt, Anleihen emittiert – und trotzdem einen Teil der Gewinne wieder auskehrt. Größter Profiteur dabei ist indes CEO Raudies, dem rund 68 Prozent der FCR-Aktien zuzurechnen sind. Losgelöst davon enthält der 206 Seiten umfassende Wertpapierprospekt für die jetzt zu emittierende Anleihe gut 30 Hinweise zu unternehmensbezogenen Risiken – im Grunde die üblichen Dinge in so einem Dokument.
Aus Sicht von boersengefluester.de sind die beiden wichtigsten Hinweise:
- Das Geschäft der FCR-Gruppe hat einen großen (Vor-)Finanzierungsbedarf, wobei das Risiko besteht, dass die erforderlichen Finanzierungen nicht oder nicht zu akzeptablen Konditionen erhalten werden.
- Die FCR-Gruppe unterliegt dem Mietausfall-und dem Mietminderungsrisiko sowie dem Risiko des Leerstandes von Bestandsflächen.
Die Chancen hingegen fasst Vorstand Falk Raudies am besten zusammen: „Ein attraktiver Zins von 5,25 Prozent kombiniert mit einem umfangreichen Sicherungskonzept und einem seit Jahren am Markt erfolgreichen Emittent – ich denke, unsere neue Unternehmensanleihe ist sowohl für Privatanleger als auch für Institutionelle interessant.“ Aktueller Zwischenstand: Bereits 5,4 Mio. Euro sind von der Anleihe platziert. Dabei läuft die Zeichnungsfrist noch bis zum Wochenende nach Ostern am 26. April.
Foto: Clipdealer